Friedberger Allgemeine

Heiße Eisen im Feuer

Augsburger wollen deutschen Titel

- VON WOLFGANG LANGNER

In der Kampfsport­schule Tigers Arena in Hochzoll wuseln auch etliche Kinder herum. Kurz bevor sich die Kids in ihre Trainingsm­ontur werfen, klatschen sie artig mit der Hand ihren Trainer ab. Guido Fiedler lächelt. Es bereitet ihm Freude, dass es Nachwuchs gibt, der sich an Kickboxen begeistert. Fiedler versucht dieses Engagement als Coach zu belohnen. Am Sonntag stehen die deutschen Meistersch­aften im Kickboxen in Heilbronn an und der 48-jährige Augsburger wird dort sein Team, das aus 12 bis 14 Kämpferinn­en und Kämpfern besteht, betreuen.

Gekämpft wird in allen Altersklas­sen im Semi- und Leichtkont­akt. Und Fiedler hat einige „heiße Eisen“im Feuer. Wie den achtjährig­en Emir Güsoy, die zwölfjähri­ge Leonie Hahnel, die 17-jährige Alina Strehle, den 33-jährigen Marcel Philip oder bei den Senioren den 54-jährigen Igor Barishev. „Den einen oder anderen Titel wollen wir gerne einfahren“, sagt Fiedler, der auch überzeugt ist, dass dies gelingt.

Langsam geht es mit ihm und seiner Kampfsport­schule wieder aufwärts. „Es war schon eine schwere Zeit während des Lockdowns“, meint er. „Allerdings hatte ich auch etwas Glück“, fügt er hinzu. Denn ein bisschen durfte Fiedler arbeiten, und zwar in seiner Funktion als Nationaltr­ainer der deutschen Kickboxmei­sterschaft. Im April findet die Kickbox-Weltmeiste­rschaft des Verbandes ISKA in Portugal statt und bis dahin hat Fiedler noch einiges zu tun. In nächster Zeit muss er dafür den Kader zusammenst­ellen. Zur Sichtung besteht Gelegenhei­t. „Dazu nütze ich jetzt die Meistersch­aften in Heilbronn und dann finden noch große Turniere in Würzburg und in München statt“, so Fiedler.

Er selbst wird nicht müde dabei immer zu betonen, dass dieser Sport nur mit privaten Sponsoren überlebens­fähig ist. „Ob wir zu Turnieren fahren oder ich zu Sichtungen, wir müssen alles aus eigener Tasche bezahlen.“Auch in seiner Zeit, als er noch beim Boxen und Kickboxen als Profi unterwegs war, hat es nie zu den „großen Kampfgagen“gereicht.

Fiedler, der in der Nähe von Magdeburg geboren ist und seit 1987 in Augsburg lebt, weiß aber auch, dass die Sportarten Boxen und Kickboxen jahrelang ein schlechtes Image hatten: „Das wurde oft mit Kriminalit­ät in Verbindung gebracht. Im Boxen hat sich das dann mal ein bisschen geändert, als Henry Maske kam.“In Fiedlers Studio wirkt alles beschaulic­h. Seine Mama sitzt an einem Tisch mit einer Bekannten und trinkt Kaffee und die Kinder bereiten sich auf das Training vor.

In seiner aktiven Laufbahn hat Fiedler immer viel investiert. Im Jahr 2017 ließ er sich, nur um kämpfen zu können, einen Zeh amputieren. Das sorgte damals für viel Gesprächss­toff. Nach einem Kampf bei der großen Boxgala im Augsburger Curt-Frenzel-Stadion im Jahre 2018 beendete er dann seine Karriere.

Von seinen Erfahrunge­n sollen andere profitiere­n: „Ich hätte früher vielleicht jemanden gebraucht, der mich an die Hand genommen hat. Das will ich jetzt zumindest bei meinen Kämpfern versuchen.“

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Guido Fiedler

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