Surfwelle kommt nach Augsburg
Über Jahre haben sich die Pläne hingezogen, nun sind die finanziellen Weichen gestellt, dass am Lederle-Areal am Plärrer eine neue sportliche Attraktion entsteht. Interessenskonflikte könnte es trotzdem geben
Viele Jahre haben sich die Planungen hingezogen, doch nun scheint eine neue sportliche Attraktion in Augsburg bald Realität zu werden: die Surfwelle am Senkelbach an der Langemantelstraße in direkter Nachbarschaft zum ehemaligen Lederle-Areal. Nachdem am Montag der Augsburger Sportbeirat (die Vertreter der Vereine und Fachverbände) in seiner Sitzung mehrheitlich die finanzielle Beteiligung der Stadt an diesem Projekt befürwortet hat, steht laut des Verein Surffreunde Augsburg die Finanzierung.
An dem Projekt mit geschätzten Baukosten von 336 000 Euro (darunter rund 300 000 Euro förderfähige Kosten) beteiligt sich der Freistaat Bayern über eine einmalige Sonderförderung mit rund 165000 Euro, wenn auch die Stadt Augsburg einen 30-prozentigen Förderbetrag – die Rede ist von 90000 Euro über einen Zeitraum von sechs Jahren – übernimmt. Als förderungsfähiges Sonderprojekt war die Zustimmung des Sportbeirats nötig. Die zur Gesamtfinanzierung noch fehlenden Gelder wollen die Augsburger Surffreunde mit derzeit rund 250 Mitgliedern über Sponsoring und ein Baudarlehen ab sichern. „Es ist ein Vorhaben mit überregionaler Strahlkraft“, betonten Dr. Peter Miehle und Till Geier, die das Projekt für den Verein betreuen. Speziell mit Blick auf die Auszeichnung Augsburgs als Wasserstadt im Rahmen des Unesco-Welterbes.
„Wir freuen uns sehr über die großartige Unterstützung des Sportbeirats und der Stadt Augsburg. Herzlichen Dank an alle Beteiligten. Damit sind wir der Realisierung einen entscheidenden Schritt näher gekommen. Um noch nächstes Jahr mit dem Bau beginnen zu können, setzen wir alles daran, die Förderbescheide von Stadt und Freistaat möglichst bald in den Händen zu halten“, lautete die Stellungnahme der Surffreunde.
Augsburgs Sportreferent Jürgen Enniger bezeichnete das Projekt als wegweisend: „Mit der Surfwelle gelingt uns in zentraler Lage eine Verbindung aus Sport, Jugendkultur und Welterbe. Diese Verbindung zeichnet Augsburg als nachhaltigen, innovativen und zukunftszugewandten Standort aus.“
Die berühmte Surfwelle am Eisbach im Englischen Garten von München sei das Vorbild, sagen Miehle und Geier, in Nürnberg laufen mittlerweile ähnliche Planungen. Das besondere an Augsburg: Aufgrund des Strudels und des Gefälles am Senkelbach reichen hier allein Umbauten im Kanal, um mit geringem Aufwand die künstliche Welle zu kreieren. Es müsste also keine zusätzliche Energie in Form von Pumpen oder Ähnlichem aufgewendet werden. Stattdessen sorgt eine selbst entwickelte Technologie, bestätigt durch ein Gutachten der Hochschule für Wirtschaftsingenieurwesen München dafür, dass die Welle „ressourcenschonend, umweltverträglich und minimalinvasiv“zu realisieren ist, so die Planer. Lange hatten sie in Augsburg nach einem passenden Standort gesucht, doch keiner kam von der passenden Strömung und der zentralen Innenstadtlage an die nun genehmigte Stelle heran.
Um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu fördern, werde es feste Kriterien für das Betreiben der Anlage geben, versichern die Surffreunde. Die Anlage werde von 8 bis 20 Uhr unter Aufsicht von Trainern und Übungsleitern betrieben, danach werde die Welle abgestellt. „Jemand der sich unrechtmäßig Zutritt verschaffen würde und abends über den Zaun klettert, findet keine Welle vor“, macht Miehle deutlich, dass man bestrebt sei, für Sicherheit und geringe Störfaktoren zu sorgen.
Die Mitgliedschaft bei den Surffreunden sei Voraussetzung für die Nutzung der Sportstätte. Auch Schnupperstunden für Vereine und Schule können sich die Surffreunde vorstellen. Mit den Anwohnern seien bereits Gespräche geführt worden. „Wir sind auf breite Akzeptanz in der Bevölkerung gestoßen“, sagt Miehle.
Dennoch entspann sich im Beirat eine Diskussion um das Projekt, da auf dem Lederle-Areal bald Wohnungs-Neubauten entstehen sollen (siehe auch Bericht Lokales). Deshalb befürchteten einige Sportbeiräte eine Interessen-Kollision zwischen Bauinvestor und Surfverein. Erste Entwürfe der Sportstätte mit einer Art Funktionsgebäude wurden nicht weiter verfolgt. Für die Umbauten im Wasser liegt den Surffreunden schon längere Zeit die wasserbaurechtliche Genehmigung vor. So können sie nun bald den nächsten Schritt zur perfekten Welle machen. »