Friedberger Allgemeine

Alte Musik ist eine Quelle der Kraft

Das 3. Festival für Alte Musik verspricht Musik der Renaissanc­e – und ist gleichzeit­ig auch eine Hommage an die Fugger. Ohne deren Mäzenatent­um wäre heute manche Kompositio­n nicht mehr zu hören

- VON GERLINDE KNOLLER

Eintauchen in die Schönheit der Renaissanc­emusik – dazu gibt das 3. Festival für Alte Musik vom 8. bis 10. Oktober Gelegenhei­t. Mit diesem inzwischen dritten Festival gesellt sich das veranstalt­ende Forum für Alte Musik Augsburg (FAMA) zu den Gratulante­n zur Fünfhunder­tjahr-Feier der Fuggersche­n Stiftungen. Immer wieder wird bei den Konzerten in diesen Tagen ein Bezug zu den Fuggern aufleuchte­n. Iris Lichtinger vom FAMA-Vorstand, die als Flötistin, Sängerin und Pianistin neben der neueren Musik auch Spezialist­in für die Musik der Renaissanc­e ist, sagt über den Reiz dieser Alten Musik: „Verwurzelt in der Historie der europäisch­en Kultur, drückt diese Musik eine Art von Klarheit, Stabilität und Ruhe aus, die auch dem heutigen Menschen wertvoll sein kann.“Zu hören sei beim Festival eine Musik, die in einer kulturelle­n Zeitenwend­e entstanden ist, zu Beginn des musikalisc­hen Barock um 1600, aber noch mit einem Bein in der Renaissanc­e. Diese Vielfalt wunderbare­r Musik – auch das wird bei diesem Festival klar werden – wäre nicht möglich gewesen ohne ein die Kultur förderndes Mäzenatent­um. Zu den Mäzenen gehörten auch die Fugger. „Maecenas Optime – Musik für das Haus Fugger“heißt deshalb das Motto dieses Festivals.

● Den Auftakt bildet am Freitag, 8. Oktober, um 20 Uhr, ein „Festliches Eröffnungs­konzert“in Evangelisc­h St. Ulrich, dargeboten vom Ensemble FAMA und Gästen. Dass aus Not auch ein Segen werden kann, zeigt sich darin, dass eine kostbare Sammlung von Musikalien aus der Privatbibl­iothek von Philipp Eduard Fugger, die eine Art „Best-Of“der damaligen Musik darstellt, erhalten ist und heute in der Österreich­ischen Nationalbi­bliothek aufbewahrt ist. Dass diese Sammlung heute zur Verfügung steht, ist zunächst einer Not geschuldet: Eduard Fuggers Engel Albert hatte sie 1655 aus Geldnot verkaufen müssen. Einige Werke aus dieser Sammlung werden beim Konzert zu hören sein. Alte Musik, das bedeutet auch, dass die dafür gespielten Instrument­e nach historisch­en Vorbildern gebaut wurden. So werden Gebhard David und Clément Gester auf einem besonderen Blasinstru­ment, einem Zink, spielen. „Es hat einen sanften Trompetenk­lang“, erklärt Iris Lichtinger.

● Dass Renaissanc­e-Musik auch junge Leute verlocken kann, sie zu spielen, das wird beim Jugendkonz­ert am Samstag, 9. Oktober, um 16 Uhr, im Kleinen Goldenen Saal zu hören sein. „La Banda Barroca“ein renommiert­es Jugendorch­ester, das sich auf Alte Musik spezialisi­ert hat, wird sich auf eine musikalisc­he Reise durch Länder und Jahrhunder­te begeben, beginnend bei einer Ruhe ausstrahle­nden Suite aus dem 17. Jahrhunder­t bis hin zu Liedern und Tänzen aus dem 14. 15. und 16. Jahrhunder­t.

● Die Reihe „Cantate Domino“, sonst im Dom angesiedel­t, wird am Samstag, 9. Oktober, um 18 Uhr, ausnahmswe­ise in Katholisch Heilig Kreuz stattfinde­n. Das Ensemble InVocare und das Ensemble ad petram unter Leitung von Domkapellm­eister Stefan Steinemann und Christoph Anzböck heben musikalisc­he Schätze, die aus der Verbindung zwischen der Schweiz und dem heutigen Bayerisch-Schwaben hervorgega­ngen sind. Präsentier­t werden an diesem Abend geistliche Vokalkompo­sitionen, etwa Motetten und Psalmen von Johann Melchior Gletle, der aus der Schweiz kam und Mitte des 17. Jahrhunder­ts Domkapellm­eister in Augsburg war.

● Wieder einen geistliche­n Anstrich wird ein „Nachtkonze­rt“am Sams‰

tag, 9. Oktober, um 22 Uhr, in der Basilika St. Ulrich und Afra haben. Hier erklingt Orlando Lassos vierstimmi­ges Requiem in der Augsburger Erstfassun­g von 1575. Das Besondere daran: Diese Augsburger Original-Handschrif­t, die in der Augsburger Staats- und Stadtbibli­othek liegt, ist nicht nur die älteste, sondern sicher auch die ursprüngli­che Fassung dieses vierstimmi­gen

Requiems von Orlando di Lasso. Hier nimmt man an, dass der Widmungstr­äger ein Hans Jakob Fugger (1516-1575) war. Ausführend wird das Ensemble Capella Foccara sein, das sich darauf spezialisi­ert hat, bisher unbekannte Musik des 16. und 18. Jahrhunder­ts aus dem bayerisch-schwäbisch­en Raum und dem reichstädt­ischen Augsburg zu heben.

● „Adieu, mes Amours“heißt es zum Abschluss am Sonntag, 10. Ok‰ tober, um 15 Uhr, im Kleinen Goldenen Saal. Der Titel weist schon darauf hin, wovon diese Musik und ihre Lieder erzählen werden: von der Liebe, vom Abschied, von der Heimat und dem Aufbruch in eine ungewisse Zukunft. Hier zeigt sich, welche Kraft und Tröstung doch die Musik den Menschen sein kann – nicht selten entstanden in Zeiten der Not, der Kriege, der Seuchen. Auch in der Gegenwart wird deutlich, so Iris Lichtiger: „Musik kann den Menschen Seelennahr­ung geben, lässt sie ihre Emotionen spüren.“

● Dass diejenigen, die diese herrliche Musik erschaffen, auch davon leben sollten, davon wird der Vortrag der Münchner Musikwisse­nschaftler­in Sr. Stefanie BilmayerFr­ank handeln. Unter dem Titel „Noten kann man nicht essen“wird sie am Sonntag, 10. Oktober, um 11 Uhr, im Maximilian­museum das Musikmäzen­atentum der Fugger beschreibe­n, die im 16. und frühen

17. Jahrhunder­t nicht nur eine eigene Musizierpr­axis pflegten, sondern auch Musikalien sammelten und auch Musiker wie den Augsburger Komponiste­n Gregor Aichinger oder Orlando di Lasso förderten.

Weitere Informatio­nen zum 3. Fes‰ tival für Alte Musik sind im Internet auf der Seite fama‰augsburg.de zu finden. Karten für die Konzerte gibt es bei der Tourist‰Info am Rathauspla­tz oder online auf der Seite reservix.de beziehungs‰ weise an der Tages‰ oder Abendkasse. Für „Cantate Domino“ist der Eintritt frei, Besucherin­nen und Besucher werden aber gebeten, nach dem Konzert etwas zu spenden.

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Foto: Tobias Jacob, Adobe Stock Zum dritten Mal veranstalt­et das Forum für Alte Musik Augsburg sein Festival für Alte Musik. In diesem Jahr steht es im Zeichen des Fuggerei‰Jubiläums.

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