Senioren können erst 2022 ins Haus am Oberen Graben
Nach der dreijährigen Sanierung des einsturzgefährdeten Gebäudes kehren zunächst nur die Geschäftsleute zurück. So begründet die Stadt Augsburg den Schritt
Renate Jocher lebt seit fast drei Jahren in der Bungalowanlage der Fritz Hintermayr’schen Stiftung im Antonsviertel. Ihre frühere Wohnung liegt in einem Gebäude am Oberen Graben, das wegen akuter Einsturzgefahr am 10. November 2018 evakuiert werden musste. Danach begann eine aufwendige Sanierung – und ein Auf und Ab für die bisherigen Nutzerinnen und Nutzer. Am Montag stand die 86-Jährige vor dem Haus und sagte, dass sie endlich wieder in die alte Bleibe zurückkehren wolle. Hoffnung machte ihr, dass die Geschäftsleute im Erdgeschoss die Räume nun wieder nutzen können. Doch Renate Jocher muss jetzt noch lange warten: Wohl erst im Frühjahr 2022 können die Seniorinnen und Senioren zurück.
Die Stadt Augsburg teilte dies am Dienstag auf Anfrage unserer Redaktion mit. Eine am Montagvormittag gestellte Anfrage unserer Redaktion blieb zunächst unbeantwortet. Wie sich herausstellte, hatte die Stadt ihre Antwort an eine falsche Mailadresse geschickt. Renate Jocher ihrerseits verwies bereits am Montag darauf, dass die Informationspolitik der Stadt schlecht sei. Sie fühle sich von der Verwaltung nur unzureichend informiert. Auch die Geschäftsleute, die ihre Läden im Haus am Oberen Graben haben, sagten, dass sie erst Mitte September erfuhren, dass die Räume ab Oktober wieder genutzt werden dürfen. Auch über die vergangenen Monate hinweg sei es immer wieder ein Hin und Her gewesen, mehrfach wurden genannte Einzugstermine wieder verschoben.
Dass die Seniorinnen und Senioren nun noch ein weiteres halbes
Jahr auf ihre Rückkehr warten müssen, kommt durchaus überraschend. Das Haus gehört einer von der Stadt verwalteten Stiftung und wird vom Wohnungs- und Stiftungsamt
verwaltet. Dessen Leiter Dieter Uitz nennt die Gründe für die neuerliche Verzögerung: „Der Wiederbezug der Mieteinheiten des betreuten Wohnens ist nach
Abschluss der Rest- und Reinigungsarbeiten im Frühjahr 2022 geplant, um baustellenbedingte Einschränkungen für die Bewohnerinnen und Bewohner geringstmöglich zu halten.“Es geht um insgesamt 29 Wohneinheiten. Im November 2018 hatten 21 Bewohner quasi über Nacht ihre Wohnungen verlassen müssen. Seit dieser Zeit sind sie in anderen Heimen untergebracht. Ein Teil der alten Menschen ist zwischenzeitlich bereits gestorben.
Die neuerliche Verzögerung schlägt sich auch auf die Kosten nieder. Bis zur endgültigen Fertigstellung der gesamten Sanierungsmaßnahme würden sich die Baukosten auf insgesamt rund 5,7 Millionen Euro belaufen, heißt es bei der Stadt. Zuletzt war man noch von einem Betrag in Höhe von fünf Millionen Euro ausgegangen.