Endlich wieder volle Stadien?
Neue Leitlinien der Bayerischen Staatsregierung ermöglichen eine komplette Auslastung ohne Maskenpflicht und Abstand. So ist die Situation beim FC Augsburg, den Augsburger Panthern und den Ulmer Basketballern
Augsburg Es gibt neue Rahmenbedingungen für den Stadionbesuch in Bayern, die das Kabinett am Montag beschlossen hat. Die Klubs werden ihre Konzepte anpassen müssen. Doch die bange Frage bleibt: Wie nehmen die Fans das Angebot an? Schon bisher ist ein Rückgang der Zuschauerzahlen im Vergleich zu den Zeiten vor der Corona-Pandemie zu verzeichnen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Welche neue Leitlinien hat das Bayerische Kabinett für den Stadionoder Hallenbesuch beschlossen?
Am Montagabend hat das Bayerische Kabinett festgelegt, dass die in der Infektionsschutzverordnung bislang festgelegten Kapazitätsgrenzen fallen können – jedoch nur, wenn sich der Veranstalter für die 2G-Regel (geimpft oder genesen) oder die neue 3G-plus-Regel entscheidet. Nach dieser Regel haben auch nicht geimpfte Menschen Zutritt, allerdings nur mit einem PCRTest. Ein Antigen-Schnelltest reicht wie bisher nicht mehr aus. Entscheidet sich der Veranstalter für 2G oder 3G-plus, entfallen neben der Besucherobergrenze auch Maskenpflicht und Abstandsgebot. Auch der Alkoholausschank wird wieder möglich. Allerdings lagen die exakten Durchführungsbestimmungen am Dienstag noch nicht vor. Die neuen Optionen bedeuten für die Veranstalter erhebliche Erleichterung und die Aussicht auf mehr Einnahmen. Zugleich erhöht die Staatsregierung den Druck auf Menschen, die sich noch nicht haben impfen lassen. Zumal die PCR-Tests in Bayern bald selbst bezahlt werden müssen.
Wie reagiert der Fußball-Bundesligist FC Augsburg?
Noch halten sich die Augsburger zurück. Sie hatten erst am Freitag eine Neuregelung zu den da gültigen Voraussetzungen bekannt gegeben, nach denen im nächsten Heimspiel gegen Bielefeld am Sonntag, 17. Oktober, 17500 Fans ins Stadion dürfen. Daran hält der FCA fest, da auch der Vorverkauf für diese und die folgende Partie gegen Stuttgart bereits begonnen hat. Da zudem noch etliche Fragen rund um den neuen Beschluss zu klären sind, werde der FCA erst eine Entscheidung treffen, wenn die neue Verordnung Eingang in die bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung gefunden habe, teilte ein Sprecher des Vereins mit. Der FCA betonte zuletzt mehrfach, dass man keine Spaltung der Gesellschaft wolle. Deshalb scheint die 3G-plus-Regelung wahrscheinlicher als 2G. Der
FC Bayern München will dagegen im nächsten Heimspiel gegen Hoffenheim (23. Oktober) erstmals seit über eineinhalb Jahren wieder bis zu 75 000 Zuschauer zulassen und greift auf die 3G-plus-Regelung zurück.
Was sagen die Augsburger Panther aus der Deutschen Eishockey-Liga?
Die Panther tragen das Heimspiel am Sonntag gegen Nürnberg mit der 3G-Regel aus. Danach will der Klub neu entscheiden. Mit der bisherigen Auslastung zeigen sich die Augsburger zufrieden. Im Schnitt kamen zu den ersten vier AEV-Heimspielen 4484 Besucher. Lediglich die DELPlatzhirsche mit den Riesenhallen in Köln, Berlin, Mannheim oder Düsseldorf rangieren vor dem AEV. Zum Start der letzten normalen Saison 2019/20 fiel der Schnitt mit 5399 Zuschauern nach vier Partien zwar höher aus. Darunter waren allerdings drei traditionell stark besuchte Bayern-Derbys. An anderen Standorten lässt das Zuschauerinteresse nach. Der EHC Red Bull München ist mit einem Schnitt von 2249 Vorletzter im DEL-Ranking. Auch Nürnberg (3126) meldet Einbußen.
Wie sieht es beim Basketball-Bundesligisten Ratiopharm Ulm aus?
Die Ulmer haben am Samstag erstmals Heimrecht in der 6000 Zuschauer fassenden Ratiopharm-Arena, die im bayerischen Neu-Ulm steht. Die 5350 verfügbaren Tickets (3G) für das Duell mit Bamberg sind seit Tagen vergriffen. „Ich hatte nicht damit gerechnet, und das freut mich sehr. Aber das heißt nicht, dass es so bleibt“, sagt Andreas Oettel. Der Finanz-Vorstand der Ulmer kritisiert, dass mit der Wahl-Möglichkeit zwischen 3G, 3G-plus oder 2G das Problem „auf dem Rücken einer Branche ausgetragen wird, die eineinhalb Jahre schwer gelitten hat. Die Gesellschaft wird gespalten.“
Was sagen die Experten zum nachlassenden Fan-Interesse?
Vorgeschriebene Tests oder die Maskenpflicht scheinen viele „konsumorientierte Fußballfans“abzuschrecken, meint Volker Goll von der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS). Eine repräsentative Untersuchung des Meinungsinstituts Bundesliga-Barometer stützt die These. Rund 25 Prozent sprachen sich gegen einen Stadionbesuch aus, weil sie „Angst vor Ansteckung“hätten, etwa jeder Fünfte begründete seine Abwesenheit mit „Maskenpflicht, Abstandsregel“. Eine Entfremdung vom Fußball belegten die Ergebnisse aber nicht, sagt der Sportmanagement-Professor und Chef des Instituts, Alfons Madeja, „viele Leute fühlen sich einfach momentan nicht sicher“.