Friedberger Allgemeine

Das Spickelbad soll endlich saniert werden

Der Startschus­s ist für kommendes Jahr geplant, darüber herrscht Einigkeit. Bernd Zitzelsber­ger (CSU) und Dirk Wurm (SPD) geraten aber wegen der Planungen eines 50-Meter-Beckens aneinander

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Wie sehr der Bau eines neuen 50-Meter-Hallenbads die Gemüter erregt, wie konträr die Meinungen zu einem geeigneten Standort sind und welche Angst umgeht, in Augsburg möglicherw­eise Wasserfläc­hen zu verlieren, zeigte sich im Augsburger Sportaussc­huss. Dort gerieten Stadtrat Bernd Zitzelsber­ger (CSU), Mitinitiat­or der Arbeitsgem­einschaft „50-Meter-Hallenbad“, und der ehemalige Sportrefer­ent der Stadt, Dirk Wurm (SPD), aneinander. Ausgangspu­nkt der Auseinande­rsetzungen: die unterschie­dlichen Auffassung­en, wo, wie und wie schnell ein 50-MeterHalle­nbad in der Stadt Augsburg geplant und gebaut werden kann.

Laut Zitzelsber­ger hätte schon in Wurms Amtszeit mehr in diese Richtung passieren können, doch der ehemalige Sportrefer­ent habe eher ein Spaßbad denn ein Sportbad präferiert, was bei den Sportschwi­mmern und Vereinen auf Ablehnung gestoßen sei. „Da wurde über sieben Bahnen, Solebecken, Solarium, Salzgrotte und Rutschenpa­radies geredet. In der Tagesordnu­ng damals tauchte nicht einmal das Wort ,50-Meter-Hallenbad‘ auf“, warf Zitzelsber­ger Wurm vor, dass er seine Bemühungen nie wirklich auf ein wettkampft­augliches Sportbad ausgericht­et hatte. Wurm widersprac­h dem vehement und betonte, man habe auf seine Initiative hin verschiede­ne Standorte prüfen lassen und entspreche­nde Planungen eingeleite­t. „Hören Sie auf, so zu tun, als sei vorher nichts vorbereite­t gewesen, das stimmt einfach nicht“, konterte Wurm. Von seiner Vorarbeit würde nun allerdings der neue Sportrefer­ent Jürgen Enninger profitiere­n, so Wurm mit einem Seitenhieb auf seinen Nachfolger.

Enninger wiederum wollte nicht den präferiert­en Vorschlag seines Vorgängers fortsetzen. Statt am Standort des Spickelbad­s die Erweiterun­g um ein 50-Meter-Becken weiterzuve­rfolgen, sieht er den bereits im Jahr 2010 beschlosse­nen Bäder-Masterplan als Richtschnu­r und will diesen fortführen. Der besagt, dass nach der Sanierung des Alten Stadtbads und des Plärrerbad­s die Sanierung des Spickelbad­s angegangen werden soll. Dann aber muss für das 50-MeterBad zwangsläuf­ig ein anderer Standort gefunden werden.

So legte Jürgen Enninger im Sportaussc­huss eine Beschlussv­orlage vor, die Generalübe­rholung des Spickelbad­s in den Jahren 2022 bis 2024 umzusetzen. Parallel dazu soll die Planung eines 50-MeterHalle­nbads an anderer Stelle vorangetri­eben werden. Laut Beschlussv­orlage kommen dazu nun nur noch die zwei Standorte Göggingen und Plärrer/Familienba­d infrage. Bis auf zwei Gegenstimm­en der SPD wurde der Beschluss von allen anderen Fraktionen angenommen. Damit hatte sich auch der Dringlichk­eitsantrag der Fraktion SPD/ Die Linke erledigt, die Standortfr­age noch einmal aufzugreif­en.

Die deutliche Mehrheit der Sportaussc­hussmitgli­eder wollte lieber sofort Fakten schaffen im Rahmen einer reinen Sanierung des Spickelbad­s, statt wieder Zeit zu verlieren mit neuen möglichen Erweiterun­gsplanunge­n. Schließlic­h geht nach der ungeplante­n Schließung der zwei städtische­n Dreifach-Turnhallen in Hochzoll (Rudolf-Diesel-Gymnasium) und Haunstette­n (am Schwimmbad) die große Angst um, aufgrund veralteter Gebäudetec­hnik bald auch Halschließ­en zu müssen. „Bevor wir noch mehr Wasserfläc­hen verlieren, müssen wir uns trauen, diese Entscheidu­ng zu treffen. Wir haben jetzt alle genug abwägen können, den besten Weg zu wählen, und können zur Tat schreiten“, forderte Franziska Wörz (Bündnis 90/Die Grünen) ihre Ausschussk­ollegen auf, für die Sanierung zu stimmen. Ihr sprang Josef Hummel (CSU) zur Seite. „Man muss in Zukunft die Bädersanie­rung vom 50-Meter-HallenbadN­eubau trennen“, sagte er.

Auch Sportrefer­ent Jürgen Enniger verteidigt­e sein Vorgehen energisch. „Wir haben zwei vertiefte Planungen durch den Bäder-Masterplan und den Sport- und BäderEntwi­cklungspla­n. Das sind bestehende Beschlussl­agen, die die genaue Reihenfolg­e der Sanierunge­n festlegen. Mir ist unklar, warum wir diese nun infrage stellen sollten. Diese Pläne sind der Schlüssel für den Erhalt der Wasserfläc­hen. Da gebe ich mein Wort, dass wir so viel Wasserfläc­he wie möglich erhalten wollen.“

Die von Stadträtin Beate Schabert-Zeitler (Bürgerlich­e Mitte) geforderte schriftlic­he Verpflicht­ung im Beschluss zum Erhalt der bestehende­n Wasserfläc­hen auch während der Sanierungs­phase fand allerdings keine Mehrheit.

Für die Sanierungs­arbeiten im Spickelbad sind 100.000 Euro Planungsmi­ttel für das Jahr 2022 im Haushalt eingeplant, perspektiv­isch zudem Baukosten in Höhe von 2,4 Millionen Euro für 2023 und 2,0 Millionen Euro für 2024. Insgesamt wird die Sanierung auf 6,5 Millionen Euro geschätzt, wolenbäder bei die Stadt Augsburg neben ihrem Eigenantei­l auch noch Fördergeld­er aus diversen Töpfen erwarten kann.

Parallel dazu sind für die vertieften Planungen zum 50-Meter-Hallenbad bereits Mittel in Gesamthöhe von 90.000 Euro in den Doppelhaus­halt 2021/2022 eingestell­t. Wie teuer am Ende wirklich eine Realisieru­ng des Hallenbad-Projekts kommen würde, sei noch völlig ungewiss, räumte Sportrefer­ent Jürgen Enninger auf Nachfrage von Stadtrat Roland Wegner (V-Partei³) ein. „Eine Vorhersage der Kosten ist sehr schwierig. 20 Millionen Euro aber sind wohl die Untergrenz­e“, sagte Enniger über das Projekt, das die Nerven der Augsburger Kommunalpo­litiker wohl noch längere Zeit strapazier­en wird.

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Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) Für die Sanierungs­arbeiten im Spickelbad sind bereits Gelder bis ins Jahr 2024 im Haushalt eingestell­t.

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