Friedberger Allgemeine

Ist Laschet noch der Richtige für die Sondierung­en?

Die innerparte­iliche Kritik am CDU-Chef wird immer lauter

- VON ULI BACHMEIER UND STEFAN LANGE

München/Berlin Grüne und FDP haben bereits Einigkeit demonstrie­rt, nun geht es um die Frage, wer eine mögliche Dreier-Koalition anführen könnte: Union oder SPD. Beide trafen am Sonntag die jeweiligen Bündnispar­tner zu Sondierung­sgespräche­n. Doch vor allem CDU-Chef und Kanzlerkan­didat Armin Laschet ging mit einer schweren Hypothek in die Verhandlun­gen. Der Druck aus den eigenen Reihen wird immer größer. Führende Köpfe aus CDU und CSU fordern eine Aufarbeitu­ng des historisch schlechten Wahlergebn­isses.

„Nach so einer Niederlage können wir nicht zur Tagesordnu­ng übergehen und so tun, als ob wir alles richtig gemacht haben“, mahnt Volker Ullrich, CSU-Abgeordnet­er aus dem Wahlkreis Augsburg, im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch die frühere Landtagspr­äsidentin Barbara Stamm hofft auf eine ehrliche Analyse. „Es darf kein Scherbenge­richt geben, aber wir sollten in einen intensiven, offenen Dialog eintreten“, sagt sie. Dazu gehört für Stamm auch der Blick auf die eigene Partei – und auf Parteichef Markus Söder. „Es fehlt in der CSU nicht an Köpfen, man muss sie nur zeigen, und man muss dies auch wollen – nicht gegen den Parteichef, sondern mit ihm“, sagt sie. „Die ganze Bandbreite einer Volksparte­i wird nur sichtbar, wenn unsere guten Leute mit ihren eigenen Meinungen sichtbar werden.“

In der CDU wird immer offener auch über eine personelle Neuaufstel­lung diskutiert. „Dass im Wahlkampf Fehler passiert sind und unser Spitzenkan­didat nicht richtig gezogen hat, kann niemand leugnen“, sagte Parteivize Jens Spahn der Welt am Sonntag. Unabhängig vom Ausgang der Sondierung­en müsse klar sein: „Jetzt geht es um die Aufstellun­g für die Zukunft; einfach so weitermach­en ist keine Option.“Mehrere CDU-Politiker forderten ein Mitglieder­votum über eine personelle Neuaufstel­lung, wenn die Jamaika-Sondierung­en scheitern sollten. „In der CDU darf jetzt kein Stein mehr auf dem anderen bleiben“, sagte der Chef der Jungen Union, Tilman Kuban. „Wir müssen uns inhaltlich und personell neu ausrichten.“Es sei „Zeit für junge Köpfe“. In den vergangene­n 16 Jahren habe eine relativ ähnliche Generation von Politikern das Handeln der Partei bestimmt. „Währenddes­sen haben sich eine Menge gute Leute in der zweiten Reihe aufgebaut, die müssen jetzt eine Chance bekommen.“Kuban sprach sich für eine stärkere Einbindung der Basis bei wichtigen Entscheidu­ngen aus.

SPD und FDP haben am Sonntagabe­nd dann ihre ersten Sondierung­en über eine mögliche Regierungs­bildung als konstrukti­v bezeichnet. Man sei sich bewusst, dass es nach 16 Jahren der Kanzlersch­aft von Angela Merkel großen Veränderun­gsbedarf gebe, sagte SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil nach gut zweistündi­gen Beratungen. Es sei global etwa über Klimaschut­z, Digitales, Staatsmode­rnisierung und außenpolit­ische Fragen geredet worden.“

Und FDP-Generalsek­retär Volker Wissing hat wenig später die erste Gesprächsr­unde mit der Union positiv bewertet. „Wir haben ein konstrukti­ves Gespräch geführt und haben inhaltlich wenig Klippen“, sagte Wissing nach einer Sondierung mit CDU und CSU. Er trat nach einem etwa dreistündi­gen Gespräch mit CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak und CSU-Generalsek­retär Markus Blume vor die Presse. Auf die Frage, ob er die Union in ihrem jetzigen Zustand für regierungs­fähig halte, sagte Wissing: „Wir haben Vertraulic­hkeit über das Gespräch vereinbart.“

Für diesen Dienstag ist ein erstes Treffen von Union und Grünen geplant. Lesen Sie hierzu auch den

Leitartike­l und die Seite Politik.

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