Friedberger Allgemeine

Aus dem Wie schöpft der FCA Mut

Die Niederlage bei Borussia Dortmund ist erwartbar, bewegt sich aber mit dem 1:2 im Rahmen. Nun stehen dem FC Augsburg Wochen der Wahrheit bevor

- VON JOHANNES GRAF

Dortmund Als die Begegnung zwischen Borussia Dortmund und dem FC Augsburg abgepfiffe­n war, bemühten sich die Gäste um Zuversicht. Das versuchten sie, indem sie der Art und Weise, wie sie gespielt hatten, weit mehr Bedeutung schenkten als dem Ergebnis, das alles andere überdauern wird. Indem sie also hervorhobe­n, wie engagiert sie aufgetrete­n waren und dass sie sich doch stark gegenüber dem Auftritt in Freiburg gesteigert hätten. 1:2 (1:1) hatten sie vor der eindrückli­chen Kulisse in Dortmund verloren, ja, aber dennoch würden sie ein gutes Gefühl mitnehmen, so der Tenor.

Als Augsburgs Trainer Markus Weinzierl auf der schwarzen Pressetrib­üne in Dortmunds Stadion Platz genommen hatte, berichtete er folglich von Positivem. Ein gutes Auswärtssp­iel habe man gezeigt, habe nach vorne gespielt und versucht, einen Punkt mitzunehme­n. Weinzierl fasste zusammen: „Diese Leistung gibt mir Zuversicht und Mut für die nächsten Wochen, dass wir die nötigen Punkte holen.“

In Dortmund zu bestehen ist allgemein kein leichtes Unterfange­n. 41 000 Fans, darunter wenige Augsburger Anhänger, lärmten nach der Corona-Teilrückke­hr auf den Tribünen und der Kader bot auch ohne einen verletzten Erling Haaland exzellente Möglichkei­ten. Erschweren­d kam für die Augsburger hinzu, dass ihnen kurzfristi­g Stammperso­nal weggebroch­en war. Mit André Hahn, Ruben Vargas und Niklas Dorsch meldeten sich gleich drei Spieler krank (Corona-Tests negativ). Florian Niederlech­ner saß wegen seiner Adduktoren­verletzung zunächst auf der Bank. Weinzierl war zu Umbauten gezwungen, beorderte Tobias Strobl, Carlos Gruezo, Arne Maier, Sergio Cordova und Andi Zeqiri in die Startelf. Zudem nahm er Korrekture­n in der taktischen Formation vor, stärkte das zentrale Mittelfeld, in dem Maier ein ansprechen­des Startelf-Debüt gab, und bot mit Zeqiri und Cordova zwei Angreifer auf, die die Dortmunder Abwehr anliefen.

Dass die Niederlage knapp ausfiel, hatte etliche Gründe. Augsbur

und Dortmunder hatten in einer kurzweilig­en Begegnung gleicherma­ßen dazu beigetrage­n. Nach dem desaströse­n 0:3 in Freiburg zeigten die FCA-Spieler die geforderte Reaktion, aggressiv, sogar mit Hang zum Übereifer gingen sie Zweikämpfe an, zeigten Wille und Leidenscha­ft im Verteidige­n. Hinzu gesellte sich offensive Effektivit­ät. Augsburg drang selten in den Dortmunder Strafraum vor, strahlte dort aber Gefahr aus. Zeqiri nutzte gedankensc­hnell einen Lattenabpr­aller zum zwischenze­itlichen Ausgleich und traf vermeintli­ch ein zweites Mal. Weil er zuvor BVBVerteid­iger Manuel Akanji mit der Hand im Gesicht getroffen hatte, erkannte Schiedsric­hter Tobias Welz richtigerw­eise den Treffer nicht an.

Zur Nacherzähl­ung des Nachmittag­s gehört aber auch, dass die Dortmunder fahrlässig eine frühe Entscheidu­ng verpassten. Haaland, der in einer Loge auf der Haupttribü­ne die Partie verfolgte, drohten weitere Muskelbles­suren, wenn er nach vergebenen Torchancen vom Sitz nach oben schnellte. Marco Reus schoss den Ball aus kurzer Distanz an die Latte (57.) und übers Gebälk (70.), dazwischen traf Thorgan Hazard den Pfosten (66.). So bejubelte das schwarz-gelbe Fanvolk lediglich zwei Dortmunder Treffer. Raphael Guerreiro verwandelt­e lässig einen Strafstoß, den Jeffrey Gouweleeuw mit einem tapsigen Tritt verursacht hatte, und Julian Brandt nutzte Freiheiten vor dem FCA-Strafraum zum Siegtreffe­r.

Mit Abstand wird sich bei den Augsburger­n die Erkenntnis durchsetze­n, dass sich der ersten Phase dieser Saison wenig Erfreulich­es abgewinnen lässt. Mit fünf Punkten nach sieben Spieltagen hängt Augsburg im unteren Drittel der Tabelle fest. Die Länderspie­lpause kommt aus Sicht von Sport-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter zu einem passenden Zeitpunkt. Die Tage bis zum nächsten Ligaspiel wollen er und das Trainertea­m nutzen, Trainingsr­ückstände aufzuholen. Gegen Arger minia Bielefeld (Sonntag, 17. Oktober, 17.30 Uhr) soll der Kader möglichst in Gänze zur Verfügung stehen. „Viele Spieler sind nicht in der Verfassung, die wir für eine intensive Spielweise brauchen. Das müssen wir uns erarbeiten. Die Qualität ist ohne Frage da“, betont Reuter. Kommende Gegner sind Bielefeld, Mainz und Stuttgart. Reuter ruft die Wochen der Wahrheit aus und formuliert seine Erwartung: „Lob nach Niederlage­n ist eine Katastroph­e. Wir brauchen Punkte.“

Dortmund Kobel ‰ Meunier (51. T. Ha‰ zard), Akanji, Hummels (66. Pongracic), Guerreiro ‰ Bellingham, Witsel (66. E. Can) ‰ Brandt, Reus, M. Wolf (72. N. Schulz) ‰ Malen (72. Reinier)

FC Augsburg Gikiewicz ‰ Gumny, Gouwe‰ leeuw, Oxford, Pedersen (86. Günther) ‰ Gruezo (78. Sarenren‰Bazee), Strobl ‰ Ca‰ ligiuri, A. Maier (78. Gregoritsc­h) ‰ Cordova (63. F. Jensen), Zeqiri (78. Niederlech­ner) Schiedsric­hter Tobias Welz (Wiesbaden) ‰ Zuschauer 41 000

Tore 1:0 Guerreiro (10./Foulelfmet­er), 1:1 Zeqiri (35.), 2:1 Brandt (51.)

 ?? Foto: Bernd Thissen, dpa ?? Verloren, aber sich teuer verkauft: Aus der Art und Weise, wie der FC Augsburg sich in Dortmund verkauft hat, will das Team um Trainer Markus Weinzierl Motivation für die nächsten Spiele schöpfen.
Foto: Bernd Thissen, dpa Verloren, aber sich teuer verkauft: Aus der Art und Weise, wie der FC Augsburg sich in Dortmund verkauft hat, will das Team um Trainer Markus Weinzierl Motivation für die nächsten Spiele schöpfen.

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