Wie Vereine durch die Pandemie kommen
Viele junge Menschen sind im Wittelsbacher Land in Vereinigungen aktiv. In den meisten von ihnen hat Corona die Aktivitäten fast oder ganz zum Stillstand gebracht. Wie die Gruppierungen damit umgehen
AichachFriedberg Gemeinsam musizieren, sporteln oder den neuesten Klatsch und Tratsch austauschen – Vereine sind auch für junge Menschen ein wichtiger Teil ihres Lebens. Aber das Vereinsleben ist seit Corona nicht mehr, wie es vorher war. Abstandsregelungen und abgesagte Veranstaltungen treffen auch die Gruppierungen im Landkreis Aichach-Friedberg hart und machen das gewohnte Vereinsleben nahezu unmöglich. Onlineunterricht stellt hierbei gerade bei den jüngeren Mitgliedern oft keine echte Alternative dar.
Beim Musikverein HollenbachInchenhofen sei das Vereinsleben seit Corona leider etwas eingeschlafen, sagt die Vorsitzende, Andrea Dirrhammer. Sie erzählt, dass der Verein seit dem Start der Pandemie Schwierigkeiten habe, Auftritte an Land zu ziehen. „Der letzte größere war im Dezember 2019“, so Dirrhammer.
Alljährliche Veranstaltungen wie der Christkindlmarkt oder das Marktfest mussten wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Deshalb konnten die vorwiegend jungen Musiker nur im privaten Rahmen, zum Beispiel bei Geburtstagen, ihr Können zeigen. Diese fanden oft im Garten und mit den nötigen Abständen statt, sagt die Vorsitzende. Größere Auftritte seien bis jetzt noch nicht in Planung, denn es gebe gar keine Möglichkeiten dafür, erzählt sie. „Verständlicherweise will sich keiner den Stiefel anziehen und die Verantwortung übernehmen – um dann am Ende schuld zu sein“, so Dirrhammer.
Umso mehr freue sich der Musikverein über jede Gelegenheit, wie beispielsweise die Sommer-Serenade in Inchenhofen oder das Instrumenten-Karussell bei der MiniStadt in Hollenbach. Denn an der Lust zum Spielen fehlt es definitiv nicht. „Nach so einer langen Pause alle sehr motiviert“, sagt Dirrhammer. „Alle sind fleißig bei den Orchesterproben dabei, die Kinder wollen raus.“
Dass es nicht an der Motivation mangelt, kann auch Petra Heuser bestätigen. Sie ist Vorstandsmitglied des Heimat- und Volkstrachtenvereins in Pöttmes. „Die Kinder sind heiß“, erzählt Heuser. Umso mehr freue es sie, dass immerhin alljährliche Programmpunkte wie der Osterhase oder der Nikolaus stattfinden konnten. Aber Heuser blickt mit Sorge in den Winter: „Wir gehen wieder in die schlechtere Jahreszeit.“Es zeigte sich, dass für die aktive Kinder- und Jugendgruppe der Online-Unterricht keine wirkliche Alternative war. Die Kinder seien oft noch zu jung, außerdem brauche es beim Tanzen einfach oft Körperkontakt, so Heuser.
Trotzdem nutzte der Verein jede Möglichkeit, um mit den jungen Mitgliedern zu üben. Je nach Wetter tanzte die Jugendgruppe im Freien oder plattelte bei Feierlichkeiten von Mitgliedern. Neuen Zuwachs bekommt der Verein momentan vor allem durch Mundpropaganda. „Ein Kind geht hin und bringt fünf andere mit“, erzählt Heuser.
Etwas besser lief es hingegen für den TSV Aichach, so Geschäftsführerin Nicole Vogt. Online oder im Freien – ein sportliches Angebot gab es immer. „Das Eltern-Kind-Turnen fand auf dem TSV-Platz statt und die Handballer waren zum Beisind spiel draußen und haben die Tribüne mit einbezogen“, sagt sie. Für Vogt stand vor allem im Vordergrund, die bisherigen Mitglieder zu halten. Das kostenlose Online-Angebot sei sehr gut aufgenommen worden. „Auch waren Facebook und Instagram für uns ein wichtiges Medium“, sagt sie. Dadurch konnte der TSV sicherstellen, dass die jungen Mitglieder überhaupt erreicht wurden.
Einer hohen Nachfrage erfreut sich auch die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) Adelzhausen. Doch während Corona musste auch sie nahezu komplett pausieren. Vorsitzender Michael Oswald sagt: „Bei uns war das Vereinsleben leider über weite Strecken stillgelegt.“Höhepunkte wie der Christkindlmarkt, das Dorffest oder auch vereinsinterne Aktivitäten musste die Landjugend wegen Corona verschieben oder sogar komplett absagen. Eine positive Nachricht gibt es trotzdem: Sorgen um neuen Verganz einsnachwuchs muss sich die KLJB nicht machen. Die Landjugend sei zentraler Bestandteil des Dorflebens und organisiere viele Veranstaltungen, begründet Oswald. Zudem werde aktuell durch Neuwahlen sichergestellt, dass auch die jüngeren Mitglieder eingebunden werden.
Auf die Zeit nach der Pandemie freuen sich alle Vereine. Sowohl Dirrhammer als auch Heuser wollten nach den Sommerferien wieder mit den Proben beginnen. Auch der TSV Aichach startete mit einem neuen Sportprogramm in die Saison, denn die Nachfrage ist hoch. „Das Telefon steht nicht mehr still“, sagt Vogt.
Genauso kann es auch der Vorsitzende der KLJB Adelzhausen nicht mehr erwarten, bis die Landjugend wieder loslegen kann. Im Gespräch mit den Jugendlichen zeige sich, dass die Lockdowns vor allem diese Gruppe belastet hätten, erzählt Oswald. „Verständlich, da man doch gerade im jungen Alter sich nicht zu Hause einsperren lassen will, sondern etwas mit den Gleichaltrigen zusammen unternehmen möchte.“
InternetAngebote waren nicht überall eine Alternative