Auf Lederle-Areal sollen Wohnungen entstehen
Das ehemalige Möbelhaus, das ursprünglich eine Spinnerei beherbergte, wird abgerissen und der Parkplatz bebaut. Für Diskussionen sorgt die Zahl der nötigen Stellplätze und das Zusammenspiel mit der Surfwelle
Auf dem Areal des früheren Möbelhauses Lederle gegenüber dem Plärrergelände sollen rund 80 neue Wohnungen entstehen. Das Gebäude, in dem zuletzt Möbelmaxx eine Filiale unterhielt und in dem aktuell ein Fitnessstudio Mieter ist, soll abgerissen werden. Der dahinterliegende große Parkplatz wird teils bebaut, teils als Grünfläche gestaltet. Entsprechende Überlegungen für das Areal, das der Firma Segmüller gehört, gibt es schon seit mehreren Jahren, nun werden sie aber konkreter.
Der Stadtrat wird am Donnerstag über den Start des Bebauungsplanverfahrens entscheiden. In etwa einem Jahr könnten erfahrungsgemäß die ersten Bagger rollen. Laut Baureferent Gerd Merkle (CSU) ist ein fünf- bis sechsstöckiges riegelartiges Gebäude zur Langenmantelstraße hin geplant, in dem unter anderem Büros und Praxen unterkommen sollen. Im Erdgeschoss sei auch ein Café denkbar. Die Wohnungen – geförderte und frei verkäufliche – sollen in mehreren Mehrfamilienhäusern auf dem ehemaligen Parkplatz zwischen Senkelbach und Arbeitsagentur untergebracht werden. Weitere Wohnungen wären auch im Gebäude zur Langenmantelstraße hin denkbar, Wohnräume müssten dann aber wegen des Lärms durch Verkehr und Plärrer zur straßenabgewandten Seite hin gebaut werden. Auch eine fünfgruppige Kita soll auf dem Gelände entstehen.
Für die Neubaupläne müsste das ehemalige Möbelhaus weichen. Es wurde 1847 als Spinnerei errichtet und ging später im Dierig-Konzern auf. Allerdings wurde es im Zuge der Nutzung als Möbelhaus mehrfach umgebaut. „Es gibt nichts, was man daran noch schützen könnte“, so Stadtheimatpfleger Hubert Schulz. Unter Denkmalschutz steht das Gebäude nicht. „Im Inneren wurde das Gebäude komplett entkernt beim Umbau Anfang der 80er Jahre“, so Merkle. Auf der Westseite habe man das Erdgeschoss mit Schaufenstern ausgestattet, die Ostseite bekam ein angebautes Treppenhaus. „Das alles hat auch nicht den Charme von Wohnen in Altgebäuden“, so Merkle. Für Lofts eigne sich das Gebäude nicht. „Die Raumhöhen sind zu groß, das Gebäude ist gleichzeitig so tief, dass man einen Lichthof bauen müsste, um noch Tageslicht ins Innere zu bekommen“, so Merkle.
Bei der Vorberatung im Bauausschuss des Stadtrats kam ein Thema auf, das künftig bei vielen Bauprojekten noch für Diskussionen sorgen dürfte. Wie berichtet, hat die Stadt im Zuge der Einigung mit den Vertretern des Fahrrad-Bürgerbegehrens im Sommer zugesagt, in Neubaugebieten künftig weniger Autostellplätze und dafür mehr Radstellplätze zu verlangen. Wegen der Gewerbe-Nutzung des Komplexes soll die Tiefgarage zwar insgesamt 230 Stellplätze fassen, für die Wohnungen werden es anteilig aber weniger Parkplätze sein. Bisher waren pro Wohnung 1,1 Plätze nötig, künftig sind es in einem abgestuften Verfahren zwischen einem und im Extremfall 0,5 Stellplätze pro Wohnung. Abhängig ist das von der Erschließung mit Nahverkehr, der Nähe zu einem Supermarkt und der Umsetzung alternativer Mobilitätskonzepte wie Sharing-Punkten. Von mehreren CSU-Stadträten wurde das Thema aufgebracht, verbunden mit der Frage, ob man die Tiefgarage nicht größer gestalten und für die Öffentlichkeit freigeben solle, etwa im Hinblick auf Plärrer und Veranstaltungen im Curt-Frenzel-Stadion. Immerhin fielen durch die Neubebauung ja auch kostenpflichtige Parkplätze auf dem früheren Lederle-Areal für Besucher und Besucherinnen des Plärrers weg. Denkbar, so Josef Hummel, wäre auch eine Garage für Anwohner und Anwohnerinnen aus dem Viertel. „Auch Elektroautos brauchen Stellplätze.“
Merkle sagte in einer grundsätzlichen Entgegnung, dass er sich das nicht vorstellen könne. Eine Vergrößerung der Tiefgarage werde für das Neubau-Quartier zur Folge haben, dass man wegen der geringen Bodentiefe darüber keine Bäume, sondern nur einen „Schamrasen“pflanzen könne. Und grundsätzlich wolle die Stadt verkehrspolitisch in eine andere Richtung. Dass oberirdische Parkplätze zugunsten von Wohnbebauung verschwinden, sei grundsätzlich sinnvoll. „In einer Großstadt kann man sich den Luxus, oberirdische Stellplätze für wenige Wochen im Jahr, wenn Plärrer ist, zu erhalten, nicht mehr leisten.“Zum Münchner Oktoberfest fahre ja schließlich auch niemand in der Erwartung, vor Ort einen Parkplatz zu bekommen.
Neben dem Lederle-Areal sind in dem Gebiet rund um den Plärrer in den kommenden Jahren weitere städtebauliche Entwicklungen absehbar. Wie berichtet, soll das Gelände an der Holzbachstraße (unter anderem hat dort die Post eine Pakethalle) neu bebaut werden. Zusammen mit dem ehemaligen Telegrafenamt an der Stadtjägerstraße ist dort von 500 neuen Wohnungen und Apartments auszugehen. Ein siebenstöckiges turmartiges Gebäude soll dem Quartier nach außen hin ein Gesicht geben. Das Bebauungsplanverfahren bei der Stadt läuft und könnte im Lauf des kommenden Jahres abgeschlossen werden. Im Entstehen ist an der Oberhauser Wertachbrücke einige hundert Meter nördlich des LederleAreals aktuell ein Hotel mit 235 Zimmern.
Zur Attraktion könnte eine künstliche Surfwelle im Senkelbach direkt neben dem Lederle-Areal werden, die der Verein „Surffreunde Augsburg“dort errichten will. Wasserrechtlich ist der Umbau der dortigen Sohlschwelle seit Jahren genehmigt, inzwischen sind auch Zuschüsse von Freistaat und Stadt in greifbarer Nähe. Zusatzbauten wie einen Surfbrettschuppen oder eine Gastronomie, sehe man skeptisch, so Merkle. „Das würde die Bestandswohnbauten massiv beeinträchtigen.“Im Hinblick auf Konflikte durch Lärm habe auch Segmüller signalisiert, im Fall von weiteren Bauten das Lederle-Projekt fallen zu lassen. Allerdings haben die Surffreunde inzwischen deutlich gemacht, auf diese Bauten verzichten zu wollen. Es habe sich um Vorüberlegungen gehandelt.