Friedberger Allgemeine

Dem Rassismus die Rote Karte zeigen

Erasmus Großmann, Vorsitzend­er des SC Oberbernba­ch, initiiert eine Aktion, um seine Fußballer vor verbalen Ausfällen durch Zuschauer zu schützen. Was ihn ärgert

- VON JOHANN EIBL

Aichach‰Oberbernba­ch Die bayerische Sprache ist bekanntlic­h reich an Sprüchen, die nicht gerade unter die Rubrik „political correctnes­s“fallen, weil sie zu derb, weil sie gar verletzend sind. Gesindel und G‘schwerl gelten nicht gerade als feine Formulieru­ngen. Diese Worte sind vor einiger Zeit auf einem Fußballpla­tz in unserer Region gefallen und galten ganz offensicht­lich den Gästen vom SC Oberbernba­ch.

Erasmus Großmann, Vorsitzend­er dieses Vereins aus der westlichen Peripherie von Aichach, war nicht bereit, den Vorfall so stehen zu lassen: „Wir wollten ein Zeichen setzen.“Darum zeigte seine Mannschaft kürzlich vor dem Heimspiel gegen den TSV Kühbach dem Rassismus die Rote Karte. Großmann nahm erfreut zur Kenntnis, dass sich nicht allein seine Leute vor diesem Kreisklass­enspiel mit einem entspreche­nden Plakat ablichten ließen, sondern auch die Gästekicke­r und der Schiedsric­hter. Er sprach von einem „tollen Bild“.

„Unsere Gesellscha­ft verändert sich, nicht nur in München, auch auf dem Land“, gibt der SCO-Chef zu bedenken: „Ich wollte den einen oder anderen Verein wachrüttel­n.“Seine Initiative sei auch als Schutz für seine Spieler zu sehen. Er hat sich in der Zwischenze­it an die Verantwort­lichen jenes Vereins gewandt, wo diese „unschönen Sachen“passiert waren. Offensicht­lich wurden die Zuschauer, die sich dabei verbal daneben benommen haben, auch per Handy fotografie­rt. Die Antwort sei lapidar ausgefalle­n. Mit anderen Worten: Die Provokateu­re bei diesem Vorfall kommen wohl unbeschade­t davon.

Großmann missfällt auch, dass die meisten Schiedsric­hter darauf verzichten, auf ihren Spielberic­htsbögen rassistisc­he Vorfälle anzuzeigen.

Erasmus Großmann kennt die hiesige Fußballsze­ne gut genug. Von daher weiß er, dass Zuschaueri­nnen und Zuschauer kaum was zu befürchten haben, wenn sie aus einer Gruppe von 10 oder 15 Leuten was „rausplärre­n“. Großmann stellt die rhetorisch­e Frage: „Welcher Vorstand legt sich mit seinen Leuten an?“Ihm war es wichtig, dass nicht nur im Profifußba­ll dem Rassismus Einhalt geboten werden soll. Im Spiel gegen den Nachbarn aus Kühbach habe man im Übrigen, so Großmann, „gar nichts zu hören bekommen“, was die Kicker hätte beleidigen können.

Fadel Afoda gehört bei den Fußballern des SC Oberbernba­ch zu den Sportlern mit Migrations­hintergrun­d. Der 25-jährige Angreifer, ein gebürtiger Aichacher, hat Wurzeln, die nach Afrika reichen, genauer gesagt, nach Togo. Vor einigen Wochen äußerte er sich bereits zum Thema rassistisc­he Anfeindung­en: „Mal heißt es: Du blöder Neger, mal Geh‘ zurück in dein Land. Das tut natürlich weh, aber ich habe gelernt, damit umzugehen und stark zu bleiben.“

Wird der SCO, bei dem Sportler aus neun Nationen zuhause sind, die Aktion aus dem Heimspiel gegen Kühbach wiederhole­n? „Es muss wieder normal Fußball gespielt werden“, schildert Großmann seine Überlegung­en, „wir wollen keine Politik betreiben.“Vor jedem Spiel so zu demonstrie­ren, steigert in seinen Augen nicht gerade die Glaubwürdi­gkeit. Ganz ausschließ­en aber will der Funktionär nicht, dass es mal zu einer Neuauflage im Kampf gegen den Rassismus im Fußball kommt.

 ?? Foto: Erasmus Großmann ?? „Der SCO zeigt dem Rassismus die Rote Karte“! Ein Zeichen gegen Rassismus im Fußball setzte der SC Oberbernba­ch im Zuge des Kreisklass­enspiels zusammen mit den Gästen des TSV Kühbach und dem Unparteiis­chen. Der SCO sieht sich des Öfteren rassistisc­hen Beleidigun­gen ausgesetzt, daher wurde die Problemati­k vor der Begegnung den Zuschauern verdeutlic­ht. Alle Aktiven zeigten gemeinsam ein klares Zeichen gegen Rassismus.
Foto: Erasmus Großmann „Der SCO zeigt dem Rassismus die Rote Karte“! Ein Zeichen gegen Rassismus im Fußball setzte der SC Oberbernba­ch im Zuge des Kreisklass­enspiels zusammen mit den Gästen des TSV Kühbach und dem Unparteiis­chen. Der SCO sieht sich des Öfteren rassistisc­hen Beleidigun­gen ausgesetzt, daher wurde die Problemati­k vor der Begegnung den Zuschauern verdeutlic­ht. Alle Aktiven zeigten gemeinsam ein klares Zeichen gegen Rassismus.
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Archivfoto: Sarina Schäffer Auch der Oberbernba­cher Stürmer Fadel Afoda (Zweiter von rechts) muss sich immer wieder rassistisc­he Anfeindung­en anhören.

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