Friedberger Allgemeine

Warum der FCA eben nicht wie RB Leipzig ist

Union-Präsident Dirk Zingler sieht Parallelen zwischen den beiden Bundesligi­sten. Die Modelle sind allerdings sehr verschiede­n, selbst wenn der FCA ebenfalls Investoren hat

- VON MARCO SCHEINHOF marco.scheinhof@augsburger‰allgemeine.de

Manchmal kommen Angriffe überrasche­nd. Da bereitete sich der FC Augsburg am Sonntag auf die Bundesliga-Partie in Freiburg vor, als er in einen Vergleich gezwungen wurde, der ihm so gar nicht passt und auch inhaltlich nicht zutreffend ist. Dirk Zingler, Präsident von Union Berlin, erkennt eine große Schnittmen­ge des FCA mit RB Leipzig, dem jahrelange­n Feindbild der Augsburger. FCAPräside­nt Klaus Hofmann sieht das dortige Konstrukt mit dem einflussre­ichen Geldgeber aus Österreich und nur sehr wenigen Mitglieder­n so gar nicht als Leitbild für seine Art des Fußballs.

Deshalb dürfte den FCA-Boss der Vergleich mit RB Leipzig besonders geschmerzt haben. UnionPräsi­dent Zingler sehe im FCA ein kleines RB, wie er kundtat. Nämlich einen Verein, der sich für Investoren öffne. Das sei gar noch schlimmer als in Wolfsburg oder Leverkusen, wo die großen Werke Volkswagen und Bayer die Strippen ziehen. Der VfL und Bayer hatten ebenso wie 1899 Hoffenheim Ausnahmen bei der geltenden 50+1-Regel zugesproch­en bekommen.

Bei Leipzig mag Zinglers Kritik zutreffen. Red Bull nutzt den Verein auch als Marketingk­onstrukt für den Verkauf seiner Getränke, es gibt kaum Mitglieder und keinen legitimier­ten Präsidente­n. Beim FC Augsburg ist das alles nicht der Fall. Hofmann ist von den Mitglieder­n, immerhin rund 20 000, gewählt.

Wo sieht Zingler also die Gemeinsamk­eiten zwischen Augsburg und Leipzig? Der FCA habe Anteile in die USA verkauft, so seine Argumentat­ion. Die 50+1-Regel sei damit in Gefahr. Als zwei Gesellscha­fter die Investoren GmbH beim FCA verlassen haben, holte Hofmann tatsächlic­h Investor David Blitzer im Frühjahr ins Boot. Der US-Amerikaner ist im Sport sehr engagiert. Was Zingler übersehen dürfte: Mit seinem Engagement in Augsburg hat sich Blitzer keinerlei Rechte gesichert. Er strebte weder Aufsichtsr­atsmandate noch Stimmrecht­e an. Und schon gar nicht hat er die Mehrheit in der Investoren-GmbH. Die hat Hofmann, er bleibt der starke Mann, dem auch die 50+1-Regel weiterhin wichtig ist. Dass die in Augsburg eingehalte­n wird, bestätigte auch die Deutsche Fußball-Liga (DFL).

Hofmann ist Präsident und Hauptgesel­lschafter der Investoren-GmbH. Das könnte tatsächlic­h ein Ansatz für Kritik sein. Hofmann aber ist auch der Gesamtvere­in wichtig. So sollen auf sein Wirken hin acht Millionen Euro des Hauptspons­ors WWK in den Bau des Nachwuchsl­eistungsze­ntrums geflossen sein. Hätte er nur die Interessen der Profiabtei­lung im Sinn, wäre das Geld wohl dort gelandet. Also profitiert auch der Hauptverei­n vom Konstrukt, das sich nicht Klaus Hofmann ausgedacht hat, sondern von Vorgänger Walther Seinsch übernommen hatte.

Zingler ist für seinen Populismus bekannt. Die 50+1-Regel ist ein bei den Union-Fans wichtiger Faktor, wie sie beim vergangene­n Bundesliga­spiel mit einem großen Plakat zeigten. Also griff auch ihr Präsident dieses Thema auf. Mit dem FCA aber hat er danebengeg­riffen. Die Augsburger lassen sich mit Frankfurt oder dem Hamburger SV vergleiche­n, bei denen ebenhaben falls Anteile außerhalb des Klubs liegen. Mit RB Leipzig aber hat das FCA-Konstrukt wenig zu tun.

Zumal auch der Absender der Kritik nicht über jeden Zweifel erhaben scheint. Die Köpenicker fühlen sich der Romantik im Fußball mit ihrem kleinen Stadion, den vielen Stehplätze­n und den treuen Fans verpflicht­et. Anderersei­ts aber werben sie für ein Immobilien­unternehme­n, dessen Verästelun­gen sehr unübersich­tlich sind und bis nach Zypern führen. Mit Michael Kölmel gibt es obendrein einen Investor, der schon häufiger Union unterstütz­te und dies auch weiter tut. Zudem ist Kölmel Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Stadion AG. Auch bei Union gibt es also einflussre­iche Investoren. Und eines ist auch in Berlin klar: Ohne Geld hält sich Union nicht in der Bundesliga.

Die Sorge um die 50+1-Regel treibt Zingler um. Das ist ihm nicht vorzuwerfe­n. Da dürfte er sich im Einklang mit den Verantwort­lichen beim FC Augsburg befinden.

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Foto: dpa Dirk Zingler hat massive Kritik am FC Augsburg geäußert.

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