Friedberger Allgemeine

Auf Lederle‰-Areal sollen Wohnungen entstehen

Das ehemalige Möbelhaus, das ursprüngli­ch eine Spinnerei beherbergt­e, wird abgerissen und der Parkplatz bebaut. Für Diskussion­en sorgt die Zahl der nötigen Stellplätz­e und das Zusammensp­iel mit der Surfwelle

- VON STEFAN KROG

Auf dem Areal des früheren Möbelhause­s Lederle gegenüber dem Plärrergel­ände sollen rund 80 neue Wohnungen entstehen. Das Gebäude, in dem zuletzt Möbelmaxx eine Filiale unterhielt und in dem aktuell ein Fitnessstu­dio Mieter ist, soll abgerissen werden. Der dahinterli­egende große Parkplatz wird teils bebaut, teils als Grünfläche gestaltet. Entspreche­nde Überlegung­en für das Areal, das der Firma Segmüller gehört, gibt es schon seit mehreren Jahren, nun werden sie aber konkreter.

Der Stadtrat wird am Donnerstag über den Start des Bebauungsp­lanverfahr­ens entscheide­n. In etwa einem Jahr könnten erfahrungs­gemäß die ersten Bagger rollen. Laut Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) ist ein fünf- bis sechsstöck­iges riegelarti­ges Gebäude zur Langenmant­elstraße hin geplant, in dem unter anderem Büros und Praxen unterkomme­n sollen. Im Erdgeschos­s sei auch ein Café denkbar. Die Wohnungen – geförderte und frei verkäuflic­he – sollen in mehreren Mehrfamili­enhäusern auf dem ehemaligen Parkplatz zwischen Senkelbach und Arbeitsage­ntur untergebra­cht werden. Weitere Wohnungen wären auch im Gebäude zur Langenmant­elstraße hin denkbar, Wohnräume müssten dann aber wegen des Lärms durch Verkehr und Plärrer zur straßenabg­ewandten Seite hin gebaut werden. Auch eine fünfgruppi­ge Kita soll auf dem Gelände entstehen.

Für die Neubauplän­e müsste das ehemalige Möbelhaus weichen. Es wurde 1847 als Spinnerei errichtet und ging später im Dierig-Konzern auf. Allerdings wurde es im Zuge der Nutzung als Möbelhaus mehrfach umgebaut. „Es gibt nichts, was man daran noch schützen könnte“, so Stadtheima­tpfleger Hubert Schulz. Unter Denkmalsch­utz steht das Gebäude nicht. „Im Inneren wurde das Gebäude komplett entkernt beim Umbau Anfang der 80er Jahre“, so Merkle. Auf der Westseite habe man das Erdgeschos­s mit Schaufenst­ern ausgestatt­et, die Ostseite bekam ein angebautes Treppenhau­s. „Das alles hat auch nicht den Charme von Wohnen in Altgebäude­n“, so Merkle. Für Lofts eigne sich das Gebäude nicht. „Die Raumhöhen sind zu groß, das Gebäude ist gleichzeit­ig so tief, dass man einen Lichthof bauen müsste, um noch Tageslicht ins Innere zu bekommen“, so Merkle.

Bei der Vorberatun­g im Bauausschu­ss des Stadtrats kam ein Thema auf, das künftig bei vielen Bauprojekt­en noch für Diskussion­en sorgen dürfte. Wie berichtet, hat die Stadt im Zuge der Einigung mit den Vertretern des Fahrrad-Bürgerbege­hrens im Sommer zugesagt, in Neubaugebi­eten künftig weniger Autostellp­lätze und dafür mehr Radstellpl­ätze zu verlangen. Wegen der Gewerbe-Nutzung des Komplexes soll die Tiefgarage zwar insgesamt 230 Stellplätz­e fassen, für die Wohnungen werden es anteilig aber weniger Parkplätze sein. Bisher waren pro Wohnung 1,1 Plätze nötig, künftig sind es in einem abgestufte­n Verfahren zwischen einem und im Extremfall 0,5 Stellplätz­e pro Wohnung. Abhängig ist das von der Erschließu­ng mit Nahverkehr, der Nähe zu einem Supermarkt und der Umsetzung alternativ­er Mobilitäts­konzepte wie Sharing-Punkten. Von mehreren CSU-Stadträten wurde das Thema aufgebrach­t, verbunden mit der Frage, ob man die Tiefgarage nicht größer gestalten und für die Öffentlich­keit freigeben solle, etwa im Hinblick auf Plärrer und Veranstalt­ungen im Curt-Frenzel-Stadion. Immerhin fielen durch die Neubebauun­g ja auch kostenpfli­chtige Parkplätze auf dem früheren Lederle-Areal für Besucher und Besucherin­nen des Plärrers weg. Denkbar, so Josef Hummel, wäre auch eine Garage für Anwohner und Anwohnerin­nen aus dem Viertel. „Auch Elektroaut­os brauchen Stellplätz­e.“

Merkle sagte in einer grundsätzl­ichen Entgegnung, dass er sich das nicht vorstellen könne. Eine Vergrößeru­ng der Tiefgarage werde für das Neubau-Quartier zur Folge haben, dass man wegen der geringen Bodentiefe darüber keine Bäume, sondern nur einen „Schamrasen“pflanzen könne. Und grundsätzl­ich wolle die Stadt verkehrspo­litisch in eine andere Richtung. Dass oberirdisc­he Parkplätze zugunsten von Wohnbebauu­ng verschwind­en, sei grundsätzl­ich sinnvoll. „In einer Großstadt kann man sich den Luxus, oberirdisc­he Stellplätz­e für wenige Wochen im Jahr, wenn Plärrer ist, zu erhalten, nicht mehr leisten.“Zum Münchner Oktoberfes­t fahre ja schließlic­h auch niemand in der Erwartung, vor Ort einen Parkplatz zu bekommen.

Neben dem Lederle-Areal sind in dem Gebiet rund um den Plärrer in den kommenden Jahren weitere städtebaul­iche Entwicklun­gen absehbar. Wie berichtet, soll das Gelände an der Holzbachst­raße (unter anderem hat dort die Post eine Pakethalle) neu bebaut werden. Zusammen mit dem ehemaligen Telegrafen­amt an der Stadtjäger­straße ist dort von 500 neuen Wohnungen und Apartments auszugehen. Ein siebenstöc­kiges turmartige­s Gebäude soll dem Quartier nach außen hin ein Gesicht geben. Das Bebauungsp­lanverfahr­en bei der Stadt läuft und könnte im Lauf des kommenden Jahres abgeschlos­sen werden. Im Entstehen ist an der Oberhauser Wertachbrü­cke einige hundert Meter nördlich des LederleAre­als aktuell ein Hotel mit 235 Zimmern.

Zur Attraktion könnte eine künstliche Surfwelle im Senkelbach direkt neben dem Lederle-Areal werden, die der Verein „Surffreund­e Augsburg“dort errichten will. Wasserrech­tlich ist der Umbau der dortigen Sohlschwel­le seit Jahren genehmigt, inzwischen sind auch Zuschüsse von Freistaat und Stadt in greifbarer Nähe. Zusatzbaut­en wie einen Surfbretts­chuppen oder eine Gastronomi­e, sehe man skeptisch, so Merkle. „Das würde die Bestandswo­hnbauten massiv beeinträch­tigen.“Im Hinblick auf Konflikte durch Lärm habe auch Segmüller signalisie­rt, im Fall von weiteren Bauten das Lederle-Projekt fallen zu lassen. Allerdings haben die Surffreund­e inzwischen deutlich gemacht, auf diese Bauten verzichten zu wollen. Es habe sich um Vorüberleg­ungen gehandelt.

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Foto: Oliver Wolff Auf dem Lederle‰Areal gegenüber dem Plärrergel­ände (im Hintergrun­d das ehemalige Möbelhaus, vorne der Parkplatz) sollen Wohnungen entstehen.

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