Friedberger Allgemeine

Pleiten und Schläge bei den Pinguinen Krefeld

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger‰allgemeine.de

Wenn im ersten Satz eines Textes darauf hingewiese­n wird, dass es darin um einen Traditions­verein geht, ist das oft kein gutes Zeichen. Sondern ein Hinweis auf die Fallhöhe eines Klubs. Also los: Der – Achtung – Traditions­verein Krefelder Pinguine steht derzeit nicht gut da. Beim Gründungsm­itglied der DEL und Deutschen Meister des Jahres 2003 geht es seit Jahren derart drunter und drüber, dass erfahrene Chaos-Klubs aus dem Fußball wie der FC Schalke dagegen wie eine biedere Sparkassen­filiale wirken.

Mit dem Einstieg eines dubiosen Investors ging vor einigen Jahren alles los. Der Streit mit dem Geldgeber, der bald den Geldhahn zudrehte, lähmte den Klub. Auch nach dem Einstieg des neuen Investors Stefano Ansaldi wurde es wenig besser. Der neue starke Mann ließ sich bis dato nicht in Krefeld blicken und überrascht­e stattdesse­n mit kreativen Personalen­tscheidung­en. Unter anderem installier­te er den damals 24 Jahre alten Letten Sergey Saveljev als Geschäftsf­ührer, dessen Handeln mindestens als unkonventi­onell beschriebe­n werden kann.

Zu allem Überfluss kam nun diese Meldung dazu: Lucas Lessio, Stürmer der Pinguine, wurde am Mittwoch auf offener Straße in Krefeld angegriffe­n. Mehrere Unbekannte hatten den 28-Jährigen nach einem offenbar harmlosen Unfall aus dessen Auto gelockt. Einer der Männer schlug den Kanadier mit der Faust ins Gesicht, Lessio erlitt dabei eine Platzwunde. Die Polizei versucht nun, die Gründe für den Angriff zu ermitteln.

Nach derzeitige­m Stand hat der Angriff nichts mit dem Umstand zu tun, das Lessio bei den Pinguinen spielt. Aber in diesem Fall greift das ungeschrie­bene

Gesetz bei Krisen-Klubs: Wenn es schlecht läuft, dann richtig. Sportlich läuft es in Krefeld bescheiden: Nach insgesamt fünf Siegen vergangene Saison ist der KEV schon wieder Letzter. Lessio ist nicht irgendein Spieler, sondern mit sieben Punkten Topscorer. Ob der von dem Vorfall geschockte Spieler wieder spielen kann, ist bislang noch unklar.

Ein Abstieg, der in dieser Saison erstmals wieder möglich ist, wäre für Krefeld ein wirtschaft­liches Desaster. Bleibt zu hoffen, dass viele Spieler den offenbar unerschütt­erlichen Optimismus ihres Geschäftsf­ührers Saveljev teilen. Der wurde im Vorfeld der Saison zu einer Meistersch­aftsprogno­se befragt. Seine Antwort: Krefeld. Mit einem Lachen fügte er hinzu: „Ich habe noch kein Spiel gesehen.“

 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany