Zitterpartie für Klöckner, Triumph für Lauterbach
In einigen Wahlkreisen kam es zu prominenten Duellen um die Direktmandate. Von einem Amtsbonus konnte oft nicht die Rede sein
Augsburg Neben der großen Frage, wer Deutschland künftig regiert, gab es auch in den knapp 300 Wahlkreisen spannende Entscheidungen. So kam es zu prominenten Duellen, amtierende Minister verpassten Direktmandate und kontroverse Kandidaten scheiterten. Ein Überblick.
Im Wahlkreis Saarlouis stritten gleich zwei Bundesminister um das Direktmandat. Als Sieger ging Heiko Maas (SPD) hervor. Der Außenminister kam nach dem vorläufigen Ergebnis auf 36,7 Prozent der Stimmen, Wirtschaftsminister Peter Alt maier (CDU) holte nur 28 Prozent. 2017 konnte Altmaier den Wahlkreis noch für sich entscheiden. Über die Landesliste schafft er es auch dieses Mal in den Bundestag.
In Potsdam stritten sogar zwei Kanzlerkandidaten um das Direktmandat. Hier setzte sich auch der Spitzenkandidat des Wahlsiegers SPD durch: Olaf Scholz strich 34 Prozent der Stimmen ein, GrünenChefin Annalena Baerbock erreichte 18 Prozent.
Zu einem spannenden Duell kam es in Nordrhein-Westfalen. Dort trat Integrations-Staatssekretärin Serap Güler (CDU) gegen den polarisierenden SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach an. Das Ergebnis wurde deutlich: Lauterbach lag nach der Auszählung des Großteils der Stimmbezirke in Köln mit 45,9 Prozent vor Güler (17,6 Prozent). In den Leverkusener Bezirken lag er bei 45,2 Prozent vor Güler mit 22,4 Prozent. Besonders brisant war das Duell, da Lauterbach von seinem Landesverband auf einen hinteren Listenplatz verbannt wurde und daher ohne das Direktmandat aus dem Bundestag geflogen wäre. Zuletzt hatte er Ambitionen auf das Amt des Gesundheitsministers geäußert.
Zwei bundesweit bekannte Politiker traten auch im Berliner Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg an. SPD-Parteivize Kevin Kühnert (27,1 Prozent) setzte sich dort gegen die
Grünen-Politikerin Renate Künast (25,1) durch. Kühnert zieht damit erstmals in den Bundestag ein.
Kanzleramtsminister Helge Braun bekam in seinem hessischen Wahlkreis Gießen 29,6 Prozent der Erststimmen. Gegen ihn setzte sich mit Felix Döring ein 30-jähriger Lehrer (SPD) durch, der auf 30,4 Prozent der Stimmen kam. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) erreichte im Wahlkreis Kreuznach in
Rheinland-Pfalz laut Landeswahlleiter nur 29,1 Prozent. Die Landwirtschaftsministerin verlor damit gegen den Konkurrenten von der SPD Joe Weingarten, der 33 Prozent der Stimmen bekam. Klöckner schaffte es nur über den Umweg der Landesliste ins Parlament. Verteidigungsministerin Annegret Kramp Karrenbauer verlor im Wahlkreis Saarbrücken mit 25,1 Prozent der Stimmen. Die Verteidigungsministerin und Ex-CDU-Chefin hatte das Direktmandat im Wahlkreis Saarbrücken für die CDU zurückerobern wollen.
Viel Unruhe gab es um die Kandidatur von HansGeorg Maaßen (CDU). Der ehemalige Chef des Verfassungsschutzes gilt als Rechtsausleger seiner Partei. Die Kontroversen um die Personalie hätte sich die CDU sparen können, der Politiker scheiterte deutlich. Nach Auszählung aller Stimmen im Südthüringer Wahlkreis kam er auf 22,3 Prozent der Erststimmen. Sein SPD-Kontrahent, der Olympiasieger und Ex-BiathlonBundestrainer, Frank Ullrich, holte das Direktmandat mit 33,6 Prozent der Erststimmen. Philipp Amthor schwankte in der vergangenen Legislaturperiode zwischen Nachwuchshoffnung der CDU und Korruptionsvorwürfen. Nun wurde er in seinem Wahlkreis nur Dritter. Der 28-Jährige landete mit 20,7 Prozent der Stimmen deutlich hinter den Konkurrenten. Enrico Komning (AfD) kam demnach auf 24,3 Prozent der Stimmen, SPD-Bewerber Eric von Malottki auf 24,8 Prozent. Doch auch Amthor hatte Glück und schaffte es über die Liste.