Schwerer Unfall überschattet Sandbahnrennen
Veranstaltung im Haunstetter Stadion wird abgebrochen, als ein Seitenwagen-Gespann außer Kontrolle gerät und drei Steckenfunktionäre teils schwer verletzt werden. Veranstalter vom AMCH sind geschockt
Auch am Tag danach sitzt der Schock noch tief bei Erich Scheunemann, dem Vorsitzenden des Automobilund Motorsportclubs Haunstetten (AMCH). Zumindest aber kann er ein bisschen Entwarnung geben, was die Folgen des schweren Unfalls betrifft, der am Sonntagnachmittag zum Abbruch des traditionellen Sandbahnrennens führte. Ein Fahrer hatte die Kontrolle über sein Seitenwagen-Gespann verloren, war auf die Innenbahn geraten, hatte dort drei Streckenfunktionäre erwischt und zum teil schwer verletzt.
Darunter am schlimmsten Scheunemanns Zwillingsbruder Günther, 63, selbst ehemaliger Sandbahnfahrer und zuständig für die Bahninstandhaltung, der mit Schulter-, Schlüsselbein- und Rippenfrakturen ins Krankenhaus eingeliefert werden musste und am Dienstag operiert wird. „Glücklicherweise ist am Kopf nichts, ich bin froh, dass er ansprechbar ist“, berichtet Erich Scheunemann nach einer schlaflosen Nacht. „Den anderen beiden geht es soweit gut. Sie sind leicht verletzt, sind mit Prellungen und Blessuren davongekommen.“
Seit 51 Jahren gibt es das Sandbahnrennen in Haunstetten, zu einem Abbruch des kompletten Renntags wegen eines so schweren Unfalls kam es aber noch nie. „Was mir ganz wichtig ist“, betont Erich Scheunemann, „ich möchte allen Helfern, Funktionären, Fahrern und vor allem den Zuschauern für ihr total faires Entgegenkommen ein ganz großes Kompliment aussprechen. Sie haben die Absage absolut akzeptiert und sogar applaudiert“, sagt Scheunemann mit Blick auf seine Entscheidung, dass Rennen nach dem Unfall sofort abzubrechen.
Dabei hatten zur Freude des ganzen Vereines nach der langen Corona-Zwangspause mehr als 700 Rennsportfreunde den Weg ins Haunstetter Stadion gefunden. Sie hatten sich auch nicht gescheut, im Vorfeld die vorgeschriebenen Online-Tickets zu buchen. „Es war sehr sehr gut besucht“, sagt Scheunemann und ist umso dankbarer, dass er bei seiner Absage am Nachmittag auf so viel Verständnis stieß. „Ich musste abbrechen. Wir hatten fünf Sankas vor Ort und dann kam noch der Hubschrauber. Es war ein Riesenaufgebot. Wir hätten auch alle gar nicht mehr die Kraft gehabt, weiterzumachen“, gesteht er, dass er und seine Mitglieder ziemlich bestürzt und mitgenommen von dem Vorfall waren.
Dass sich während der Rennläufe Streckenposten wie der Startmarschall, der Bahnchef oder der Kurvenrundenzähler auf der Innenbahn aufhalten, sei unumgänglich, betont Scheunemann. Deshalb seien keineswegs die Sicherheitsvorgaben missachtet worden. Zumal es sich bei allen drei um erfahrene Motorsportfunktionäre handelt. Allein sein Bruder mit mehr als 40-jähriger Rennerfahrung, dem Erich Scheunemann an diesem Tag noch die Goldene Ewald-Kroth-Medaille vom ADAC für besondere Verdienste um den Motorsport – darunter 25 Jahre als Schiedsrichter – verliehen hatte. Nur kurze Zeit später erwischte Günther Scheunemann und seine Kollegen das Gespann. „Manche Sachen kann man einfach nicht vermeiden. Das waren ganz unglückliche Umstände“, betont sein Bruder Erich, „wenn der Fahrer 20 Meter früher auf die Innenbahn kommt, fährt er nur in die Wiese rein und nichts passiert. Das kann man im Rennsport einfach nicht ganz vermeiden.“
Ob und welche Folgen der Unfall für künftige Sandbahnrennen hat, kann der AMCH-Vorsitzende noch nicht sagen. Einen Klubabend werde es noch geben und dann steht erst einmal die Winterpause an. Danach erst werde sich zeigen, ob es 2022 auch im 52. Jahr ein Sandbahnrennen geben wird. „Ich denke schon, dass es weitergeht. Unsere Mannschaft steht dahinter und wird weitermachen wollen. Eventuell nächstes Jahr wieder im Spätherbst. Aber jetzt drücken wir unseren Mitgliedern erst mal die Daumen, dass sie sich so schnell wie möglich von ihren Verletzungen erholen. “