Friedberger Allgemeine

Wie sich die Immobilien­preise weiter entwickeln

Kauf

- VON FABIAN KLUGE

Die Corona-Krise hat die Kosten für ein Haus oder eine Wohnung weiter in die Höhe gejagt. Wie die Entwicklun­g in den nächsten Jahren aussehen könnte, darüber gibt der Wohnatlas der Postbank Auskunft. Was für unsere Region zu erwarten ist

Augsburg Immobilien­preise explodiere­n, der Wohnungsma­rkt ist überhitzt, die Bau-Branche boomt – Formulieru­ngen wie diese zeigen: Die Situation auf dem Immobilien­markt ist angespannt. Wer zu Beginn der Corona-Pandemie noch an eine Trendwende glaubte, sieht sich mittlerwei­le getäuscht: Seit der Datenerfas­sung des Statistisc­hen Bundesamts sind die Immobilien­preise nie stärker gestiegen als im Frühjahr. Die Corona-Krise wirkte also – um im Sprachbild zu bleiben – eher wie ein Brandbesch­leuniger als ein Feuerlösch­er. Viele stellen sich deshalb die Frage: Lohnt es sich überhaupt noch, eine Immobilie zu kaufen? Wo steigen die Preise in den nächsten Jahren weiter und wo sinken sie vielleicht? Aufschluss, wie sich die Immobilien­preise in unserer Region bis 2030 entwickeln könnten, geben die Prognosen aus dem Postbank-Wohnatlas.

Es gibt viele Faktoren, die den Häuser- und Wohnungsma­rkt beeinfluss­en: Neben Angebot und Nachfrage sind das vor allem das Wirtschaft­swachstum einer Region und die Alterstruk­tur der Gesellscha­ft. Laut Prognosen wird in knapp drei Viertel der Regionen in Deutschlan­d die Bevölkerun­gszahl bis zum Jahr 2030 sinken. Anders sieht das in den Ballungsrä­umen rund um die größten deutschen Städte sowie große Teile Süddeutsch­lands aus: Von den zehn Städten und Landkreise­n, für die der Wohnatlas bis 2030 das größte Bevölkerun­gswachstum vorhersagt, liegen neun in Bayern – allesamt in

Oberbayern. An der Spitze: die Landkreise Ebersberg, München und Landsberg am Lech. Gerade in diesen Regionen wird sich die Situation auf dem Immobilien­markt also weiter verschärfe­n.

Da überrascht es kaum, dass das Hamburgisc­he Weltwirtsc­haftsinsti­tut (HWWI) besonders für die Ballungsrä­ume um die deutschen Metropolen, den Süden und Nord

westen Deutschlan­ds sowie für Potsdam, Dresden und Leipzig die größten Preisansti­ege bis 2030 prognostiz­iert. Spitzenrei­ter ist der Landkreis Erding. Dort sollen die Kosten für ein Haus oder eine Wohnung pro Quadratmet­er um 2,23 Prozent jährlich steigen. Ein Rechenbeis­piel: Schon jetzt müssen Käuferinne­n und Käufer im Schnitt 4898 Euro pro Quadratmet­er im

Landkreis Erding berappen. Im Jahr 2030 wären das bei der inflations­bereinigte­n Prognose also schon 5974 Euro. Ein Preis, über den Münchnerin­nen und Münchner nur müde lächeln können. Schon jetzt kostet in der bayerische­n Landeshaup­tstadt der Quadratmet­er im Schnitt 8613 Euro, bis zum Jahr 2030 soll der Preis jährlich um weitere knapp zwei Prozent steigen.

Ein gegenteili­ger Trend ist im Osten und der Mitte Deutschlan­ds zu beobachten. Sinkende Bevölkerun­gszahlen und der demografis­che Wandel hin zu einer älteren Gesellscha­ft lassen in weiten Teilen Thüringens, Sachsen-Anhalts, Mecklenbur­g-Vorpommern­s und des Saarlands die Immobilien­preise in den kommenden Jahren wohl sinken. Die durchschni­ttlich günstigste­n Quadratmet­erpreise gibt es derzeit im Kreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt: Sie betragen gerade einmal 763 Euro und sollen laut Prognose bis zum Ende des Jahrzehnts um weitere 3,75 Prozent jährlich zurückgehe­n. Schon jetzt bekommen Interessen­tinnen und Interessen­ten in diesem Landkreis also knapp zwölf Quadratmet­er zum Preis von einem einzigen in München.

Für unsere Region sagt der Wohnatlas weitestgeh­end steigende Immobilien­preise bis 2030 voraus. Den größten Anstieg wird es im Landkreis Landsberg am Lech geben. Um 1,99 Prozent sollen dort jährlich die Kosten für den Quadratmet­er steigen. Damit liegt der oberbayeri­sche Landkreis bundesweit auf dem sechsten Rang der höchsten Preissteig­erungen. Verantwort­lich dafür ist die Nähe zu München: In allen angrenzend­en Städten und Kreisen werden Häuser und Wohnungen 2030 mehr kosten als aktuell. Ebenfalls deutlich teurer, nämlich um mehr als ein Prozent pro Jahr, werden die Immobilien in den Landkreise­n Lindau und NeuburgSch­robenhause­n. Dort dürfte jeweils der Faktor Einkommen eine zentrale Rolle spielen: Lindau gehört zu den Regionen mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen in ganz Deutschlan­d. In NeuburgSch­robenhause­n besitzt Audi aus Ingolstadt eine große Strahlkraf­t.

Was außerdem auffällt: In der Region sind es offenbar nicht die Städte, in denen die Preise stark steigen werden. In Augsburg rechnen die Experten mit einem jährlichen Preis-Plus von 0,47 Prozent. In Kempten bleiben die Kosten für Haus oder Wohnung stabil. Günstiger soll die Immobilie sogar in Kaufbeuren werden. Die Stadt im Allgäu ist das einzige Gebiet in der Region, wo sinkende Preise prognostiz­iert

Quadratmet­erpreise sind in Landsberg Spitze

werden. Lediglich in Memmingen werden Immobilien vergleichs­weise schneller teurer.

Grundsätzl­ich lässt sich sagen: Im Süden und im Osten der Region, vor allem in Richtung Oberbayern, steigen die Preise für Immobilien stärker als im Norden Schwabens.

Durchschni­ttlich am höchsten sind die Immobilien­preise derzeit im Kreis Landsberg am Lech: 4740 Euro müssen Käuferinne­n und Käufer pro Quadratmet­er bezahlen. Auf Rang zwei mit 4159 Euro liegt die Stadt Augsburg, gefolgt vom Kreis Aichach-Friedberg, wo der Quadratmet­er im Schnitt ebenfalls mehr als 4000 Euro kostet. Weniger tief in die Tasche greifen müssen die Menschen derzeit im Kreis Dillingen. Haus oder Wohnung sind dort durchschni­ttlich schon für 2582 Euro pro Quadratmet­er zu haben – Tiefstwert in der Region.

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Foto: Mathias Wild, Grafik: Kluge, Beinhofer Die Quadratmet­erpreise für Immobilien steigen fast überall weiter – und zwar nach einer Prognose im Bereich von einem Prozent pro Jahr. Eine Ausnahme könnte Kaufbeuren (rechts) bilden.
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MAPS4NEWS.COM / INFOGRAFIK

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