Dem Rassismus die Rote Karte zeigen
Erasmus Großmann, Vorsitzender des SC Oberbernbach, initiiert eine Aktion, um seine Fußballer vor verbalen Ausfällen durch Zuschauer zu schützen. Was ihn ärgert
AichachOberbernbach Die bayerische Sprache ist bekanntlich reich an Sprüchen, die nicht gerade unter die Rubrik „political correctness“fallen, weil sie zu derb, weil sie gar verletzend sind. Gesindel und G‘schwerl gelten nicht gerade als feine Formulierungen. Diese Worte sind vor einiger Zeit auf einem Fußballplatz in unserer Region gefallen und galten ganz offensichtlich den Gästen vom SC Oberbernbach.
Erasmus Großmann, Vorsitzender dieses Vereins aus der westlichen Peripherie von Aichach, war nicht bereit, den Vorfall so stehen zu lassen: „Wir wollten ein Zeichen setzen.“Darum zeigte seine Mannschaft kürzlich vor dem Heimspiel gegen den TSV Kühbach dem Rassismus die Rote Karte. Großmann nahm erfreut zur Kenntnis, dass sich nicht allein seine Leute vor diesem Kreisklassenspiel mit einem entsprechenden Plakat ablichten ließen, sondern auch die Gästekicker und der Schiedsrichter. Er sprach von einem „tollen Bild“.
„Unsere Gesellschaft verändert sich, nicht nur in München, auch auf dem Land“, gibt der SCO-Chef zu bedenken: „Ich wollte den einen oder anderen Verein wachrütteln.“Seine Initiative sei auch als Schutz für seine Spieler zu sehen. Er hat sich in der Zwischenzeit an die Verantwortlichen jenes Vereins gewandt, wo diese „unschönen Sachen“passiert waren. Offensichtlich wurden die Zuschauer, die sich dabei verbal daneben benommen haben, auch per Handy fotografiert. Die Antwort sei lapidar ausgefallen. Mit anderen Worten: Die Provokateure bei diesem Vorfall kommen wohl unbeschadet davon.
Großmann missfällt auch, dass die meisten Schiedsrichter darauf verzichten, auf ihren Spielberichtsbögen rassistische Vorfälle anzuzeigen.
Erasmus Großmann kennt die hiesige Fußballszene gut genug. Von daher weiß er, dass Zuschauerinnen und Zuschauer kaum was zu befürchten haben, wenn sie aus einer Gruppe von 10 oder 15 Leuten was „rausplärren“. Großmann stellt die rhetorische Frage: „Welcher Vorstand legt sich mit seinen Leuten an?“Ihm war es wichtig, dass nicht nur im Profifußball dem Rassismus Einhalt geboten werden soll. Im Spiel gegen den Nachbarn aus Kühbach habe man im Übrigen, so Großmann, „gar nichts zu hören bekommen“, was die Kicker hätte beleidigen können.
Fadel Afoda gehört bei den Fußballern des SC Oberbernbach zu den Sportlern mit Migrationshintergrund. Der 25-jährige Angreifer, ein gebürtiger Aichacher, hat Wurzeln, die nach Afrika reichen, genauer gesagt, nach Togo. Vor einigen Wochen äußerte er sich bereits zum Thema rassistische Anfeindungen: „Mal heißt es: Du blöder Neger, mal Geh‘ zurück in dein Land. Das tut natürlich weh, aber ich habe gelernt, damit umzugehen und stark zu bleiben.“
Wird der SCO, bei dem Sportler aus neun Nationen zuhause sind, die Aktion aus dem Heimspiel gegen Kühbach wiederholen? „Es muss wieder normal Fußball gespielt werden“, schildert Großmann seine Überlegungen, „wir wollen keine Politik betreiben.“Vor jedem Spiel so zu demonstrieren, steigert in seinen Augen nicht gerade die Glaubwürdigkeit. Ganz ausschließen aber will der Funktionär nicht, dass es mal zu einer Neuauflage im Kampf gegen den Rassismus im Fußball kommt.