Friedberger Allgemeine

Räuchern mit Raute

Eine Firma setzt Angela Merkel ein ganz besonderes Denkmal

- VON SARAH SCHIERACK

Als Bundeskanz­lerin steht man ständig unter Beobachtun­g, jede Äußerung wird notiert, jedes Schimpfen und Granteln mitgeschni­tten. Entspreche­nd stoisch und beherrscht wirkte Angela Merkel meistens in den 16 Jahren ihrer Amtszeit – obwohl es an Anlässen nicht mangelte, zu denen der Durchschni­ttsmensch aus der Haut gefahren wäre.

Nun, da die Regierungs­zeit der Kanzlerin ausläuft, kann sie endlich Dampf ablassen, genauer gesagt: Rauch. Pünktlich zum Ende der Merkel-Ära hat das traditions­reiche Unternehme­n Seiffener Volkskunst aus dem Erzgebirge eine MerkelRäuc­herfrau auf den Markt gebracht – in typischer Kanzlerinn­enHaltung mit Raute und einem Blazer in Rosa, Türkis oder Violett. 400 Merkel-Figuren wurden produziert, alle waren sofort vergriffen. „Der Erfolg hat uns überrumpel­t. Innerhalb weniger Tage waren wir ausverkauf­t“, sagt Unternehme­nschef Sven Reichel. Man habe erst einmal wieder Holz nachbestel­len müssen – Esche für den Körper und Weißbuche für den Kopf.

Bald dürfte die Räucherfra­u also in einigen tausend Wohnzimmer­n landauf und landab stehen

– als Erinnerung an die Kanzlerin, die in den kommenden Wochen und Monaten nach und nach aus den Nachrichte­n verschwind­en wird und auch zuletzt schon eher als Randfigur im Wahlkampf auftrat.

So gesehen passt die Räucherfra­u, die immer auch für ein Stück Gemütlichk­eit steht, gut zur BaldPensio­närin Merkel. Die hat in einer Gesprächsr­unde einmal skizziert, wie sie sich die Zeit nach der Kanzlerinn­enschaft vorstellt: Sie werde erst mal eine Pause einlegen. „Und dann werde ich vielleicht versuchen, was zu lesen, dann werden mir die Augen zufallen, weil ich müde bin, dann werde ich ein bisschen schlafen, und dann schauen wir mal.“

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Foto: dpa

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