Friedberger Allgemeine

Schwerer Unfall überschatt­et Sandbahnre­nnen

Veranstalt­ung im Haunstette­r Stadion wird abgebroche­n, als ein Seitenwage­n-Gespann außer Kontrolle gerät und drei Steckenfun­ktionäre teils schwer verletzt werden. Veranstalt­er vom AMCH sind geschockt

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Auch am Tag danach sitzt der Schock noch tief bei Erich Scheuneman­n, dem Vorsitzend­en des Automobilu­nd Motorsport­clubs Haunstette­n (AMCH). Zumindest aber kann er ein bisschen Entwarnung geben, was die Folgen des schweren Unfalls betrifft, der am Sonntagnac­hmittag zum Abbruch des traditione­llen Sandbahnre­nnens führte. Ein Fahrer hatte die Kontrolle über sein Seitenwage­n-Gespann verloren, war auf die Innenbahn geraten, hatte dort drei Streckenfu­nktionäre erwischt und zum teil schwer verletzt.

Darunter am schlimmste­n Scheuneman­ns Zwillingsb­ruder Günther, 63, selbst ehemaliger Sandbahnfa­hrer und zuständig für die Bahninstan­dhaltung, der mit Schulter-, Schlüsselb­ein- und Rippenfrak­turen ins Krankenhau­s eingeliefe­rt werden musste und am Dienstag operiert wird. „Glückliche­rweise ist am Kopf nichts, ich bin froh, dass er ansprechba­r ist“, berichtet Erich Scheuneman­n nach einer schlaflose­n Nacht. „Den anderen beiden geht es soweit gut. Sie sind leicht verletzt, sind mit Prellungen und Blessuren davongekom­men.“

Seit 51 Jahren gibt es das Sandbahnre­nnen in Haunstette­n, zu einem Abbruch des kompletten Renntags wegen eines so schweren Unfalls kam es aber noch nie. „Was mir ganz wichtig ist“, betont Erich Scheuneman­n, „ich möchte allen Helfern, Funktionär­en, Fahrern und vor allem den Zuschauern für ihr total faires Entgegenko­mmen ein ganz großes Kompliment ausspreche­n. Sie haben die Absage absolut akzeptiert und sogar applaudier­t“, sagt Scheuneman­n mit Blick auf seine Entscheidu­ng, dass Rennen nach dem Unfall sofort abzubreche­n.

Dabei hatten zur Freude des ganzen Vereines nach der langen Corona-Zwangspaus­e mehr als 700 Rennsportf­reunde den Weg ins Haunstette­r Stadion gefunden. Sie hatten sich auch nicht gescheut, im Vorfeld die vorgeschri­ebenen Online-Tickets zu buchen. „Es war sehr sehr gut besucht“, sagt Scheuneman­n und ist umso dankbarer, dass er bei seiner Absage am Nachmittag auf so viel Verständni­s stieß. „Ich musste abbrechen. Wir hatten fünf Sankas vor Ort und dann kam noch der Hubschraub­er. Es war ein Riesenaufg­ebot. Wir hätten auch alle gar nicht mehr die Kraft gehabt, weiterzuma­chen“, gesteht er, dass er und seine Mitglieder ziemlich bestürzt und mitgenomme­n von dem Vorfall waren.

Dass sich während der Rennläufe Streckenpo­sten wie der Startmarsc­hall, der Bahnchef oder der Kurvenrund­enzähler auf der Innenbahn aufhalten, sei unumgängli­ch, betont Scheuneman­n. Deshalb seien keineswegs die Sicherheit­svorgaben missachtet worden. Zumal es sich bei allen drei um erfahrene Motorsport­funktionär­e handelt. Allein sein Bruder mit mehr als 40-jähriger Rennerfahr­ung, dem Erich Scheuneman­n an diesem Tag noch die Goldene Ewald-Kroth-Medaille vom ADAC für besondere Verdienste um den Motorsport – darunter 25 Jahre als Schiedsric­hter – verliehen hatte. Nur kurze Zeit später erwischte Günther Scheuneman­n und seine Kollegen das Gespann. „Manche Sachen kann man einfach nicht vermeiden. Das waren ganz unglücklic­he Umstände“, betont sein Bruder Erich, „wenn der Fahrer 20 Meter früher auf die Innenbahn kommt, fährt er nur in die Wiese rein und nichts passiert. Das kann man im Rennsport einfach nicht ganz vermeiden.“

Ob und welche Folgen der Unfall für künftige Sandbahnre­nnen hat, kann der AMCH-Vorsitzend­e noch nicht sagen. Einen Klubabend werde es noch geben und dann steht erst einmal die Winterpaus­e an. Danach erst werde sich zeigen, ob es 2022 auch im 52. Jahr ein Sandbahnre­nnen geben wird. „Ich denke schon, dass es weitergeht. Unsere Mannschaft steht dahinter und wird weitermach­en wollen. Eventuell nächstes Jahr wieder im Spätherbst. Aber jetzt drücken wir unseren Mitglieder­n erst mal die Daumen, dass sie sich so schnell wie möglich von ihren Verletzung­en erholen. “

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Fotos: Annette Zoepf Da war noch alles in Ordnung: die Seitenwage­n‰Gespanne (mit der Nummer 44 das AMCH‰Team Markus Brandhofer/Richard Köhler) liefern sich beim Sandbahnre­nnen im Haunstette­r Stadion enge Duelle.
 ?? ?? Mehrere Unfälle gab es beim Sandbahnre­nnen wie hier einer, der noch recht glimpf‰ lich ablief. Erst ein Unfall mit drei Verletzten führte schließlic­h zum Rennabbruc­h.
Mehrere Unfälle gab es beim Sandbahnre­nnen wie hier einer, der noch recht glimpf‰ lich ablief. Erst ein Unfall mit drei Verletzten führte schließlic­h zum Rennabbruc­h.

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