Schöffel stärkt Sparte für berufliche Mode
Textil Der Sportbekleidungshersteller aus Schwabmünchen setzt auf einen neuen Markt
Schwabmünchen Im Frühjahr hat Peter Schöffel seinen 60. Geburtstag gefeiert. Die Corona-Krise und der Lockdown hatten das Land fest im Griff. Der Outdoor-Bekleidungshersteller Schöffel aus Schwabmünchen konnte sich dem nicht entziehen. Die gesamte Winterkollektion 2020 für Skibekleidung ruhte praktisch unverkauft in den Läden, sagte er damals. „Das ist ein harter Schlag, wirft uns aber nicht um“, betonte der Firmeninhaber. Teile der Belegschaft in Schwabmünchen mit gut 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mussten in Kurzarbeit, entlassen sei aber niemand worden. „Meine Vorgänger haben wirtschaftlich zwei Weltkriege überlebt. Dann werden wir diese Pandemie ebenfalls bewältigen“, zeigte sich Schöffel optimistisch.
Schöffel zählt zu den ältesten bayerischen Familienunternehmen, bereits Vorfahre Georg Schöffel erhielt als Strumpfhändler im Jahr 1804 eine Konzession, um Strümpfe, Socken, Nachthauben und Zipfelmützen herzustellen. Nun ist klar, wie sich Schöffel vor, aber auch während der Krise neu aufgestellt hat und weiterentwickeln will.
Das Unternehmen tritt in Zukunft mit zwei getrennten Geschäftsbereichen auf. Ab 1. Oktober steht Schöffel auf zwei Säulen. Im Bereich Schöffel Sport ist die Outdoor-Bekleidung angesiedelt, wasserund winddichte Jacken und Hosen, vor allem zum Wandern. Dazu kommt das Geschäft mit Ski- und Radbekleidung. Im zweiten Bereich Schöffel Professional bündelt das Unternehmen künftig seine Produkte aus den Bereichen Mitarbeiterbekleidung für Unternehmen, Berufsbekleidung für Behörden und die Motorradbekleidung. Ziel der Aufgliederung ist es, sich auf beide Bereiche besser konzentrieren zu können und die Wachstumsstrategie voranzutreiben, erklärt ein Schöffel-Sprecher im Gespräch mit unserer Redaktion.
Schöffel mache sich bereits seit einiger Zeit Gedanken, wie sich das
Wachstum stärken lässt. Ein Innovationsmanager spüre Trends nach, neue Produkte sind deshalb entstanden, unter anderem sind seit Anfang 2020 eine beheizbare Skihose und -jacke auf dem Markt. „Zudem hat Schöffel stark an seinem Markenprofil gearbeitet“, erklärt der Sprecher. So sei die Marke deutlich stärker als früher auf Social Media-Kanälen präsent. Seit vergangenem Jahr hat Schöffel zudem eine eigene Kollektion an Radbekleidung, denn Radfahren boomt. „Der Fachhandel hat die Radbekleidung dieses Jahr erstmals verkauft, die Resonanz der Kundinnen und Kunden ist sehr gut“, berichtet der Sprecher.
Mit der neuen Struktur legt Schöffel auch einen stärkeren Fokus auf seinen Bereich mit Mitarbeiterund Motorradbekleidung. Der Bereich ist noch deutlich kleiner als das Outdoor-Geschäft, er macht rund zehn bis 15 Prozent des Umsatzes aus, ist aber nicht weniger interessant: Schöffel stattet zum Beispiel bereits Landespolizeien wie die in Nordrhein-Westfalen mit Uniformen aus und beliefert das Technische Hilfswerk mit Bekleidung. „Hier kann Schöffel seine textile Kompetenz aus dem Outdoor-Bereich einbringen“, erklärt der Sprecher. Uniformen müssen strapazierfähig sein und dem Wetter trotzen.
Dazu liefert Schöffel Professional Mitarbeiterbekleidung für Unternehmen, also beispielsweise einheitliche Jacken, Hemden, Hosen. Unternehmen hilft dies, die gemeinsame Identität zu stärken. Mitarbeiterbekleidung
Firmenkleidung stärkt die Identifikation
aus dem Hause Schöffel tragen etwa die Beschäftigten des Traktorenherstellers Fendt oder des Auto-Zulieferers Brose. Gutes, modisches Aussehen wird in dem Bereich immer wichtiger. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möchten schließlich auch gut aussehen, wenn sie zum Beispiel nach dem Dienst zu einer Feier mit Freunden gehen“, erklärt der Sprecher. Schließlich stellt Schöffel bereits seit über 30 Jahren Motorradbekleidung für BMW her.
Die neue Struktur führt auch zu personellen Veränderungen: Stefan Merkt, 51, der aktuell den Vertrieb von Schöffel leitet, übernimmt die Leitung der Sparte Schöffel Sport. Finanzchef Felix Geiger, 49, leitet parallel zu seiner Aufgabe künftig Schöffel Professional, wo rund 25 der insgesamt gut 200 Schöffel-Mitarbeiter beschäftigt sind. Sie konzipieren und entwerfen Kleidung entsprechend den Anforderungen der Kundinnen und Kunden.
Firmeninhaber Peter Schöffel, 60, will sich nun stärker auf die strategische Ausrichtung des Unternehmens konzentrieren. „Er bleibt voll im Unternehmen, kann sich aber aus dem Tagesgeschäft stärker zurückziehen und darauf konzentrieren, wo Schöffel langfristig hinsteuert“, sagt der Sprecher. Peter Schöffel leitet das Unternehmen seit 1995 in siebter Generation.
Schöffel hat wie der gesamte Textilhandel die Auswirkungen der beiden Lockdowns im Frühjahr 2020 und im ersten Halbjahr 2021 gespürt. Die Einzelhändler hatten in dieser Zeit praktisch geschlossen. Trotzdem sei für Schöffel das Geschäftsjahr 2020 „besser als erwartet“gelaufen, berichtet der Sprecher. Die Menschen drängte es nach dem Lockdown in die Natur, Outdoor-Mode wurde auch online bestellt. Das Umsatzminus bei Schöffel betrug im Geschäftsjahr 2020 am Ende 15 Prozent. Dieses Jahr rechnet das Unternehmen mit einem stabilen Umsatz. Im nächsten Jahr will Schöffel wieder Wachstum verzeichnen.
„Die Voraussetzungen für neues Wachstum im Outdoor-, Ski- und Bike-Segment waren selten so gut“, sagt Outdoor-Chef Stefan Merkt. Die Pandemie habe eindrucksvoll bewiesen, wie stark der Drang der Menschen ist, Natur zu erleben. Und Professional-Chef Felix Geiger will den Bereich der Mitarbeiterbekleidung zum „starken zweiten Standbein“der Gruppe ausbauen. Erst kürzlich hatten Schöffel und der Fahrzeugausrüster Sortimo aus Zusmarshausen angekündigt, im Bereich der hochwertigen Handwerkerbekleidung zusammenarbeiten zu wollen.