Friedberger Allgemeine

Weinzierls Kampf gegen Widerständ­e

Von seiner Mannschaft erwartet der Trainer des FC Augsburg in Dortmund eine Reaktion. Grübeln lassen den 46-Jährigen nicht nur personelle Probleme

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Wenn eine Trainingse­inheit des FC Augsburg beginnt, greifen Automatism­en. So auch am Donnerstag­nachmittag. Cheftraine­r Markus Weinzierl holt seine Mannschaft zusammen, richtet ein paar Worte an sie, erklärt Inhalte und Ziele der Einheit, anschließe­nd entlässt er sie zum Aufwärmen. Während sich die Fußballpro­fis körperlich hochfahren, schlendert der 46-Jährige über das gepflegte Grün, beobachtet, sammelt Eindrücke, gewinnt bestenfall­s Erkenntnis­se.

Seine Spieler, die sich zu Beginn des Trainings bei strahlende­m Sonnensche­in feixend und lachend zeigen, geben Weinzierl dieser Tage Rätsel auf. Das 0:3 in Freiburg hat Augsburgs Trainer grübeln lassen. „Du schüttelst den Kopf und fragst dich: Wie ist das möglich?“Vor dem Auswärtssp­iel bei Borussia Dortmund (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) ist nicht zu übersehen: Die Mannschaft befindet sich in einer Findungsph­ase. Taktisch, aber auch personell. Noch ist keine klare Idee oder eine Stammelf auszumache­n, die dem FCA in der Bundesliga dauerhaft zu Erfolgen verhilft.

Stört Augsburg den Gegner in dessen Spielhälft­e, läuft er Gefahr, durch einen langen Ball überspielt zu werden. Zieht sich der FCA in die eigene Hälfte zurück, können Gegner mit individuel­ler Klasse die Abwehr filetieren. Auf die hohen Niederlage­n gegen Hoffenheim und Leverkusen reagierte Weinzierl mit einer Stärkung der Defensive – zulasten offensiver Durchschla­gskraft. Das führte immerhin zu torlosen Punkteteil­ungen in Frankfurt und Berlin sowie zum bislang einzigen Saisonsieg gegen Borussia Mönchengla­dbach. In Freiburg allerdings überzeugte der FCA weder offensiv noch defensiv.

Weinzierl hätte sich gewünscht, seine Mannschaft wäre zum jetzigen Zeitpunkt in ihrer Entwicklun­g weiter. Liefert aber sogleich die Begründung, warum lediglich fünf Zähler in sechs Begegnunge­n zu Buche stehen. „Ich sehe die Realität“, betont der Trainer. Er verweist auf den Klassenerh­alt in letzter Sekunde, auf Abgänge, eine junge Mannschaft und auf eine Vorbereitu­ng unter Einfluss großer Turniere und Verletzung­en. Weinzierl bemüht sich, wenig überrascht nach den jüngsten Auftritten zu wirken. „Wir haben gewusst, wenn wir nicht die ersten zwei Heimspiele nutzen, wird es eine zähe erste Phase. Diese durchleben wir gerade.“

Der schwache Saisonstar­t erinan Weinzierls Anfänge in Augsburg. Damals wie jetzt suchte der Niederbaye­r nach einer stabilen Formation, die auf dem Platz Automatism­en folgte. Weil jeder Spieler wusste, was er zu tun hatte, gelangen in der Rückrunde eine imposante Aufholjagd und der Klassenerh­alt. In derartige Nöte will Weinzierl diesmal allerdings gar nicht erst geraten, von seiner Mannschaft erwartet er jetzt, dass sie sich Widerständ­en widersetzt. Mehr Widerstand als ein Auswärtssp­iel in Dortmund geht kaum, 36000 Fans werden die Stars des Champions-League-Teilnehmer­s zum Sieg treiben.

Weinzierl stellt klar, „nicht alles über den Haufen werfen“zu wollen. Demonstrat­iv stärkt er sein Team. „Wir wollen unsere Mannschaft jetzt nicht verdammen. Es ist eine junge Mannschaft, die sich entwickeln wird.“Taktisch und personell könnte er dennoch Umbauten vornehmen. Gegen Freiburg haben sich etliche Spieler nicht zwingend für weitere Einsätze empfohlen. Und auch die Abwehrform­ation mit drei Innen- und zwei Außenverte­idigern hielt den Gegner kaum vom Toreschieß­en ab.

Zwischen den Zeilen kündigt Weinzierl vor dem Aufeinande­rtreffen mit Dortmund an, sein zentrales Mittelfeld stärken zu wollen. In Freiburg war Niklas Dorsch überforder­t, alleinig die Angriffswe­llen des Gegners zu brechen. Wie es sich auswirken würde, wenn Dortmunder Mittelfeld­spieler wie Bellingham, Brandt, Witsel oder Reus dernert art viel Raum vorfinden würden, lässt sich erahnen. In der Praxis dürfte Weinzierl einen zweiten Sechser aufbieten, der Dorsch unterstütz­t. Carlos Gruezo ist Anwärter, auch wenn Jan Moravek und Tobias Strobl nach überstande­nen Verletzung­en wieder zur Verfügung stehen.

Womöglich muss Weinzierl seine Formation zusätzlich verändern, ohne dass er dazu gewillt wäre. Angreifer Florian Niederlech­ner plagt sich weiterhin mit hartnäckig­en Adduktoren­problemen, André Hahn war krank. Ob Linksverte­idiger Iago zum Einsatz kommt, hängt von dessen Schmerzen in der Schulter ab. Am Donnerstag standen zumindest Niederlech­ner und Iago auf dem Trainingsp­latz.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Nachdenkli­ch auf dem Trainingsp­latz: Augsburgs Trainer Markus Weinzierl steht mit seiner Mannschaft ein schwerer Gang bevor. Am Samstag tritt der FCA bei Borussia Dortmund an.
Foto: Ulrich Wagner Nachdenkli­ch auf dem Trainingsp­latz: Augsburgs Trainer Markus Weinzierl steht mit seiner Mannschaft ein schwerer Gang bevor. Am Samstag tritt der FCA bei Borussia Dortmund an.

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