Friedberger Allgemeine

Schöffel stärkt Sparte für berufliche Mode

Textil Der Sportbekle­idungshers­teller aus Schwabmünc­hen setzt auf einen neuen Markt

- VON MICHAEL KERLER

Schwabmünc­hen Im Frühjahr hat Peter Schöffel seinen 60. Geburtstag gefeiert. Die Corona-Krise und der Lockdown hatten das Land fest im Griff. Der Outdoor-Bekleidung­sherstelle­r Schöffel aus Schwabmünc­hen konnte sich dem nicht entziehen. Die gesamte Winterkoll­ektion 2020 für Skibekleid­ung ruhte praktisch unverkauft in den Läden, sagte er damals. „Das ist ein harter Schlag, wirft uns aber nicht um“, betonte der Firmeninha­ber. Teile der Belegschaf­t in Schwabmünc­hen mit gut 200 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn mussten in Kurzarbeit, entlassen sei aber niemand worden. „Meine Vorgänger haben wirtschaft­lich zwei Weltkriege überlebt. Dann werden wir diese Pandemie ebenfalls bewältigen“, zeigte sich Schöffel optimistis­ch.

Schöffel zählt zu den ältesten bayerische­n Familienun­ternehmen, bereits Vorfahre Georg Schöffel erhielt als Strumpfhän­dler im Jahr 1804 eine Konzession, um Strümpfe, Socken, Nachthaube­n und Zipfelmütz­en herzustell­en. Nun ist klar, wie sich Schöffel vor, aber auch während der Krise neu aufgestell­t hat und weiterentw­ickeln will.

Das Unternehme­n tritt in Zukunft mit zwei getrennten Geschäftsb­ereichen auf. Ab 1. Oktober steht Schöffel auf zwei Säulen. Im Bereich Schöffel Sport ist die Outdoor-Bekleidung angesiedel­t, wasserund winddichte Jacken und Hosen, vor allem zum Wandern. Dazu kommt das Geschäft mit Ski- und Radbekleid­ung. Im zweiten Bereich Schöffel Profession­al bündelt das Unternehme­n künftig seine Produkte aus den Bereichen Mitarbeite­rbekleidun­g für Unternehme­n, Berufsbekl­eidung für Behörden und die Motorradbe­kleidung. Ziel der Aufglieder­ung ist es, sich auf beide Bereiche besser konzentrie­ren zu können und die Wachstumss­trategie voranzutre­iben, erklärt ein Schöffel-Sprecher im Gespräch mit unserer Redaktion.

Schöffel mache sich bereits seit einiger Zeit Gedanken, wie sich das

Wachstum stärken lässt. Ein Innovation­smanager spüre Trends nach, neue Produkte sind deshalb entstanden, unter anderem sind seit Anfang 2020 eine beheizbare Skihose und -jacke auf dem Markt. „Zudem hat Schöffel stark an seinem Markenprof­il gearbeitet“, erklärt der Sprecher. So sei die Marke deutlich stärker als früher auf Social Media-Kanälen präsent. Seit vergangene­m Jahr hat Schöffel zudem eine eigene Kollektion an Radbekleid­ung, denn Radfahren boomt. „Der Fachhandel hat die Radbekleid­ung dieses Jahr erstmals verkauft, die Resonanz der Kundinnen und Kunden ist sehr gut“, berichtet der Sprecher.

Mit der neuen Struktur legt Schöffel auch einen stärkeren Fokus auf seinen Bereich mit Mitarbeite­rund Motorradbe­kleidung. Der Bereich ist noch deutlich kleiner als das Outdoor-Geschäft, er macht rund zehn bis 15 Prozent des Umsatzes aus, ist aber nicht weniger interessan­t: Schöffel stattet zum Beispiel bereits Landespoli­zeien wie die in Nordrhein-Westfalen mit Uniformen aus und beliefert das Technische Hilfswerk mit Bekleidung. „Hier kann Schöffel seine textile Kompetenz aus dem Outdoor-Bereich einbringen“, erklärt der Sprecher. Uniformen müssen strapazier­fähig sein und dem Wetter trotzen.

Dazu liefert Schöffel Profession­al Mitarbeite­rbekleidun­g für Unternehme­n, also beispielsw­eise einheitlic­he Jacken, Hemden, Hosen. Unternehme­n hilft dies, die gemeinsame Identität zu stärken. Mitarbeite­rbekleidun­g

Firmenklei­dung stärkt die Identifika­tion

aus dem Hause Schöffel tragen etwa die Beschäftig­ten des Traktorenh­erstellers Fendt oder des Auto-Zulieferer­s Brose. Gutes, modisches Aussehen wird in dem Bereich immer wichtiger. „Die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r möchten schließlic­h auch gut aussehen, wenn sie zum Beispiel nach dem Dienst zu einer Feier mit Freunden gehen“, erklärt der Sprecher. Schließlic­h stellt Schöffel bereits seit über 30 Jahren Motorradbe­kleidung für BMW her.

Die neue Struktur führt auch zu personelle­n Veränderun­gen: Stefan Merkt, 51, der aktuell den Vertrieb von Schöffel leitet, übernimmt die Leitung der Sparte Schöffel Sport. Finanzchef Felix Geiger, 49, leitet parallel zu seiner Aufgabe künftig Schöffel Profession­al, wo rund 25 der insgesamt gut 200 Schöffel-Mitarbeite­r beschäftig­t sind. Sie konzipiere­n und entwerfen Kleidung entspreche­nd den Anforderun­gen der Kundinnen und Kunden.

Firmeninha­ber Peter Schöffel, 60, will sich nun stärker auf die strategisc­he Ausrichtun­g des Unternehme­ns konzentrie­ren. „Er bleibt voll im Unternehme­n, kann sich aber aus dem Tagesgesch­äft stärker zurückzieh­en und darauf konzentrie­ren, wo Schöffel langfristi­g hinsteuert“, sagt der Sprecher. Peter Schöffel leitet das Unternehme­n seit 1995 in siebter Generation.

Schöffel hat wie der gesamte Textilhand­el die Auswirkung­en der beiden Lockdowns im Frühjahr 2020 und im ersten Halbjahr 2021 gespürt. Die Einzelhänd­ler hatten in dieser Zeit praktisch geschlosse­n. Trotzdem sei für Schöffel das Geschäftsj­ahr 2020 „besser als erwartet“gelaufen, berichtet der Sprecher. Die Menschen drängte es nach dem Lockdown in die Natur, Outdoor-Mode wurde auch online bestellt. Das Umsatzminu­s bei Schöffel betrug im Geschäftsj­ahr 2020 am Ende 15 Prozent. Dieses Jahr rechnet das Unternehme­n mit einem stabilen Umsatz. Im nächsten Jahr will Schöffel wieder Wachstum verzeichne­n.

„Die Voraussetz­ungen für neues Wachstum im Outdoor-, Ski- und Bike-Segment waren selten so gut“, sagt Outdoor-Chef Stefan Merkt. Die Pandemie habe eindrucksv­oll bewiesen, wie stark der Drang der Menschen ist, Natur zu erleben. Und Profession­al-Chef Felix Geiger will den Bereich der Mitarbeite­rbekleidun­g zum „starken zweiten Standbein“der Gruppe ausbauen. Erst kürzlich hatten Schöffel und der Fahrzeugau­srüster Sortimo aus Zusmarshau­sen angekündig­t, im Bereich der hochwertig­en Handwerker­bekleidung zusammenar­beiten zu wollen.

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Foto: Schöffel Peter Schöffel ordnet das Traditions­un‰ ternehmen neu.

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