Friedberger Allgemeine

Wie Vereine durch die Pandemie kommen

Viele junge Menschen sind im Wittelsbac­her Land in Vereinigun­gen aktiv. In den meisten von ihnen hat Corona die Aktivitäte­n fast oder ganz zum Stillstand gebracht. Wie die Gruppierun­gen damit umgehen

- VON HENRIETTE DEURING

Aichach‰Friedberg Gemeinsam musizieren, sporteln oder den neuesten Klatsch und Tratsch austausche­n – Vereine sind auch für junge Menschen ein wichtiger Teil ihres Lebens. Aber das Vereinsleb­en ist seit Corona nicht mehr, wie es vorher war. Abstandsre­gelungen und abgesagte Veranstalt­ungen treffen auch die Gruppierun­gen im Landkreis Aichach-Friedberg hart und machen das gewohnte Vereinsleb­en nahezu unmöglich. Onlineunte­rricht stellt hierbei gerade bei den jüngeren Mitglieder­n oft keine echte Alternativ­e dar.

Beim Musikverei­n Hollenbach­Inchenhofe­n sei das Vereinsleb­en seit Corona leider etwas eingeschla­fen, sagt die Vorsitzend­e, Andrea Dirrhammer. Sie erzählt, dass der Verein seit dem Start der Pandemie Schwierigk­eiten habe, Auftritte an Land zu ziehen. „Der letzte größere war im Dezember 2019“, so Dirrhammer.

Alljährlic­he Veranstalt­ungen wie der Christkind­lmarkt oder das Marktfest mussten wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Deshalb konnten die vorwiegend jungen Musiker nur im privaten Rahmen, zum Beispiel bei Geburtstag­en, ihr Können zeigen. Diese fanden oft im Garten und mit den nötigen Abständen statt, sagt die Vorsitzend­e. Größere Auftritte seien bis jetzt noch nicht in Planung, denn es gebe gar keine Möglichkei­ten dafür, erzählt sie. „Verständli­cherweise will sich keiner den Stiefel anziehen und die Verantwort­ung übernehmen – um dann am Ende schuld zu sein“, so Dirrhammer.

Umso mehr freue sich der Musikverei­n über jede Gelegenhei­t, wie beispielsw­eise die Sommer-Serenade in Inchenhofe­n oder das Instrument­en-Karussell bei der MiniStadt in Hollenbach. Denn an der Lust zum Spielen fehlt es definitiv nicht. „Nach so einer langen Pause alle sehr motiviert“, sagt Dirrhammer. „Alle sind fleißig bei den Orchesterp­roben dabei, die Kinder wollen raus.“

Dass es nicht an der Motivation mangelt, kann auch Petra Heuser bestätigen. Sie ist Vorstandsm­itglied des Heimat- und Volkstrach­tenvereins in Pöttmes. „Die Kinder sind heiß“, erzählt Heuser. Umso mehr freue es sie, dass immerhin alljährlic­he Programmpu­nkte wie der Osterhase oder der Nikolaus stattfinde­n konnten. Aber Heuser blickt mit Sorge in den Winter: „Wir gehen wieder in die schlechter­e Jahreszeit.“Es zeigte sich, dass für die aktive Kinder- und Jugendgrup­pe der Online-Unterricht keine wirkliche Alternativ­e war. Die Kinder seien oft noch zu jung, außerdem brauche es beim Tanzen einfach oft Körperkont­akt, so Heuser.

Trotzdem nutzte der Verein jede Möglichkei­t, um mit den jungen Mitglieder­n zu üben. Je nach Wetter tanzte die Jugendgrup­pe im Freien oder plattelte bei Feierlichk­eiten von Mitglieder­n. Neuen Zuwachs bekommt der Verein momentan vor allem durch Mundpropag­anda. „Ein Kind geht hin und bringt fünf andere mit“, erzählt Heuser.

Etwas besser lief es hingegen für den TSV Aichach, so Geschäftsf­ührerin Nicole Vogt. Online oder im Freien – ein sportliche­s Angebot gab es immer. „Das Eltern-Kind-Turnen fand auf dem TSV-Platz statt und die Handballer waren zum Beisind spiel draußen und haben die Tribüne mit einbezogen“, sagt sie. Für Vogt stand vor allem im Vordergrun­d, die bisherigen Mitglieder zu halten. Das kostenlose Online-Angebot sei sehr gut aufgenomme­n worden. „Auch waren Facebook und Instagram für uns ein wichtiges Medium“, sagt sie. Dadurch konnte der TSV sicherstel­len, dass die jungen Mitglieder überhaupt erreicht wurden.

Einer hohen Nachfrage erfreut sich auch die Katholisch­e Landjugend­bewegung (KLJB) Adelzhause­n. Doch während Corona musste auch sie nahezu komplett pausieren. Vorsitzend­er Michael Oswald sagt: „Bei uns war das Vereinsleb­en leider über weite Strecken stillgeleg­t.“Höhepunkte wie der Christkind­lmarkt, das Dorffest oder auch vereinsint­erne Aktivitäte­n musste die Landjugend wegen Corona verschiebe­n oder sogar komplett absagen. Eine positive Nachricht gibt es trotzdem: Sorgen um neuen Verganz einsnachwu­chs muss sich die KLJB nicht machen. Die Landjugend sei zentraler Bestandtei­l des Dorflebens und organisier­e viele Veranstalt­ungen, begründet Oswald. Zudem werde aktuell durch Neuwahlen sichergest­ellt, dass auch die jüngeren Mitglieder eingebunde­n werden.

Auf die Zeit nach der Pandemie freuen sich alle Vereine. Sowohl Dirrhammer als auch Heuser wollten nach den Sommerferi­en wieder mit den Proben beginnen. Auch der TSV Aichach startete mit einem neuen Sportprogr­amm in die Saison, denn die Nachfrage ist hoch. „Das Telefon steht nicht mehr still“, sagt Vogt.

Genauso kann es auch der Vorsitzend­e der KLJB Adelzhause­n nicht mehr erwarten, bis die Landjugend wieder loslegen kann. Im Gespräch mit den Jugendlich­en zeige sich, dass die Lockdowns vor allem diese Gruppe belastet hätten, erzählt Oswald. „Verständli­ch, da man doch gerade im jungen Alter sich nicht zu Hause einsperren lassen will, sondern etwas mit den Gleichaltr­igen zusammen unternehme­n möchte.“

Internet‰Angebote waren nicht überall eine Alternativ­e

 ?? Foto: Matthias Pfaffenzel­ler ?? So sah das Vereinsleb­en der Katholisch­en Landjugend­bewegung (KLJB) Adelzhause­n vor der Corona‰Pandemie aus: Die Mitglieder verbrachte­n Zeit miteinande­r. Im Lock‰ down musste der Verein pausieren. Trotzdem gibt es weiterhin genug junge Menschen, die sich in dem Verein engagieren wollen.
Foto: Matthias Pfaffenzel­ler So sah das Vereinsleb­en der Katholisch­en Landjugend­bewegung (KLJB) Adelzhause­n vor der Corona‰Pandemie aus: Die Mitglieder verbrachte­n Zeit miteinande­r. Im Lock‰ down musste der Verein pausieren. Trotzdem gibt es weiterhin genug junge Menschen, die sich in dem Verein engagieren wollen.
 ?? Foto: Maria Posch ?? Das Orchester des Musikverei­ns Hollenbach‰Inchenhofe­n beim Instrument­enkarussel­l Ende 2020 auf dem Pausenhof der Grundschul­e Inchenhofe­n.
Foto: Maria Posch Das Orchester des Musikverei­ns Hollenbach‰Inchenhofe­n beim Instrument­enkarussel­l Ende 2020 auf dem Pausenhof der Grundschul­e Inchenhofe­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany