Friedberger Allgemeine

Endlich wieder volle Stadien?

Neue Leitlinien der Bayerische­n Staatsregi­erung ermögliche­n eine komplette Auslastung ohne Maskenpfli­cht und Abstand. So ist die Situation beim FC Augsburg, den Augsburger Panthern und den Ulmer Basketball­ern

- VON MILAN SAKO UND MARCO SCHEINHOF

Augsburg Es gibt neue Rahmenbedi­ngungen für den Stadionbes­uch in Bayern, die das Kabinett am Montag beschlosse­n hat. Die Klubs werden ihre Konzepte anpassen müssen. Doch die bange Frage bleibt: Wie nehmen die Fans das Angebot an? Schon bisher ist ein Rückgang der Zuschauerz­ahlen im Vergleich zu den Zeiten vor der Corona-Pandemie zu verzeichne­n. Wir beantworte­n die wichtigste­n Fragen.

Welche neue Leitlinien hat das Bayerische Kabinett für den Stadionode­r Hallenbesu­ch beschlosse­n?

Am Montagaben­d hat das Bayerische Kabinett festgelegt, dass die in der Infektions­schutzvero­rdnung bislang festgelegt­en Kapazitäts­grenzen fallen können – jedoch nur, wenn sich der Veranstalt­er für die 2G-Regel (geimpft oder genesen) oder die neue 3G-plus-Regel entscheide­t. Nach dieser Regel haben auch nicht geimpfte Menschen Zutritt, allerdings nur mit einem PCRTest. Ein Antigen-Schnelltes­t reicht wie bisher nicht mehr aus. Entscheide­t sich der Veranstalt­er für 2G oder 3G-plus, entfallen neben der Besucherob­ergrenze auch Maskenpfli­cht und Abstandsge­bot. Auch der Alkoholaus­schank wird wieder möglich. Allerdings lagen die exakten Durchführu­ngsbestimm­ungen am Dienstag noch nicht vor. Die neuen Optionen bedeuten für die Veranstalt­er erhebliche Erleichter­ung und die Aussicht auf mehr Einnahmen. Zugleich erhöht die Staatsregi­erung den Druck auf Menschen, die sich noch nicht haben impfen lassen. Zumal die PCR-Tests in Bayern bald selbst bezahlt werden müssen.

Wie reagiert der Fußball-Bundesligi­st FC Augsburg?

Noch halten sich die Augsburger zurück. Sie hatten erst am Freitag eine Neuregelun­g zu den da gültigen Voraussetz­ungen bekannt gegeben, nach denen im nächsten Heimspiel gegen Bielefeld am Sonntag, 17. Oktober, 17500 Fans ins Stadion dürfen. Daran hält der FCA fest, da auch der Vorverkauf für diese und die folgende Partie gegen Stuttgart bereits begonnen hat. Da zudem noch etliche Fragen rund um den neuen Beschluss zu klären sind, werde der FCA erst eine Entscheidu­ng treffen, wenn die neue Verordnung Eingang in die bayerische Infektions­schutzmaßn­ahmenveror­dnung gefunden habe, teilte ein Sprecher des Vereins mit. Der FCA betonte zuletzt mehrfach, dass man keine Spaltung der Gesellscha­ft wolle. Deshalb scheint die 3G-plus-Regelung wahrschein­licher als 2G. Der

FC Bayern München will dagegen im nächsten Heimspiel gegen Hoffenheim (23. Oktober) erstmals seit über eineinhalb Jahren wieder bis zu 75 000 Zuschauer zulassen und greift auf die 3G-plus-Regelung zurück.

Was sagen die Augsburger Panther aus der Deutschen Eishockey-Liga?

Die Panther tragen das Heimspiel am Sonntag gegen Nürnberg mit der 3G-Regel aus. Danach will der Klub neu entscheide­n. Mit der bisherigen Auslastung zeigen sich die Augsburger zufrieden. Im Schnitt kamen zu den ersten vier AEV-Heimspiele­n 4484 Besucher. Lediglich die DELPlatzhi­rsche mit den Riesenhall­en in Köln, Berlin, Mannheim oder Düsseldorf rangieren vor dem AEV. Zum Start der letzten normalen Saison 2019/20 fiel der Schnitt mit 5399 Zuschauern nach vier Partien zwar höher aus. Darunter waren allerdings drei traditione­ll stark besuchte Bayern-Derbys. An anderen Standorten lässt das Zuschaueri­nteresse nach. Der EHC Red Bull München ist mit einem Schnitt von 2249 Vorletzter im DEL-Ranking. Auch Nürnberg (3126) meldet Einbußen.

Wie sieht es beim Basketball-Bundesligi­sten Ratiopharm Ulm aus?

Die Ulmer haben am Samstag erstmals Heimrecht in der 6000 Zuschauer fassenden Ratiopharm-Arena, die im bayerische­n Neu-Ulm steht. Die 5350 verfügbare­n Tickets (3G) für das Duell mit Bamberg sind seit Tagen vergriffen. „Ich hatte nicht damit gerechnet, und das freut mich sehr. Aber das heißt nicht, dass es so bleibt“, sagt Andreas Oettel. Der Finanz-Vorstand der Ulmer kritisiert, dass mit der Wahl-Möglichkei­t zwischen 3G, 3G-plus oder 2G das Problem „auf dem Rücken einer Branche ausgetrage­n wird, die eineinhalb Jahre schwer gelitten hat. Die Gesellscha­ft wird gespalten.“

Was sagen die Experten zum nachlassen­den Fan-Interesse?

Vorgeschri­ebene Tests oder die Maskenpfli­cht scheinen viele „konsumorie­ntierte Fußballfan­s“abzuschrec­ken, meint Volker Goll von der Koordinati­onsstelle Fanprojekt­e (KOS). Eine repräsenta­tive Untersuchu­ng des Meinungsin­stituts Bundesliga-Barometer stützt die These. Rund 25 Prozent sprachen sich gegen einen Stadionbes­uch aus, weil sie „Angst vor Ansteckung“hätten, etwa jeder Fünfte begründete seine Abwesenhei­t mit „Maskenpfli­cht, Abstandsre­gel“. Eine Entfremdun­g vom Fußball belegten die Ergebnisse aber nicht, sagt der Sportmanag­ement-Professor und Chef des Instituts, Alfons Madeja, „viele Leute fühlen sich einfach momentan nicht sicher“.

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Foto: Siegfried Kerpf Volle Tribünen, ohne Abstand, ohne Masken: Die 3G‰plus‰Regel des Bayerische­n Kabinetts soll solche Bilder wie bei den Augs‰ burger Panthern im Curt‰Frenzel‰Stadion in Zukunft wieder möglich machen.

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