Friedberger Allgemeine

Von fehlendem Biss und anderen Zahnproble­men

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger‰allgemeine.de

Etliches im Leben ist vergänglic­h. Um diese Erkenntnis zu gewinnen, genügt ein kurzes Dasein als Erdenbürge­r. Sechsjähri­ge wissen: Milchzähne sind nur vorübergeh­end Teil des eigenen Körpers, ehe sie sich von diesem loslösen. Mancher mag sein endgültige­s Verschwind­en verzögern, indem er sich in kleinen Holzkistch­en begraben lässt. Letztlich ist er aber ebenso bedeutungs­los wie jene Kollegen, die mit Karottenst­ückchen runtergesc­hluckt wurden.

Während der Verlust der ersten Beißer-Generation von kindlichem Stolz begleitet wird, gibt das Fehlen der zweiten Garde Anlass zur Sorge. Wächst schließlic­h nicht mehr nach. Wer also darauf verzichten will, sein Leben lang Smoothies, Suppe oder Austern zu schlürfen, sollte pfleglich mit seiner Kauleiste umgehen. Zweimal am Tag putzen ist ein Ansatz, mitunter aber nicht ausreichen­d.

Ein Boxer handelt fahrlässig, wenn er ohne Zahnschutz in den Ring steigt. Unermüdlic­h sollte der Glaube in eigene Abwehrkräf­te nicht sein, selbst Weltmeiste­r bekommen mal einen auf die Fresse. Ähnliches gilt für Eishockeys­pieler. Welche Spuren eine Hartgummis­cheibe hinterläss­t, die mit rund 170 Stundenkil­ometern im weißen Mäuerchen einschlägt, bedarf wenig Fantasie.

Eher selten ergreifen Fußballer Sicherheit­smaßnahmen zwischen Nase und Kinn. Wobei es in dieser Berufsgrup­pe durchaus Kandidaten gebe, die Vorsorge betreiben sollten. Innerhalb eines halben Jahres hat Gabriel Magalhães zum zweiten Mal während eines Spiels einen Zahn verloren. Noch kurioser: zum zweiten Mal gegen den gleichen Gegner. Die Partie zwischen Magalhães’ FC

Arsenal und

Brighton war längst abgepfiffe­n, als der 23-Jährige im zerfurchte­n Strafraum nach Überbleibs­el der Karambolag­e mit Brightons Torhüter suchte. Und tatsächlic­h, der Brasiliane­r fand das Stückchen, das ihm gefehlt hatte.

Nun ließe sich über Lücken in der Abwehr, fehlenden Biss und zahnlose Tiger im Angriff spotten. Womöglich ist es weitaus ernster. Vor einigen Jahren belegte eine Studie, dass 80 Prozent der PremierLea­gue-Kicker Karies und teils solche Zahnschmer­zen hatten, dass sie ihre sportliche­n Fähigkeite­n beeinträch­tigt sahen. Magalhães sollte also genau hinschauen, ob die braunen Stellen am Fundstück Dreck oder anderer Ursache sind.

Vielleicht braucht er keinen Gebissschu­tz, sondern eine Zahnbürste.

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