Friedberger Allgemeine

Frank Pintsch, der Krisenmana­ger

Der 41-Jährige ist seit über einem Jahr Ordnungsre­ferent der Stadt Augsburg. Der Großbrand in der Karolinens­traße hat ihn in seiner Funktion gefordert. Wie er durch diese Ausnahmesi­tuation führte

- VON INA MARKS

Es ist der dritte Abend, an dem Feuerwehr und weitere Einsatzkrä­fte zum Großeinsat­z in die Karolinens­traße müssen. Das ausgebrann­te Haus macht Ärger, immer wieder fachen versteckte Glutnester das Feuer neu an. Eine Anwohnerin steht an der Absperrung und spricht Frank Pintsch an. Sie kommt gerade von der Arbeit. Wann sie in ihre Wohnung dürfe, die sich auch in der Karolinens­traße befinde, will sie von ihm wissen. Die Polizei lasse sie nicht durch. Pintsch hat an diesem Abend eigentlich anderes zu tun. Er leitet den Krisenstab des Brandhaus-Einsatzes in der Karolinens­traße. Trotzdem kümmert er sich rasch darum, dass die Frau das Absperrban­d passieren kann. Augsburgs Ordnungsre­ferent arbeitet fokussiert, er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, überlegt nicht lange, sondern macht – so, wie es beim Brandunglü­ck in Augsburgs Innenstadt zu sehen war.

Das Großfeuer, das vor über zwei Wochen ausgebroch­en war,

herausford­ernd, auch weil es immense Folgen hatte: die Sperrung der Karolinens­traße, die Unterbrech­ung zweier Straßenbah­nlinien, die ständig wieder auflodernd­en Glutnester in der Brandruine Tage danach… Immer wieder musste kurzfristi­g reagiert werden, jedes Mal bildete sich ein Krisenstab aus Verantwort­lichen der Einsatzkrä­fte. Geleitet wurde er von Pintsch, und das offenbar klar und kompetent, wie aus entspreche­nden Kreisen zu hören ist.

Pintsch, sagen Insider, sei einer, der auch in Krisensitu­ationen strukturie­rt und souverän agiere. Seinen Vorgängern wird dies nicht abgesproch­en, aber Pintsch sei in seiner Arbeit noch zielgerich­teter. Vergleiche mit Kurt Gribl fallen, was vielleicht noch in anderer Hinsicht zutrifft: Pintsch gilt in der Augsburger Stadtverwa­ltung als einer der Vertrauten von Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU). Als ehemaliger Stadtdirek­tor kennt er sich in vielen Bereichen aus, jeder Oberbürger­meister, jede Oberbürger­meisterin, kann eine solche Stütze brauchen. Doch Pintsch sei sich, sagen Kenner, auch selbst nicht zu schade, nachzufrag­en, wenn er etwas nicht weiß. Wissbegier­ig sei er, er wolle Erklärunge­n.

Selbst von der Opposition gibt es Lob. „Frank Pintsch ist ein relativ unaufgereg­ter, fast schon beamtische­r Referent, der exakt und effizient arbeitet“, findet Florian Freund (SPD). Als andere Referate

Schwächen zeigten, habe Pintsch ausgeholfe­n, sagt der Sozialfrak­tionsvorsi­tzende und spielt damit auf die Corona-Pandemie an. Als Gesundheit­sreferent Reiner Erben (Grüne) während der Hochphase der Pandemie Kritik einstecken musste und zeitweise fahrig und überforder­t wirkte, übernahm schließlic­h Pintsch das Wort, wenn es um Corona-Regelungen, Restriktio­nen und andere Themen ging. Nur was die Stellenpla­nung im Personalbe­reich angehe, habe er sich von Pintsch an der ein oder anderen Stelle mehr Transparen­z gewünscht, so Freund. „Aber die hat er jetzt zugesicher­t.“

So nahbar Pintsch nach außen wirkt, so streng kann er offenbar innerhalb der Verwaltung sein: Er legt generell Wert darauf, dass keine Interna nach außen dringen, und ist damit auf Linie der gesamten Stadtverwa­ltung, die nach außen am liebsten ein perfektes Bild von sich zeichnen würde. Auch Pintsch will das, was in seinem Referat geschieht, bestmöglic­h nach außen präsentier­en. Dafür verzichtet­e er gerne mal auf die offizielle­n Kommunikat­ionswege und greift selbst zum Handy, um per WhatsApp zu informiere­n.

Den hohen Maßstab, den der ehrgeizige Referent an sich hat, legt er offenbar auch an Menschen an, mit denen er beruflich zu tun hat. Der studierte Jurist und Familienva­ter wird als fordernd beschriebe­n, mit ihm sei eine gewisse Strenge eingekehrt, ist zu hören. Doch er ist auch ein Mann mit langjährig­er Erfahrung. Als Stadtdirek­tor hatte der 41-Jährige zuvor Kurt Gribl in rechtliche­n und strategisc­hen Fragen beraten, noch davor bei der Stadt Münwar chen gearbeitet. Er kenne die Verwaltung von allen Seiten und sei ein hervorrage­nder Jurist, sagt Eva Weber selbst über ihn. Diese Fähigkeite­n setze er in seiner Funktion als Kommunalre­ferent ein. Er pflege sowohl innerhalb der Verwaltung als auch mit Bürgerinne­n und Bürgern einen guten Umgang, betont die Oberbürger­meisterin, die Pintsch nach ihrem Amtsantrit­t als Ordnungsre­ferenten wollte.

Dass er neben seiner Konzentrie­rtheit zwischendu­rch in den lockeren, zwischenme­nschlichen Modus umschalten kann, zeigte Pintsch am Brandhaus mehrfach. Er mag oft nüchtern wirken, empathisch ist er dennoch. Einsatzkrä­fte erzählen, dass er sich mitfühlend mit Betroffene­n des Brandhause­s unterhalte­n habe.

Der Mann, der gerne mit seinem Lastenrad zur Arbeit in die Innenstadt fährt, ist erst seit über einem Jahr Augsburgs Ordnungsre­ferent. Einige Jahre liegen noch vor ihm. Nicht nur Kollegen aus der Verwaltung hoffen, dass er sich seine Souveränit­ät auch in kommenden Krisensitu­ationen bewahrt.

Lob kommt selbst aus den Reihen der Opposition

 ?? Foto: Jörg Heinzle (Archivbild) ?? Ordnungsre­ferent Frank Pintsch am Abend des Großbrande­s in der Karolinens­traße.
Foto: Jörg Heinzle (Archivbild) Ordnungsre­ferent Frank Pintsch am Abend des Großbrande­s in der Karolinens­traße.

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