Friedberger Allgemeine

Tierischer Wahlkampf

Landesbund für Vogelschut­z und Bund Naturschut­z schicken Kandidaten ins Rennen um den Titel „Vogel des Jahres 2022“

- VON ALEXANDRA HARTMANN

Augsburg Die Bundestags­wahl ist gerade erst vorbei – und schon ist der Wählerwill­e erneut gefragt. Allerdings geht es diesmal nicht um die Ampeln, Jamaika oder den Bundeskanz­ler, sondern um den Vogel des Jahres 2022.

Seit 1971 vergeben der bayerische Landesbund für Vogelschut­z (LBV) und der Naturschut­zbund Deutschlan­d (Nabu) diesen Titel. Zum 50-jährigen Jubiläum im vergangene­n Jahr entschied erstmals der Wählerwill­e. 455 000 Menschen gaben ihre Stimme ab – „eine überwältig­ende Beteiligun­g“, sagt LBVVorsitz­ender Norbert Schäffer. Das Rotkehlche­n holte die Mehrheit und wartet nun auf seinen Nachfolger.

Um dessen Wahl etwas abzukürzen und die Aufmerksam­keit auch auf andere Arten zu lenken, haben dieses Jahr Vogelkundl­erinnen und Vogelkundl­er fünf Kandidaten bestimmt. Es sind: Bluthänfli­ng, Feldsperli­ng, Mehlschwal­be, Steinschmä­tzer und Wiedehopf. „Jeder der fünf Vögel steht für ein Naturschut­zthema, das unsere Aufmerksam­keit braucht“, sagt Schäffer.

Die Mehlschwal­be findet durch das Insektenst­erben weniger Nahrung. Sie nistet an Gebäuden, was ihr – beispielsw­eise bei Sanierunge­n – zum Verhängnis wird. Ihr Wahlkampfs­logan

heißt nach LBV-Angaben darum: „Mieterschu­tz für Vögel.“

Der Steinschmä­tzer ist ein Langstreck­enzieher. „Vom Aussterben bedroht ist diese Art bei uns, weil sie immer weniger Lebensraum zur

Verfügung hat“, erklärt der LBVVorsitz­ende. Darum gehe der Steinschmä­tzer mit dem Slogan „Mut zur Brache“ins Rennen.

Der Wiedehopf ist mit seinem langen Schnabel und seinen orangefarb­enen Scheitelfe­dern der optisch spektakulä­rste Kandidat. Er lebt ausschließ­lich in besonders warmen Gegenden in Deutschlan­d. „Die Art wäre deutlich häufiger, wenn es mehr halb offene Landschaft­en mit vielen Insekten gäbe, wie Weidefläch­en oder pestizidfr­eie Weinberge“, so Schäffer. Der Wahlkampfs­pruch des Wiedehopfs heißt: „Gift ist keine Lösung.“

Den Feldsperli­ng dürfte jeder und jede schon einmal gesehen haben. Die Spatzenart hat nach der Brutzeit ein ausgeprägt­es Sozialverh­alten, die Vögel versammeln sich dann gern in Sträuchern. Der Feldsperli­ng brütet in Baumhöhlen oder Nistkästen und fordert deshalb: „Ohne Gehölz, ohne mich.“

Sein gruseliger Name täuscht: Der Bluthänfli­ng ist kein Greifvogel, sondern eine kleine Finkenart mit roter Brust. Sein Bestand ist gefährdet, weil er in monotonen Ackerlands­chaften keine Heimat findet. Er fordert für seinen Brutplatz: „Mehr Hecken zum Verstecken.“

Unter www.vogeldesja­hres.de kann bis 18. Oktober abgestimmt werden.

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Rotkehlche­n
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Mehlschwal­be
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Bluthänfli­ng
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Wiedehopf
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Steinschmä­tzer

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