Friedberger Allgemeine

Vier Abgeordnet­e vertreten den Kreis in Berlin

Zu Hansjörg Durz (CSU) und Rainer Kraft (AfD) kommen zwei Politiker aus dem Donau-Ries. Beinahe hätte eine fünfte Politikeri­n den Sprung in den Bundestag geschafft

- VON UTE KROGULL UND VICTORIA SCHMITZ

Aichach‰Friedberg Für alle politisch Interessie­rten war der Wahlabend spannend, für Heike Heubach besonders: Für die Stadtberge­r SPDKandida­ten sah es die halbe Nacht so aus, als würde sie in den Bundestag einziehen. Dann, am frühen Morgen, stand fest: Sie hat den Sprung nach Berlin um einen Platz verfehlt. Auch sonst gibt es nach der Wahl ein paar Tiefs zu verzeichne­n - aber auch das eine oder andere Hoch.

Erst um 23.15 Uhr am Sonntagabe­nd waren wegen des hohen Briefwahla­nteils alle Stimmen ausgezählt. Das Direktmand­at im Wahlkreis Augsburg Land ging wie erwartet an Hansjörg Durz (CSU), wenngleich er wie seine Partei Verluste hinnehmen musste. Über einen sicheren Platz auf der AfD-Liste kam Rainer Kraft aus Langweid zum zweiten Mal in den Bundestag.

Vertreten ist der Landkreis außerdem durch zwei Abgeordnet­e aus dem Wahlkreis Donau-Ries, dem einige Gemeinden im Norden des Wittelsbac­her Landes angehören. CSU-Bundestags­abgeordnet­er Ulrich Lange hat dort zum vierten Mal das Direktmand­at gewonnen. Auwird der Alerheimer Bürgermeis­ter Christoph Schmid vertreten sein. Der SPD-Kandidat verlor das Duell um die Erststimme. Weil er aber auf Platz neun der Landeslist­e rangiert, wird auch er den Wahlkreis 254 im Bundestag vertreten.

Die knapp gescheiter­te Heike Heubach äußerte zwar am Montag, sie sei traurig. Sie war aber trotzdem stolz auf den Erfolg ihres Wahlkampft­eams. Mit dem Gedanken an Berlin ins Bett, mit der Nachricht, dass sie doch in Stadtberge­n bleibt, aufgewacht - so war es nicht ganz bei der 41-Jährigen. „Ins Bett bin ich um 2 Uhr gegangen, um diese Uhrzeit war die Entscheidu­ng noch nicht ganz klar“, so Heubach, die die erste gehörlose Bundestags­abgeordnet­e geworden wäre. „Ich habe mir die Wecker stündlich gestellt.“Online verfolgt sie die Zahlen. Als der Wecker zum dritten Mal klingelte, stand das Ergebnis fest. Heubach ist nicht drin - allerdings erste Nachrücker­in.

Kaum ein Kandidat im Wahlkreis hatte übrigens einen echten Heimvortei­l: Untersucht man, ob Parteien in Orten mit einem Kandidat bzw. einer Kandidatin besser abschneide­n, sieht man: Bei Stefan

hat es nicht geklappt: Die Grünen kamen in Todtenweis nicht mal auf ein zweistelli­ges Ergebnis. In Stadtberge­n, wo Heike Heubach wohnt, kam die SPD dagegen auf fast 20 Prozent. Immerhin erhielt CSU-Matador Durz in Neusäß, wo er früher Bürgermeis­ter war, 48 Prozent der Erststimme­n. Insgesamt schnitt er im Landkreis Augsburg etwas besser ab als in AichachFri­edberg, obwohl er dort gerade in den vergangene­n Wochen viel Präsenz gezeigt hatte.

Thomas Lidl von der ÖDP, neben Alexander Denner (Die Basis) der einzige Kandidat aus dem Altlandkre­is Friedberg, konnte in seinem Heimatort Mering zwar offensicht­lich mit seiner Persönlich­keit punkten und erhielt dort ein weit besseres Ergebnis als in anderen Orten. Auf die Zweitstimm­en hatte aber auch das keine Auswirkung.

Mering hat außer einem guten Erststimme­nergebnis für die ÖDP eine andere Auffälligk­eit zu bieten: Es ist die einzige Kommune im Kreis, in welcher die CSU mit 28,2 Prozent unter die 30-Prozent-Marke rutschte. Das Minus von sieben Prozent bewegt sich im Rahmen der CSU-Verluste, doch die Ausgangsba­sis von 2017 war bereits alles anßerdem dere als rosig. Ähnlich, wenn auch auf nicht ganz so niedrigem Niveau, entwickelt sich die Tendenz der CSU in Kissing: von 37,6 auf 30,9 Prozent.

In Mering legten sowohl Grüne (sie hatten hier ihr bestes Ergebnis) als auch SPD zu, ebenso in Kissing, wo die SPD auf über 18 Prozent kam. Eine Entwicklun­g, die CSUKreisvo­rsitzender Peter Tomaschko vor allem auf den Kanzlerkan­didaten Laschet zurückführ­t, die aber auch an dem starken gesellscha­ftlichen Wandel in den beiden PendlerOrt­en mit vielen Zuzügen und verhältnis­mäßig junger Bevölkerun­g liegen könnte. Auch in Ried sackte die CSU gewaltig ab, nämlich um 9,6 Prozent.

Hier zeigte sich außerdem ein Phänomen der kleinen bis mittelgroß­en Kommunen: Der erfolgreic­he Vormarsch der Freien Wähler vor allem auf dem Land. In Gemeinden wie Ried (11,2), Eurasburg (10) oder Dasing (10,5 Prozent) haben sie Hochburgen. Die FDP pendelt sich weiter in den meisten Orten um die zehn Prozent ein - dem Ergebnis, das auch auf Bundeseben­e erreicht wurde.

In Friedberg als größter Kommune des Landkreise­s konnten die GrüLindaue­r nen sechs Prozent zulegen, auch die SPD und die Freien Wähler steigerten ihr Ergebnis stark. CSU und AfD hatten dagegen Verluste zu verbuchen.

Für die AfD ist das Ergebnis im Landkreis Aichach-Friedberg insgesamt nicht gut: Sie war bei der Wahl 2017 zweitstärk­ste Kraft. Da sie dieses Mal hier 4,7 Prozent weniger Stimmen errang, während Grüne, SPD und FDP sich verbessert­en bzw. zumindest stabil blieben, fiel sie auf den fünften Rang zurück.

Diesen Zeitpunkt wählte eine bisherige AfD-Kreisrätin, um ihre Partei zu verlassen: Heike Themel aus Schmiechen tat via Facebook kund, dass sie mit sofortiger Wirkung aus der AfD austrete, ihre Parteiämte­r niederlege und zur Partei Die Basis wechsle.

Themel war Vorsitzend­e des AfD-Ortsverban­des im LandkreisS­üden. „Der Entschluss ist schon länger gereift, da nun die Bundestags­wahl vorbei ist, setze ich diesen Entschluss zum heutigen Tage um“, so die Schmiechen­erin. Ihre Wertvorste­llungen und die der AfD passen ihrer Aussage zufolge nicht mehr zusammen. Ihr Kreistagsm­andat wolle sie aber behalten.

 ?? Foto: Fabian Sommer/dpa (Symbolbild) ?? Das Wittelsbac­her Land wird nach der Bundestags­wahl 2021 mit vier Abgeordnet­en im Bundestag in Berlin vertreten sein.
Foto: Fabian Sommer/dpa (Symbolbild) Das Wittelsbac­her Land wird nach der Bundestags­wahl 2021 mit vier Abgeordnet­en im Bundestag in Berlin vertreten sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany