Was heißt schon älter werden?
Ein Haus bauen, einen Baum pflanzen und ein Kind bekommen: Das sind die Ziele, die sich einige Menschen in ihrem Leben setzen. Besonders wichtig dabei ist, dass diese To-Do-Liste bis zum 30. Geburtstag abgearbeitet sein muss. Lange habe ich das nicht ernstgenommen. Stattdessen schmunzelte ich über Freundinnen, die sich nach ihrer Ausbildung oft nur noch über die Einrichtung ihrer Wohnung unterhalten konnten. Ich dagegen lebte in dieser Zeit ein mehr oder weniger wildes Studentenleben zwischen Vorlesungen und WG-Abenden mit manchmal zu viel Rotwein. Aber irgendwo zwischen meinem 25. und 27. Lebensjahr änderte sich etwas. Langsam fanden auch Studienfreundinnen ihre ersten Jobs und mieteten ihre ersten eigenen Wohnungen. Plötzlich waren auch in diesen Kreisen die Wohnungseinrichtung und das Kantinenessen Gesprächsthema Nummer eins. Und ich? Mein Leben hat sich in dieser Zeit noch nicht verändert. Ich ging weiter zur Uni und verbrachte Abende an WG-Küchentischen. Inzwischen bin ich 30. Ein Haus habe ich noch nicht, aber eine eigene Wohnung. Außerdem kann ich im Weinregal auch mal in das teure Fach greifen, weil ich nach meinem Studium eine Stelle gefunden habe. Fehlen also nur noch Baum und Kind, um alles erreicht zu haben? Hieße das aber nicht auch, dass das Leben auf einmal viel vorhersehbarer wird? Bei diesem Gedanken reicht zum Glück ein Blick in meine Familie. Meine Oma war bereits mit Anfang 20 verheiratet und bekam in den nächsten Jahren vier Kinder. Das hielt sie nicht davon ab, mit über 60 für einige Semester zu studieren, einen Englischkurs zu machen und mit der katholischen Frauengemeinschaft durch die Welt zu reisen. Es geht also beides: Abenteuer und Vorhersehbarkeit.