Corona spielt für Hochzeitspaare kaum eine Rolle
Bei der Messe „Traut Euch!“erzählen Paare, wie sie sich ihre Feier im nächsten Jahr vorstellen, ob ihnen die Pandemie Sorgen macht und wie viel Geld sie für ihr Fest ausgeben wollen
Alexander Schweigkart und Bianca Hellmann sind am Samstag Gäste der Messe „Traut Euch!“im Kongress am Park. Sie sind auf der Suche nach der passenden Torte, Ringen und Hochzeitsmode für ihren großen Tag im Oktober nächsten Jahres. Ihr Blick fällt dabei schnell auf einen Stand, der Trachtenmode im Angebot hat. „Standesamtlich wollen wir nämlich gerne in Tracht heiraten“, erklärt Alexander Schweigkart. Weil eine Hochzeit für das junge Paar etwas mit Tradition und der Verbindung zur Heimat zu tun hat, wollen er und seine zukünftige Frau alle nötigen Accessoires bei Anbietern aus der Region kaufen und haben sich deshalb für den Besuch der Hochzeitsmesse entschieden. Sorge, dass ihr Fest wegen Corona womöglich nicht stattfinden kann, haben die beiden nicht – obwohl dieses Schicksal zuletzt viele Paare getroffen hat.
Auch die meisten andere Paare, die sich am Samstagvormittag auf der Messe umsehen, lassen Corona bei ihren Planungen außen vor. „Die Paare, die uns besuchen, sind glücklich und haben einen gemeinsamen Termin, auf den sie sich freuen“, erzählt Alexandra Neumayer-Stangl, Geschäftsführerin von White and Curvy Brautmoden. Auch Florian Lettieri von der Tanzschule Dance Emotion bestätigt, dass kaum Paare nach Stornobedingungen oder Ähnlichem fragen würden. „Die Stimmung ist gelöst und die Paare sind offen und blicken positiv in die Zukunft“, findet auch Hochzeitsplanerin Sandra Dombrowski. Was Corona derzeit allerdings beeinflusse, sei die Suche nach Termin und Ort für die
Feiern. „Weil doch einige Hochzeiten nach 2022 verschoben worden sind, sind vor allem etwas außergewöhnlichere Locations und beliebte Termine häufig schon belegt“, erzählt sie. Paaren rät sie daher auf Frühjahr oder Winter auszuweichen beziehungsweise sich beim Termin mehrere Optionen offenzuhalten, um flexibel zu sein.
Für Jana Frankl und Bernhard Eitelhuber ist das kein Problem. Die beiden sind frisch verlobt und haben deshalb noch keinen festen
Hochzeitstermin. Die Messe „Traut Euch!“nutzen die beiden, um sich von den etwas mehr als 60 Ausstellern inspirieren zu lassen. Fest steht bisher lediglich, es soll eine kleine Feier mit freier Trauung werden. Auch Anika Luther und Nicole Bür haben schon eine grobe Vorstellung davon, in welche Richtung es bei ihren beiden Festen gehen soll: „Feier und Kleid sollten nicht zu glitzrig sein. Ich wünsche mir eher etwas Schlichtes, aber trotzdem Besonderes“, fasst Luther am Rande der Brautmodenschau zusammen. Nicole Bür möchte auf ihrer Feier gerne eine Fotobox haben, um die Erinnerungen festzuhalten. Über das Budget für ihre Feiern möchten die beiden nicht sprechen. „Aber ich weiß, dass es wohl teuer wird“, sagt Bür mit einem Augenzwinkern.
Das kann Hochzeitsplanerin Sandra Dombrowski nicht ganz von der Hand weisen. Selbst eine kleine Feier mit rund 50 bis 70 Gästen beziffert sie auf rund 10.000 Euro. „Nach oben sind natürlich keine Grenzen gesetzt“, sagt sie. Corona habe die Preise aus ihrer Sicht nicht nach oben getrieben, viel mehr gelte: je ausgefallener, desto teurer. Tatsächlich würden immer mehr Paare
Wert auf die individuelle Note legen, die Themen Vintage und Natur seien derzeit sehr gefragt. Aber auch bei anderen Elementen gelte der Blick gerne dem Besonderen. So sind beispielsweise manche der ausgestellten Hochzeitstorten mit einer Art Goldstaub belegt, die anderen üppig mit Blumen dekoriert. Wer mit der Ape statt dem Auto zur Kirche fahren möchte, kann sich auch hierzu ein Angebot einholen und sehen, wie große, silberne Kerzenleuchter als Tischdeko wirken oder das individuelle Fotoshooting im See aussehen kann.
Veranstalterin Emine Dogan ist glücklich, dass die Messe auch in diesem Jahr und trotz anhaltender Corona-Pandemie wieder stattfinden kann. „Heiraten ist ein Thema, das können Sie nicht mit einer Onlinemesse abwickeln“sagt sie. Ringe, Kleid, Anzug oder Torte wollen die Paare „in echt“sehen und ausprobieren. Die steigende Impfquote und weitere Lockerungen würden die Lust aufs Heiraten derzeit befeuern. Dogan freute sich daher über etwa 2000 Besucherinnen und Besucher. Auch die Messe selbst hat einen Grund zum Feiern. In diesem Jahr ist sie zum 10. Mal Anlaufstelle für Brautpaare.