Und sie können doch verlieren
Die Bayern zeigen bei der 1:2-Niederlage, dass ihnen doch noch beizukommen ist. Ein modisches Highlight des Trainers dürfte schnell wieder eingemottet werden
München Sein erster Weg führte Kevin Trapp dorthin, wo der Glaube unerschütterlich ist. Nach getaner Arbeit rannte der Frankfurter Torwart die wenigen Meter zur Frankfurter Fankurve und feierte dort mit ausgebreiteten Armen. Die Anhänger der Eintracht hatten auch dann schon „Auswärtssieg“skandiert, als ihre Mannschaft heillos überfordert schien und die Angriffe der Münchner willfährig über sich ergehen ließ. Eine halbe Stunde lang deutete nichts auf jenen Frankfurter 2:1-Sieg in München hin, der am Ende Eingang in die Tabelle fand. Genau genommen war bis zur 83. Minute keineswegs davon auszugehen, dass die Bayern erstmals seit dem 30. November 2019 wieder eine Heimniederlage erleiden könnten. Damals verloren sie 1:2 gegen Bayer 04 Leverkusen.
Im Herbst des Jahres 2021 glitten die Münchner scheinbar mühelos durch die Liga, auch die Partie gegen Frankfurt schien keine Ausnahme zu machen. Nachdem sie zuerst beste Chancen ausgelassen hatten, ließ Leon Goretzka mit einem platzierten Schuss Trapp keine Chance (29.). Und wäre kurz darauf Leroy Sané nicht am glänzend parierenden Keeper gescheitert, hätte der Abend wahrscheinlich einen wohlbekannVerlauf genommen. „Ich habe mich von Anfang an gut gefühlt“, berichtete Trapp nach der Partie. man brauche aber auch „die ein oder andere Aktion“, um ein derart gelungenes Spiel abzuliefern. Die Münchner ermöglichten ihm diese Aktionen serienweise.
So konnte Martin Hinteregger in der 32. Minute eine Ecke von Filip Kostic mit dem Kopf ins Tor drücken und plötzlich schienen die Frankfurter Fans mit ihrem Wunsch vom Auswärtssieg nicht mehr einzig von Selbstironie getragen.
Im Verlauf der zweiten Halbzeit waren es zwar wieder erwartungsgemäß die Münchner, die weite Teile des Spielfelds dominierten, doch in ihren Herrschaftsanspruch mischten sich überraschend viele Nachlässigkeiten. Robert Lewandowski hätte seine Mannschaft trotzdem wieder zurück in die bekannten Gefilde einer Führung bringen könnte, doch der Torjäger scheiterte nach einer Flanke von Niklas Süle mit seinem Kopfball aus vier Metern an einer Fußabwehr Trapps. Der Torwart war zuvor von den Münchnern in angenehme Betriebstemperatur geschossen worden und stellte schließlich ein unüberwindbares Hindernis dar, wie auch der aus spitzem Winkel scheiternde Serge Gnabry erfahren musste. Der in eine farblich höchst auffällig gewandete Julian Nagelsmann versuchte durch Einwechslungen doch noch das Glück auf die Seite seiner Mannschaft zu ziehen, am Ende waren es aber die Frankfurter, die sich überraschend über drei Punkte freuen konnten. Kostic nutzte die Zeit, die ihm die Münchner Defensive am linken Strafraumeck gewährte äußerst zielführend und setzte den Ball in der 83. Minute an dem verdutzten Manuel Neuer vorbei ins Tor. Nun war der erstes Auswärtssieg der Frankfurter in München seit dem Jahr 2000 tatten sächlich möglich. Zwar bestürmten die Bayern anschließend nochmals vehement das von Trapp gehütete Gehäuse, doch der Schlussmann wehrte auch noch einen Schuss Lewandowskis gekonnt ab. Wenig später stand er jubelnd vor dem Frankfurter Fanblock.
Nagelsmann wollte angesichts des eindeutigen Chancen-Übergewichts seine Mannschaft nicht allzu harsch kritisieren und verwies berechtigterweise darauf, dass „man dieses Spiel nicht unbedingt verlieren“müsse. Sein Frankfurter Pendant Oliver Glasner sah das ähnlich und beteuerte, dass man „den Sieg einordnen kann.“Man habe mit „Kevin einen fantastischen Torhüter gehabt“. Einen, der gleichfalls für den ersten Frankfurter Ligaerfolg in dieser Saison sorgte und die erste Münchner Niederlage.
Bayern München: Neuer Süle (75. Sa bitzer), Upamecano, Lucas Hernandez, Da vies Kimmich, Goretzka Gnabry (70. Musiala), Th. Müller, L. Sané (81. Choupo Moting) Lewandowski
Eintracht Frankfurt: K. Trapp Touré (61. da Costa), Tuta (84. Hrustic), Ilsanker, Hinteregger, Chandler Sow, Jakic Lind ström (61. Hauge), Kostic Borré (78. Lammers)
Schiedsrichter: Florian Badstübner
(Windsbach) Zuschauer: 25000 Tore: 1:0 Goretzka (29.), 1:1 Hinteregger (32.), 1:2 Kostic (83.)