Friedberger Allgemeine

Presley Family: Eine Schnapside­e wird 25

Musik Die Band feiert dieses Jahr Jubiläum, doch drei besondere Auftritte sind noch unsicher. Über die Aussage eines Kritikers lächeln die Mitglieder noch heute

- VON LILO MURR

„Das Licht geht aus... Nebel, Blitzlicht­gewitter... Die ersten Damen kreischen, der Boden vibriert, endlich die Band.“So lockt die Presley Family seit vielen Jahren zu ihren ausverkauf­ten Weihnachts­shows ins Spectrum. Hoffentlic­h auch 2021. Derzeit wisse man das alles in Zeiten von Corona aber noch nicht genau, sagt Frontmann Chris Martin. Doch man sei guter Dinge, ergänzt Günther Presley, der im „richtigen Leben“BWL-Professor ist. Ein Grund für die gute Laune: Die Band wird 25.

Die Karriere der 14-köpfigen Formation begann als „Schnapside­e“. Als die Soundfacto­ry in Gersthofen den Wettbewerb für den Pop-Albert 1996 durchführt­e, wollten die Musiker vor allem die Getränkegu­tscheine und den Sonderprei­s in Höhe von 2000 Mark haben. Beides klappte nach einigen Irritation­en und eine Glamourtru­ppe im Las-Vegas-Style mit einer wunderbare­n Story erblickte das gleißende Licht der Showwelt.

Die erzählt von einem Hausboot am Lech, auf dem alle mit Nachnamen Presley heißen. Dort lebe man zusammen und musiziere gemeinsam. Das Boot komme von weit her, schließlic­h fühle man sich mit „Onkel“Elvis noch immer eng verbunden. Wie bei seinem Abschiedsk­onzert in Hawaii betritt auch die Presley Family gerne zu den Tönen von Tschaikows­ky „Also sprach Zarathustr­a“die Bühne, um dann ein „In the Ghetto“ins Mikro zu schmachten. Soweit zur Legende.

Kein Ort ist den 14 Musikern zu weit weg und kein Lokal zu klein, um dort nicht die Bühne zu rocken. Der Faschingsb­all in Dinkelsche­rben („Dort rasten sie jedes Mal aus“) steht genauso auf dem Tourplan wie das Jugendfest­ival X-Large vor vielen Jahren in Augsburg. Damals hieß der Oberbürger­meister Peter Menacher und das fest fand noch auf Maximilian­straße und Rathauspla­tz statt.

Am Outfit der Bandmitgli­eder hat sich in alle den Jahren nicht viel geändert. Perfekt gestylt im Glitzerdre­ss, engen Outfits und Rümit Goldketten treten die Jungs auf die Bühne. Das Publikum wird mit amerikanis­chem Akzent begrüßt, der Background­chor in fantasievo­llen Outfits bringt sich mit einem verheißung­svollen Lächeln in Stellung und die Bläser sorgen für den wunderbar knackigen Sound.

Die Klassiker von Soul und Funk sind ihre „Arbeitsgru­ndlage“. Songs wie „My Girl“, „Burning Love“oder „Suspicious Minds“kommen zu Gehör, an Weihnachte­n auch „Jingle Bells“oder „Last Christmas“.

Musikern sagt man ja gerne ein etwas unseriöses Familienle­ben nach. Wie sieht es da aus bei den Presleys? Günther Presley lacht: „Wir werden ja auch älter.“Inzwischen gibt es 17 Kinder und Jugendlich­e als Nachwuchs, ob die auch mal eine Band gründen, sei allerdings derzeit ungewiss - zumal „die Alten“auch noch nicht abtreten wollen. „Wir stolpern notfalls mit dem Rollator auf die Bretter“, meint der Frontmann, der bürgerlich Martin Schmid heißt und mit dem Österreich­er Stefan Leonhardsb­erger derzeit zwischen Wien, Augsburg und Ulm erfolgreic­h mit der neuen Show auftritt.

Allein ums Geld ist es der Presley Family nie gegangen. „Wir haben gut verdient“, gibt Günther Presley zu, allerdings sei man mit 14 Akschenhem­d teuren ein großer Haufen und habe es eher wie ein Klassentre­ffen gesehen. Die Musiker kennen sich sei vielen Jahren, haben immer wieder in anderen Formatione­n miteinande­r gespielt.

Übrigens nur einer, nämlich Frontmann Chris, ist „Herrscher“über die Termine der Presleys. Es ist als Einziger nicht austauschb­ar. Die anderen wechseln sich ab, denn der Pool der Musiker, die spielen können, ist viel größer.

Dagegen stehen die beiden Probenterm­ine pro Jahr fest: Am Totensonnt­ag und am Volkstraue­rtag wird geübt. Bei Glühwein und Noten von neuen Songs. Arbeitskre­is Christmas heißt die Aktion.

Eine andere ist den Musikern unvergesse­n geblieben. Es war ein Engagement in einem Luxushotel am Wolfgangse­e zum Jahreswech­sel. Die Gage betrug 3000 Mark, allerdings hatte das Hotel die Getränkere­chnung der Musiker über 4000 Mark angerechne­t und wollte 1000 Euro von der Band. Dieses Minus haben sich dann die Agentur, das Hotel und die Band geteilt. „Es war Rock’n’Roll“, sagt Günther Presley. Frontmann Chris ergänzt: „Wir machen das nach wie vor einfach so gerne.“Als ein Kritiker in München schrieb: „Sie kommen aus Augsburg und führen sich auf wie Stars aus Las Vegas“entlockte das der Band nur ein Lächeln.

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Foto: Agentur Presley Family Die 14‰köpfige Formation der Presley Family blickt inzwischen auf 25 Jahre Bühnenerfa­hrung zurück.

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