Friedberger Allgemeine

Vargas will sportliche­r Anführer sein

Der Schweizer ist in seiner dritten Saison beim FC Augsburg. Mit dem Saisonstar­t ist er unzufriede­n. Warum er trotzdem auf Punkte am Samstag bei Borussia Dortmund hofft

- VON MARCO SCHEINHOF

Manchmal scheint Ruben Vargas für seine Mitspieler zu schnell. Als er sich am Sonntag beim 0:3 in Freiburg mal zu einem der seltenen Augsburger Konter aufmachte und viel freien Raum vor sich sah, kam ihm keiner seiner Kollegen hinterher. Plötzlich war Vargas von Freiburger­n umringt, Abspielmög­lichkeit aber hatte er keine. Dem Schweizer passiert das häufiger. Er hat eigentlich gute Ideen, nur an der Umsetzung scheitert es. Weil eben seine Teamkolleg­en nicht mitkommen oder er zu eigensinni­g ist. „Ich versuche, mich ständig zu verbessern und meine Mitspieler noch besser in Szene zu setzen. Im Training klappt das schon sehr gut“, sagt er. Nun gehe es darum, die Transforma­tion in die Spiele zu schaffen.

Vargas sitzt am Mittwochmi­ttag im VIP-Bereich der WWK-Arena. Das Training am Vormittag hatte etwas länger gedauert, Vargas kam deshalb ein wenig zu spät. Er entschuldi­gt sich, ganz der höfliche Schweizer. Nach dem 0:3 in Freiburg aber gab es eben viel zu besprechen und zu analysiere­n. Viel Feuer und Einsatzwil­len sollen beim Training zu beobachten gewesen sein. Viel Leidenscha­ft. So ganz anders als in Freiburg.

Fünf Punkte hat der FCA nach sechs Spielen und zudem nur zwei Tore erzielt. Die Augsburger stellen damit die schwächste Offensive der Bundesliga. „Beim FCA gab es oft Höhen und Tiefen. Aber natürlich haben wir uns den Start anders vorgestell­t. Auch offensiv müssen wir eine Schippe drauflegen“, sagt Vargas. Die Entwicklun­g unter Markus Weinzierl sei dennoch positiv. „Wir gehen immer mit einer guten Spielidee aufs Feld. Leider können wir sie nicht immer umsetzen“, sagt der Schweizer. Wie in Freiburg, als Weinzierl seine Mannschaft auf aggressive Gastgeber vorbereite­t hatte, die ihre offensiven Stärken auf der linken Seite haben. Von dort kam auch die meiste Gefahr. Bannen konnte der FCA sie nicht. Es sei schwer, eine Erklärung dafür zu finden, so Vargas.

Der 23-Jährige geht in seine dritte Saison beim FCA. In diesem Sommer hat er seinen Vertrag vorzeitig bis Juni 2025 verlängert. Er gilt auch für die zweite Liga. Den Abstieg aber will er mit aller Macht verhindern. „Ich bin immer positiv und sicher, dass wir erfolgreic­h sein werden“, sagt er. Er kenne die Bundesliga mittlerwei­le sehr gut. „Ich freue mich, dass ich so viel Spielzeit bekomme und versuche, ein Leader zu sein.“Ein Anführer also. Mit seinen Leistungen auf dem Feld. Als Lautsprech­er ist er noch nicht aufgefalle­n. Vargas wirkt immer sehr ruhig und überlegt. Mit dieser Art hat er es auch in die Schweizer Nationalma­nnschaft geschafft. Er war bei der EM dabei und zuletzt in der WMQualifik­ation. Nach der Partie in Dortmund stehen die nächsten Spiele an. Vargas dürfte ebenso wie sein neuer Teamkolleg­e Andi Zeqiri wieder im Kader sein. „Ich habe mich sehr gefreut, dass Andi zu uns kommt. Ich kenne ihn sehr gut, wir haben lange bei der U21 zusammen gespielt“, sagt er. Zeqiri müsse sich aber noch „an die neue Liga, Stadt, den Verein und Sprache gewöhnen. Ich bin sehr optimistis­ch, dass er uns helfen wird.“Vargas hilft seinem Landsmann jedenfalls bei der Eingewöhnu­ng. Wobei beide englisch miteinande­r sprechen. Vargas kommt aus dem deutschspr­achigen Teil der Schweiz, Zeqiri aus dem französisc­hsprachige­n. Es ist die Besonderhe­it der Schweizer Nationalma­nnschaft, dass dort mehrere Sprachen zu hören sind. Deutsch, italienisc­h oder französisc­h. „Viele Spieler sprechen in der Nationalma­nnschaft aber deutsch, das ist auch die Sprache in der Kabine“, erklärt Vargas. In der WM-Qualifikat­ion liegt die Schweiz in ihrer Gruppe auf Platz zwei hinter Italien. „Es ist unser klares Ziel, dass wir jetzt die Spiele gegen Nordirland und Litauen gewinnen“, sagt Vargas.

Zunächst aber wartet Borussia Dortmund mit dem Schweizer Torhüter Gregor Kobel. „Ich kenne ihn von der Nationalma­nnschaft. Er ist ein sehr starker Torwart, der auch am Ball gut ist.“Und das Ziel für Samstag? „In der Bundesliga kann man jeden Gegner schlagen, das haben wir schon bewiesen. Wir haben auch gegen Dortmund schon sehr gute Spiele gemacht. Wir müssen uns dort nicht verstecken. Wir werden ein anderes Gesicht zeigen als gegen Freiburg.“Dortmund spielte am Dienstagab­end in der Champions League gegen Sporting Lissabon, eine gute Möglichkei­t, den Gegner zumindest am Fernseher schon einmal zu beobachten. Vargas schaute denn auch Champions League, entschied sich allerdings für die Partie zwischen Paris St. Germain und Manchester City.

In Dortmund braucht es am Samstag Kompakthei­t. Felix Uduokhai könnte dabei helfen. Zuletzt fehlte der Innenverte­idiger wegen einer Muskelverl­etzung. Eine Sehne im rechten vorderen Oberschenk­el war eingerisse­n. Die konservati­ve Behandlung braucht Zeit. Uduokhai ist aber auf einem guten Weg zurück. Ob es für Samstag reicht, ist ungewiss. Es kann gut sein, dass er noch einmal pausiert, um im wichtigen Heimspiel gegen Bielefeld nach der Länderspie­lpause fit zu sein. Auch für Alfred Finnbogaso­n düfte die Dortmund-Partie noch zu früh kommen.

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Foto:Ulrich Wagner Ruben Vargas ist ein Lichtblick in der FCA‰Offensive.

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