Mit James Bond um die Welt
Man begegnet dem Geheimagenten immer wieder. Denn er ist in seinen Filmen weit gereist. Wer sich auf die Fährte des Geheimagenten begeben möchte, findet hier die richtigen Reisetipps
Er schwimmt durch türkisfarbenes Meer, brettert über schneebedeckte Berggipfel, liefert sich Verfolgungsjagden durch belebte Stadtzentren – ein „James Bond“weckt immer ein bisschen Sehnsucht. Nach der großen, weiten Welt. Nach Abenteuer und Nervenkitzel. Wir haben ein paar lohnenswerte James-BondReiseziele zusammengestellt, für alle, die sich auf die Spuren des legendären Agenten 007 begeben wollen.
Wer den Drehorten des aktuellen James Bond-Films folgen will, muss ganz schöne Wegstrecken zurücklegen. Eigentlich hat sich der Agent in „No time to die“auf Jamaika zur Ruhe gesetzt. Er wird aber noch einmal mit einer gefährlichen Mission beauftragt, denn es gilt einen Wissenschaftler zu retten. Mit 47 Millionen Kronen, also knapp fünf Millionen Euro, soll die norwegische Filmfördergesellschaft der Bond-Crew Norwegen als Drehort schmackhaft gemacht haben. Im Trailer des Filmes flüchtet ein Mädchen auf einem zugefrorenen See vor einem maskierten Mann. Die Szene wurde auf dem Langvann gedreht. Er liegt in der Nähe des Dorfes Hakadal in der Region Akerhus nördlich von Oslo. Und Norwegen weiß, wie man für sich Werbung macht. Die Atlantikstraße, die mit sieben Brücken von Insel zu Insel führt, ist natürlich perfekt für eine Verfolgungsjagd.
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Und weiter geht es ganz in den Süden. Der Sprung mit dem Motorrad über eine Mauer in Matera von der Unterstadt in die Oberstadt ist schon legendär, bevor „No time to die“überhaupt in die Kinos kommt. Vor einigen Jahren kannte noch kaum jemand die süditalienische Stadt, die lange Zeit nur wegen der unfassbaren Armut ihrer Bewohner, die in Höhlenwohnungen hausten, bekannt war. Alles längst Geschichte. Die einst bettelarme Unterstadt ist mittlerweile Kulturerbe und Touristenattraktion. Und nun auch Filmschauplatz, seit Daniel Craig mit dem Motorrad durch die schmalen Gassen bretterte und den Aston Martin über den Kirchplatz schleuderte.
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Mit Bond wird ja alles etwas glamouröser. Sogar das stille Lesachtal in Österreich, das einmal mit seiner Ursprünglichkeit warb. Seit Daniel Craig dort im Skigebiet Golzentipp spektakulär ein Flugzeug in eine Holzhütte steuerte, ist es auch in Osttirol mit der Beschaulichkeit vorbei. Wie immer war der Aufwand auch für die Bond-Folge Spectre hoch. Um die Verfolgungsjagd im Lesachtal perfekt zu inszenieren, wurde extra eine Schneise in den Wald geschlagen und unterirdische Stromleitungen verlegt. Zehn Hütten wurden umgesetzt bzw. zusätzlich errichtet und nach den Dreharbeiten wieder fein säuberlich zerlegt. Den Originalschauplatz der Verfolgungsjagd gibt es also nicht mehr hundertprozentig. Original Spectre-Feeling gibt es allerdings in Sölden, Die würfelförmige gläserne Gipfelstation des Gaislachkogls ist im Film die Hoffler Klinik der Psychologin Dr. Madeleine Swann (Lea Seydoux). Und wer das Vermarktungstalent der Söldener kennt, weiß: Natürlich gibt es an der Bar des Ice Q Wodka-Martini. Und wer will, kann sich auch in einem JamesBond-Museum auf der Bergspitze umschauen.
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So beschaulich wie in „Der Mann mit dem goldenen Colt“ist der Khao Phing Kan – besser bekannt als der James-Bond-Felsen – nicht mehr. Wenn nicht gerade CoronaPandemie ist, strömen jedes Jahr Massen von Touristen zu der berühmten Felsnadel nach Thailand, wo sich Bond (Roger Moore) einst das Pistolenduell mit dem Bösewicht Francisco Scaramanga (Christopher Lee) lieferte. Die Aussicht in der Phang-Nga-Bucht ist atemberaubend – man teilt sie allerdings mit vielen, vielen Touristen: Die bewachsene Felsnadel, von vielen kleinen Höhlen durchlöchert, erhebt sich gut 300 Meter hoch aus dem grünen Meer.
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Top secret! Das MI6-Hauptquartier, das in „Die Welt ist nicht genug” und „Skyfall“in die Luft gesprengt wird, ist tatsächlich die Zentrale des Secret Intelligence Service. Die Organisation hat den Filmemachern die Außenaufnahmen des eindrucksvollen Gebäudes im Londoner Stadtteil Vauxhall erlaubt – quasi als Tribut für James Bond.
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Einen James-Bond-Stunt selbst erleben? Kein Problem am Verzasca-Staudamm in der Schweiz. 220 Meter stürzt sich Bond alias Pierce Brosnan in die Tiefe – und Mutige können es ihm gleichtun. An der Staumauer wurde nämlich kurz nach dem Erscheinen von „Golden Eye“eine Bungeesprung-Anlage eingerichtet. Aber ist schon eine Wahnsinnsmutprobe. Das Verzasca-Tal erlebt seitdem einen wahren Besucheransturm – aber die wenigsten wagen es, hier James Bond gleichzutun. Die meisten sind Wanderer und Spaziergänger, die das tiefdunkle Grün des Verzasca-Flusses bestaunen. Wer die Füße lieber auf dem Boden behält, der kann die Aussicht auf den Lago di Vogorno und das Tessin genießen, während das Kreischen der Bungee-Jumper durch das Tal hallt.
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Nicht weit vom Lago di Vogorno entfernt liegt ein weiterer JamesBond-Hotspot: der Comer See. Hierher kam Bond mehrmals für großes Kino: In der Villa del Balbianello erholt sich der Geheimagent von der Folter in „Casino Royale“und küsst zum ersten Mal seine große Liebe Vesper Lynd. Übrigens pilgern nicht nur James-Bond-Fans auf die Halbinsel in Lenno – denn dort wurde auch die Hochzeitsszene aus „Star Wars: Episode II“gedreht. Am Comer See startet der Geheimagent mit gebrochenem Herzen am Ende von „Casino Royale“auch seinen Rachefeldzug: In der Auffahrt der Villa Gaeta schießt er dem Bösewicht Mr. White ins Bein. Wer wie James Bond dort mal vorfahren möchte, hat Glück: In dem Anwesen bei San Siro werden auch Ferienwohnungen vermietet. Wer allerdings am Comer See auch fahrtechnisch auf Bonds Spuren rasen möchte, der hat Pech: Die spektakuläre Verfolgungsjagd zu Beginn von „Ein Quantum Trost“, bei der das Film-Team übrigens acht Aston Martin DBS (Stückpreis rund 275000 Euro) geschrottet haben soll, scheint nur am Comer See zu spielen. In Wirklichkeit wurde sie aber am Gardasee gedreht. Unter anderem: auf der Strada Proviciale 38. Sie ist eine Fahrt wert, gilt sie doch als eine der schönsten Straßen der Welt. Winston Churchill nannte sie sogar das „Achte Weltwunder“. Sie hat langjährige Rennfahrer-Erfahrung: Die legendäre „Mille Miglia“-Rallye führt auch über die SP38. Wem nach all den Kurven schlecht geworden ist, kann sich hinterher in Limone Sul Garda einen Martini bestellen – aber bitte: agitato, non mescolato!
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Als Ursula Andress im weißen Bikini den Strand auf Jamaica betrat, hat sie nicht nur James Bond in „Dr. No“den Kopf verdreht. Der Originaldrehort kann nur mit Sondererlaubnis besichtigt werden. Das Gelände gehört heute zu einem Gästehaus der Regierung. Für Besucher zugänglich ist dafür „Goldeneye“. Ian Fleming, Autor der Bond-Romane, hat das Anwesen selbst entworfen und seine Romane hier geschrieben. Auch die Dunn’s River Falls nahe Ochos Rios sind für Besucher zugänglich: Wer möchte, kann wie Ursula Andress im Bikini durch die Fluten waten.
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Das Taj Mahal sieht man von der indischen Stadt Udaipur aus zwar nicht – auch wenn es in „Octopussy“keine 20 Kilometer entfernt zu liegen scheint. Der strahlend weiße Shiv Niwas Palace ist dafür genauso eindrucksvoll wie im Film. Hier verbringt Bond (Roger Moore) die Nacht mit Bond-Girl Magda (Kristina Wayborn), das sich anschließend mit einem Sari abseilt. Auf einer Insel im Pichola-See liegt der Taj Lake Palace, im Film Octopussys Wasserpalast. Beide Paläste können Touristen besichtigen – und für viel Geld eine der Luxus-Suiten bewohnen.
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Venedig ist nicht nur ein Reiseziel für frisch Verliebte. Der Canal Grande spielte für mehrere James Bond Filme eine wichtige Rolle. Erst entkam Roger Moore 1979 in „Moonraker“in einer Art Hoovercraft-Gondel seinen Verfolgern, 36 Jahre später versucht Daniel Craig in „Casino Royale“das geliebte Bondgirl Vesper Lynd aus einem einstürzenden Haus am Hauptkanal zu retten – schön spektakulär, aber leider vergeblich. Ebenso vergeblich ist die Suche nach dem Haus, das da versank. Aber der Canal Grande ist so oder so eine Reise wert – vielleicht nicht ganz James-Bond-Luxus-Style, aber schön: eine Fahrt auf dem Vaporetto.
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Eine der ungewöhnlichsten Liebesszenen der James-Bond-Geschichte spielte sich am Zuckerhut im brasilianischen Rio de Janeiro ab. Genauer gesagt an der Talstation, in die der Beißer mit seiner Gondel nach einem Kampf mit dem Agenten Bond ungebremst hineingerast ist. Hier traf der Bösewicht in „Moonraker“auf die kleinwüchsige Dolly – Liebe auf den ersten Blick. Auf dem Amazonas kommt es wieder zu einer Verfolgungsjagd zwischen Bond und Beißer, die an den berühmten Iguazú-Wasserfällen endet. Iguazú – das sind 20 große und viele hundert kleine Wasserfälle mitten in einem brasilianischen Nationalpark.
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James Bond und Kultur – das lässt sich am besten auf der Bregenzer Seebühne überein bringen. Hier liefert sich in „Ein Quantum Trost“während einer Aufführung von Puccinis „Tosca“Daniel Craig eine Schießerei mit den Leibwächtern seines Gegners Greene – und jagt dabei die Küche in die Luft.
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Die Hochhäuser ragen wie Gerippe aus Stahl und Beton in den Himmel, die Fensterscheiben sind eingeschlagen, Trümmer am Boden – die Geisterstadt aus Skyfall, in der sich der Cyberterrorist Raoul Silva (Javier Bardem) versteckt, wurde von der japanischen Insel Hashima inspiriert. Aus der Ferne wirkt die Insel wie ein monströses Kampfschiff. Sie gehört zu Nagasaki und wurde Mitte der 70er Jahre verlassen, nachdem die unterseeische Kohleförderung dort eingestellt worden war. Seither ist die Insel bis auf ein paar Katzen unbewohnt, die Stadt Nagasaki bietet aber geführte Bootstouren in diese apokalyptisch wirkende Umgebung an. Bequemer und genauer kann man die Insel von daheim aus erkunden: Google Streetview war dort und hat Areale der verlassenen Stadt gefilmt.
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Es ist nur eine kurze Filmsequenz, doch die ist für James Bond (George Lazenby) in „Im Geheimnis Ihrer Majestät“entscheidend. Bond, der sich als Wappenkundler ausgibt, bittet den Schurken Blofeld, ihn zum Augsburger Dom zu begleiten, zu den Grabmälern der Bleuchamps. Und damit verrät er sich: Die Gebeine Bleuchamps liegen in der Annakirche – aber nur im Film. In der Realität liegen in dem Renaissance-Bau mitten in der Augsburger Innenstadt die Gebeine einiger Fugger – in der Fuggerkapelle natürlich. Gedreht wurde damals aber nicht in Augsburg, angeblich aus Kostengründen. Die Annakirche hat dennoch nicht nur Welt-, sondern auch ein wenig Filmgeschichte geschrieben.