Vargas will sportlicher Anführer sein
Der Schweizer ist in seiner dritten Saison beim FC Augsburg. Mit dem Saisonstart ist er unzufrieden. Warum er trotzdem auf Punkte am Samstag bei Borussia Dortmund hofft
Manchmal scheint Ruben Vargas für seine Mitspieler zu schnell. Als er sich am Sonntag beim 0:3 in Freiburg mal zu einem der seltenen Augsburger Konter aufmachte und viel freien Raum vor sich sah, kam ihm keiner seiner Kollegen hinterher. Plötzlich war Vargas von Freiburgern umringt, Abspielmöglichkeit aber hatte er keine. Dem Schweizer passiert das häufiger. Er hat eigentlich gute Ideen, nur an der Umsetzung scheitert es. Weil eben seine Teamkollegen nicht mitkommen oder er zu eigensinnig ist. „Ich versuche, mich ständig zu verbessern und meine Mitspieler noch besser in Szene zu setzen. Im Training klappt das schon sehr gut“, sagt er. Nun gehe es darum, die Transformation in die Spiele zu schaffen.
Vargas sitzt am Mittwochmittag im VIP-Bereich der WWK-Arena. Das Training am Vormittag hatte etwas länger gedauert, Vargas kam deshalb ein wenig zu spät. Er entschuldigt sich, ganz der höfliche Schweizer. Nach dem 0:3 in Freiburg aber gab es eben viel zu besprechen und zu analysieren. Viel Feuer und Einsatzwillen sollen beim Training zu beobachten gewesen sein. Viel Leidenschaft. So ganz anders als in Freiburg.
Fünf Punkte hat der FCA nach sechs Spielen und zudem nur zwei Tore erzielt. Die Augsburger stellen damit die schwächste Offensive der Bundesliga. „Beim FCA gab es oft Höhen und Tiefen. Aber natürlich haben wir uns den Start anders vorgestellt. Auch offensiv müssen wir eine Schippe drauflegen“, sagt Vargas. Die Entwicklung unter Markus Weinzierl sei dennoch positiv. „Wir gehen immer mit einer guten Spielidee aufs Feld. Leider können wir sie nicht immer umsetzen“, sagt der Schweizer. Wie in Freiburg, als Weinzierl seine Mannschaft auf aggressive Gastgeber vorbereitet hatte, die ihre offensiven Stärken auf der linken Seite haben. Von dort kam auch die meiste Gefahr. Bannen konnte der FCA sie nicht. Es sei schwer, eine Erklärung dafür zu finden, so Vargas.
Der 23-Jährige geht in seine dritte Saison beim FCA. In diesem Sommer hat er seinen Vertrag vorzeitig bis Juni 2025 verlängert. Er gilt auch für die zweite Liga. Den Abstieg aber will er mit aller Macht verhindern. „Ich bin immer positiv und sicher, dass wir erfolgreich sein werden“, sagt er. Er kenne die Bundesliga mittlerweile sehr gut. „Ich freue mich, dass ich so viel Spielzeit bekomme und versuche, ein Leader zu sein.“Ein Anführer also. Mit seinen Leistungen auf dem Feld. Als Lautsprecher ist er noch nicht aufgefallen. Vargas wirkt immer sehr ruhig und überlegt. Mit dieser Art hat er es auch in die Schweizer Nationalmannschaft geschafft. Er war bei der EM dabei und zuletzt in der WMQualifikation. Nach der Partie in Dortmund stehen die nächsten Spiele an. Vargas dürfte ebenso wie sein neuer Teamkollege Andi Zeqiri wieder im Kader sein. „Ich habe mich sehr gefreut, dass Andi zu uns kommt. Ich kenne ihn sehr gut, wir haben lange bei der U21 zusammen gespielt“, sagt er. Zeqiri müsse sich aber noch „an die neue Liga, Stadt, den Verein und Sprache gewöhnen. Ich bin sehr optimistisch, dass er uns helfen wird.“Vargas hilft seinem Landsmann jedenfalls bei der Eingewöhnung. Wobei beide englisch miteinander sprechen. Vargas kommt aus dem deutschsprachigen Teil der Schweiz, Zeqiri aus dem französischsprachigen. Es ist die Besonderheit der Schweizer Nationalmannschaft, dass dort mehrere Sprachen zu hören sind. Deutsch, italienisch oder französisch. „Viele Spieler sprechen in der Nationalmannschaft aber deutsch, das ist auch die Sprache in der Kabine“, erklärt Vargas. In der WM-Qualifikation liegt die Schweiz in ihrer Gruppe auf Platz zwei hinter Italien. „Es ist unser klares Ziel, dass wir jetzt die Spiele gegen Nordirland und Litauen gewinnen“, sagt Vargas.
Zunächst aber wartet Borussia Dortmund mit dem Schweizer Torhüter Gregor Kobel. „Ich kenne ihn von der Nationalmannschaft. Er ist ein sehr starker Torwart, der auch am Ball gut ist.“Und das Ziel für Samstag? „In der Bundesliga kann man jeden Gegner schlagen, das haben wir schon bewiesen. Wir haben auch gegen Dortmund schon sehr gute Spiele gemacht. Wir müssen uns dort nicht verstecken. Wir werden ein anderes Gesicht zeigen als gegen Freiburg.“Dortmund spielte am Dienstagabend in der Champions League gegen Sporting Lissabon, eine gute Möglichkeit, den Gegner zumindest am Fernseher schon einmal zu beobachten. Vargas schaute denn auch Champions League, entschied sich allerdings für die Partie zwischen Paris St. Germain und Manchester City.
In Dortmund braucht es am Samstag Kompaktheit. Felix Uduokhai könnte dabei helfen. Zuletzt fehlte der Innenverteidiger wegen einer Muskelverletzung. Eine Sehne im rechten vorderen Oberschenkel war eingerissen. Die konservative Behandlung braucht Zeit. Uduokhai ist aber auf einem guten Weg zurück. Ob es für Samstag reicht, ist ungewiss. Es kann gut sein, dass er noch einmal pausiert, um im wichtigen Heimspiel gegen Bielefeld nach der Länderspielpause fit zu sein. Auch für Alfred Finnbogason düfte die Dortmund-Partie noch zu früh kommen.