38Jähriger wollte sich anzünden
In einer Wohnanlage in Lechhausen kam es im Sommer 2020 zu dramatischen Szenen. Ein Mann wollte seinem Leben ein Ende setzen, die Nachbarin schritt ein. Nun stand der Vater mehrerer Kinder vor Gericht
Es waren kritische Minuten im August 2020 in einer großen Wohnanlage in Lechhausen, in der rund 100 Menschen leben. Ein 38-jähriger Drogensüchtiger wollte seinem Leben ein Ende setzen, sich selbst und seine Wohnung anzünden. Er verschüttete mehrere Liter Benzin im Wohnzimmer und auf seinem Balkon, zückte ein Feuerzeug, um alles in Brand zu stecken. Doch seine Nachbarin bewahrte klaren Kopf und konnte ihn von seinem tödlichen Vorhaben abbringen. Jetzt stand der Mann wegen Bedrohung, Sachbeschädigung und Drogenhandel
vor einem Schöffengericht unter Vorsitz von Susanne Scheiwiller.
Offenbar waren dem 38-Jährigen, Vater mehrerer Kinder, die Probleme über den Kopf gewachsen. Seine Frau hatte sich von ihm getrennt, er konsumierte Heroin und Alkohol. Es war eine explosive Mischung. So beschloss er, Schluss zu machen mit seinem Leben. Nachdem er das hochentzündliche Benzin verschüttet hatte, rief er seine Nachbarin an. „Das Leben hat keinen Wert mehr, ich bringe mich um“, sagte er und drohte sich anzuzünden. Die Nachbarin rannte auf ihren Balkon, sah, wie er ein Feuerzeug
in der Hand hielt und sich bereits zu Boden beugte, um alles in Brand zu stecken. „Er war aggressiv wie ein Stier“, hatte die Frau damals den Zustand des 38-Jährigen gegenüber der Polizei beschrieben. Durch gutes Zureden konnte sie ihren Nachbarn schließlich beruhigen und zur Aufgabe seines schrecklichen Vorhabens bewegen.
Der ließ sich widerstandslos festnehmen. Er wurde ins Bezirkskrankenhaus nach Kaufbeuren gebracht, wo er sich bis Februar 2021 aufhielt. Jetzt musste er sich vor Gericht wegen mehrerer Delikte verantworten. Einmal hatte die Polizei im Dezember 2019 in seinem Keller und in einem Versteck im Kiesbett der Wertach etliche Gramm Heroin entdeckt. Es stellte sich heraus, dass er zuvor mit der Droge gehandelt hatte, offenbar um seinen eigenen Konsum zu finanzieren. Die zweite Anklage bezog sich auf die Drohung, sich und seine Wohnung anzuzünden. Die Polizei war davon ausgegangen,
Der Mann hatte das Feuer bereits griffbereit. dass sich ein Feuer auch auf andere Wohnungen hätte ausbreiten können. Ein Gutachter hatte dem 38-Jährigen (Verteidigerin: Catherina Müller) verminderte Schuldfähigkeit attestiert. Dieser hatte wieder Arbeit und sein Leben offenbar im Griff. Er legte ein Geständnis ab. Das Schöffengericht sah eine zweijährige Bewährungsstrafe als ausreichend an.
Allerdings mit strengen Auflagen: So darf der Mann keinen Alkohol und keine Drogen zu sich nehmen, muss mit unangekündigten Urinkontrollen rechnen und eine Therapie absolvieren. Ihm wird ein Bewährungshelfer zur Seite gestellt.