Heiße Eisen im Feuer
Augsburger wollen deutschen Titel
In der Kampfsportschule Tigers Arena in Hochzoll wuseln auch etliche Kinder herum. Kurz bevor sich die Kids in ihre Trainingsmontur werfen, klatschen sie artig mit der Hand ihren Trainer ab. Guido Fiedler lächelt. Es bereitet ihm Freude, dass es Nachwuchs gibt, der sich an Kickboxen begeistert. Fiedler versucht dieses Engagement als Coach zu belohnen. Am Sonntag stehen die deutschen Meisterschaften im Kickboxen in Heilbronn an und der 48-jährige Augsburger wird dort sein Team, das aus 12 bis 14 Kämpferinnen und Kämpfern besteht, betreuen.
Gekämpft wird in allen Altersklassen im Semi- und Leichtkontakt. Und Fiedler hat einige „heiße Eisen“im Feuer. Wie den achtjährigen Emir Güsoy, die zwölfjährige Leonie Hahnel, die 17-jährige Alina Strehle, den 33-jährigen Marcel Philip oder bei den Senioren den 54-jährigen Igor Barishev. „Den einen oder anderen Titel wollen wir gerne einfahren“, sagt Fiedler, der auch überzeugt ist, dass dies gelingt.
Langsam geht es mit ihm und seiner Kampfsportschule wieder aufwärts. „Es war schon eine schwere Zeit während des Lockdowns“, meint er. „Allerdings hatte ich auch etwas Glück“, fügt er hinzu. Denn ein bisschen durfte Fiedler arbeiten, und zwar in seiner Funktion als Nationaltrainer der deutschen Kickboxmeisterschaft. Im April findet die Kickbox-Weltmeisterschaft des Verbandes ISKA in Portugal statt und bis dahin hat Fiedler noch einiges zu tun. In nächster Zeit muss er dafür den Kader zusammenstellen. Zur Sichtung besteht Gelegenheit. „Dazu nütze ich jetzt die Meisterschaften in Heilbronn und dann finden noch große Turniere in Würzburg und in München statt“, so Fiedler.
Er selbst wird nicht müde dabei immer zu betonen, dass dieser Sport nur mit privaten Sponsoren überlebensfähig ist. „Ob wir zu Turnieren fahren oder ich zu Sichtungen, wir müssen alles aus eigener Tasche bezahlen.“Auch in seiner Zeit, als er noch beim Boxen und Kickboxen als Profi unterwegs war, hat es nie zu den „großen Kampfgagen“gereicht.
Fiedler, der in der Nähe von Magdeburg geboren ist und seit 1987 in Augsburg lebt, weiß aber auch, dass die Sportarten Boxen und Kickboxen jahrelang ein schlechtes Image hatten: „Das wurde oft mit Kriminalität in Verbindung gebracht. Im Boxen hat sich das dann mal ein bisschen geändert, als Henry Maske kam.“In Fiedlers Studio wirkt alles beschaulich. Seine Mama sitzt an einem Tisch mit einer Bekannten und trinkt Kaffee und die Kinder bereiten sich auf das Training vor.
In seiner aktiven Laufbahn hat Fiedler immer viel investiert. Im Jahr 2017 ließ er sich, nur um kämpfen zu können, einen Zeh amputieren. Das sorgte damals für viel Gesprächsstoff. Nach einem Kampf bei der großen Boxgala im Augsburger Curt-Frenzel-Stadion im Jahre 2018 beendete er dann seine Karriere.
Von seinen Erfahrungen sollen andere profitieren: „Ich hätte früher vielleicht jemanden gebraucht, der mich an die Hand genommen hat. Das will ich jetzt zumindest bei meinen Kämpfern versuchen.“