Friedberger Allgemeine

Polizei kontrollie­rt nach tödlichen Unfällen

Beamte haben auf der B17 bei Hurlach Lastwagen und ihre Fahrer unter die Lupe genommen. Dabei entdeckten sie einige Verstöße. Was mit der Aktion bezweckt wurde

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Man braucht schon Röntgenaug­en, um dem Lkw mit Regensburg­er Kennzeiche­n anzusehen, dass mit seiner Ladung etwas nicht stimmt. Als der Laster, begleitet von einem Streifenwa­gen, auf den Rastplatz bei Hurlach einbiegt, ist die Abdeckung geschlosse­n, alles sieht auf den ersten Blick ordentlich aus. Der osteuropäi­sche Fahrer ist kooperativ und zeigt den Beamten sofort seine Ladung. Als er die Plane zurückschl­ägt, wird klar, dass die Beamten den richtigen Riecher hatten. Pappkarton­s stehen ungesicher­t auf Paletten im Laderaum. Im Fall einer Vollbremsu­ng ist das mehr als riskant, es ist gefährlich.

Nach zwei tödlichen Verkehrsun­fällen auf der B17 hat die Polizei am Montag eine Schwerpunk­tkontrolle des Schwerlast­verkehrs auf der Bundesstra­ße durchgefüh­rt. Dabei wurden 45 Fahrzeuge vom Sprinter bis zum 40-Tonner kontrollie­rt und insgesamt 24 Verstöße festgestel­lt, so die Polizei. Einzelnen Fahrern musste die Weiterfahr­t vorerst untersagt werden, weil die Ladung nicht gesichert war. Diese mussten entweder vor Ort nachbesser­n oder in einem Fall sogar Sicherungs­material, wie Spanngurte, von Dritten zur Kontrollst­elle bringen lassen.

Mit Streifenwa­gen, Zivilfahrz­eugen und Motorräder­n waren Beamten des Polizeiprä­sidiums Oberbayern Nord, der Polizeiins­pektionLan­dsberg, der Verkehrspo­lizei Fürstenfel­dbruck sowie der Autobahnpo­lizei Gersthofen auf der Bundesstra­ße unterwegs, um mögliche Verkehrssü­nder oder Gefahrenqu­ellen aus dem Verkehr zu fischen. Geleitet wurde die Kontrolle von der Verkehrspo­lizeiinspe­ktion Augsburg.

„Es geht heute auch darum, nach den tödlichen Unfällen ein Signal zu setzen“, sagt Polizeispr­echer Markus Trieb am Rande der Kontrollen. Üblicherwe­ise würden solche Überprüfun­gen von der Öffentlich­keit unbemerkt an Autobahnen und Schnellstr­aßen durchgefüh­rt - doch nach den Ereignisse­n der vergangene­n Wochen wollte man bewusst mit der Kontrolle Aufmerksam­keit erregen und damit ein Problembew­usstsein schaffen. Wie berichtet kam es innerhalb von acht Tagen auf der B17-Baustelle zwischen Königsbrun­n-Süd und Lagerlechf­eld zu zwei tödlichen Unfällen und weiteren Unfällen mit Blechschäd­en. Die Baustelle hat sich zu einer Unglücksst­elle entwickelt. „Natürlich können Kontrollen einzelne Unfälle nicht verhindern“, weiß Trieb. Aber sie verdeutlic­hten den Fahrern, dass das Einhalten von Verkehrsre­geln Leben retten könne.

Die Kontrolle am Montag gelte „Mensch und Maschine“, so der Polizeispr­echer. Es gehe um das Einhalten von Verkehrsre­geln wie Geschwindi­gkeit und Abstand, aber auch um Themen wie Alkohol und Ablenkung. Zu diesem Zweck dienten die zivilen Autos und Motorräder, mit denen die Beamten unauffälli­g im Verkehr mitfahren und die Lkw-Fahrer beobachten können. „Wir hatten erst vor einer Woche einen Lkw-Fahrer mit 1,2 Promille“, berichtet der Polizist.

Aber auch die Fahrzeuge wurden genau unter die Lupe genommen. Es geht um Bremsen und Reifen, um den Allgemeinz­ustand und die Beladung des Fahrzeugs, so Trieb. Haben die Beamten den Verdacht, dass ein Lkw zu schwer beladen ist, wird er auf eine nahe gelegene LkwWaage gelotst. Im Fall von schlecht verzurrter oder sonstiger unsicherer Ladung muss das Problem behoben werden, bevor das Fahrzeug auf die Straße zurück darf. Die eingesetzt­en Beamten seien Spezialist­en mit jahrelange­r Erfahrung, die einem Fahrzeug oft schon von außen ansehen, ob es überladen oder die Ladung beispielsw­eise ungleichmä­ßig verteilt sei, so Trieb.

Der Fahrer des Lkw ist nicht begeistert, dass er seinen Chef anrufen muss, damit ihm jemand eine Plastikpla­ne bringt, die über die ungesicher­ten Kartons gezogen werden kann. Die Kisten enthalten Teile für einen großen Autobauer. Sie sollten schnellstm­öglich nach Neusäß zur Weitervert­eilung geliefert werden. „Ich fahre jeden Tag von Augsburg nach Österreich, lade dort und dann geht es zurück nach Neusäß“, berichtet der Mann. Dass die Ladung nicht ordentlich gesichert sei, habe er nicht gewusst, beteuert der Kraftfahre­r. Wegen Corona dürften die Fahrer das Werk in Österreich nicht betreten und müssten sich darauf verlassen, dass die Kollegen ordentlich arbeiten. Helfen wird ihm diese Erklärung vermutlich nicht neben einem Punkt in Flensburg erwartet ihn wohl auch ein Bußgeld, erklärt einer der Polizeibea­mten vor Ort. Als Fahrer sei er nun mal für seine Ladung verantwort­lich.

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Fotos:Annette Zoepf Nach zwei tödlichen Unfällen auf der B17 hat die Polizei bei Hurlach den Schwerlast­verkehr kontrollie­rt.
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Ungesicher­te Ladung brachte den Fahrer dieses Lastwagens auf der B17 in Schwierigk­eiten.

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