Wie sich die Immobilienpreise weiter entwickeln
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Die Corona-Krise hat die Kosten für ein Haus oder eine Wohnung weiter in die Höhe gejagt. Wie die Entwicklung in den nächsten Jahren aussehen könnte, darüber gibt der Wohnatlas der Postbank Auskunft. Was für unsere Region zu erwarten ist
Augsburg Immobilienpreise explodieren, der Wohnungsmarkt ist überhitzt, die Bau-Branche boomt – Formulierungen wie diese zeigen: Die Situation auf dem Immobilienmarkt ist angespannt. Wer zu Beginn der Corona-Pandemie noch an eine Trendwende glaubte, sieht sich mittlerweile getäuscht: Seit der Datenerfassung des Statistischen Bundesamts sind die Immobilienpreise nie stärker gestiegen als im Frühjahr. Die Corona-Krise wirkte also – um im Sprachbild zu bleiben – eher wie ein Brandbeschleuniger als ein Feuerlöscher. Viele stellen sich deshalb die Frage: Lohnt es sich überhaupt noch, eine Immobilie zu kaufen? Wo steigen die Preise in den nächsten Jahren weiter und wo sinken sie vielleicht? Aufschluss, wie sich die Immobilienpreise in unserer Region bis 2030 entwickeln könnten, geben die Prognosen aus dem Postbank-Wohnatlas.
Es gibt viele Faktoren, die den Häuser- und Wohnungsmarkt beeinflussen: Neben Angebot und Nachfrage sind das vor allem das Wirtschaftswachstum einer Region und die Alterstruktur der Gesellschaft. Laut Prognosen wird in knapp drei Viertel der Regionen in Deutschland die Bevölkerungszahl bis zum Jahr 2030 sinken. Anders sieht das in den Ballungsräumen rund um die größten deutschen Städte sowie große Teile Süddeutschlands aus: Von den zehn Städten und Landkreisen, für die der Wohnatlas bis 2030 das größte Bevölkerungswachstum vorhersagt, liegen neun in Bayern – allesamt in
Oberbayern. An der Spitze: die Landkreise Ebersberg, München und Landsberg am Lech. Gerade in diesen Regionen wird sich die Situation auf dem Immobilienmarkt also weiter verschärfen.
Da überrascht es kaum, dass das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) besonders für die Ballungsräume um die deutschen Metropolen, den Süden und Nord
westen Deutschlands sowie für Potsdam, Dresden und Leipzig die größten Preisanstiege bis 2030 prognostiziert. Spitzenreiter ist der Landkreis Erding. Dort sollen die Kosten für ein Haus oder eine Wohnung pro Quadratmeter um 2,23 Prozent jährlich steigen. Ein Rechenbeispiel: Schon jetzt müssen Käuferinnen und Käufer im Schnitt 4898 Euro pro Quadratmeter im
Landkreis Erding berappen. Im Jahr 2030 wären das bei der inflationsbereinigten Prognose also schon 5974 Euro. Ein Preis, über den Münchnerinnen und Münchner nur müde lächeln können. Schon jetzt kostet in der bayerischen Landeshauptstadt der Quadratmeter im Schnitt 8613 Euro, bis zum Jahr 2030 soll der Preis jährlich um weitere knapp zwei Prozent steigen.
Ein gegenteiliger Trend ist im Osten und der Mitte Deutschlands zu beobachten. Sinkende Bevölkerungszahlen und der demografische Wandel hin zu einer älteren Gesellschaft lassen in weiten Teilen Thüringens, Sachsen-Anhalts, Mecklenburg-Vorpommerns und des Saarlands die Immobilienpreise in den kommenden Jahren wohl sinken. Die durchschnittlich günstigsten Quadratmeterpreise gibt es derzeit im Kreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt: Sie betragen gerade einmal 763 Euro und sollen laut Prognose bis zum Ende des Jahrzehnts um weitere 3,75 Prozent jährlich zurückgehen. Schon jetzt bekommen Interessentinnen und Interessenten in diesem Landkreis also knapp zwölf Quadratmeter zum Preis von einem einzigen in München.
Für unsere Region sagt der Wohnatlas weitestgehend steigende Immobilienpreise bis 2030 voraus. Den größten Anstieg wird es im Landkreis Landsberg am Lech geben. Um 1,99 Prozent sollen dort jährlich die Kosten für den Quadratmeter steigen. Damit liegt der oberbayerische Landkreis bundesweit auf dem sechsten Rang der höchsten Preissteigerungen. Verantwortlich dafür ist die Nähe zu München: In allen angrenzenden Städten und Kreisen werden Häuser und Wohnungen 2030 mehr kosten als aktuell. Ebenfalls deutlich teurer, nämlich um mehr als ein Prozent pro Jahr, werden die Immobilien in den Landkreisen Lindau und NeuburgSchrobenhausen. Dort dürfte jeweils der Faktor Einkommen eine zentrale Rolle spielen: Lindau gehört zu den Regionen mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen in ganz Deutschland. In NeuburgSchrobenhausen besitzt Audi aus Ingolstadt eine große Strahlkraft.
Was außerdem auffällt: In der Region sind es offenbar nicht die Städte, in denen die Preise stark steigen werden. In Augsburg rechnen die Experten mit einem jährlichen Preis-Plus von 0,47 Prozent. In Kempten bleiben die Kosten für Haus oder Wohnung stabil. Günstiger soll die Immobilie sogar in Kaufbeuren werden. Die Stadt im Allgäu ist das einzige Gebiet in der Region, wo sinkende Preise prognostiziert
Quadratmeterpreise sind in Landsberg Spitze
werden. Lediglich in Memmingen werden Immobilien vergleichsweise schneller teurer.
Grundsätzlich lässt sich sagen: Im Süden und im Osten der Region, vor allem in Richtung Oberbayern, steigen die Preise für Immobilien stärker als im Norden Schwabens.
Durchschnittlich am höchsten sind die Immobilienpreise derzeit im Kreis Landsberg am Lech: 4740 Euro müssen Käuferinnen und Käufer pro Quadratmeter bezahlen. Auf Rang zwei mit 4159 Euro liegt die Stadt Augsburg, gefolgt vom Kreis Aichach-Friedberg, wo der Quadratmeter im Schnitt ebenfalls mehr als 4000 Euro kostet. Weniger tief in die Tasche greifen müssen die Menschen derzeit im Kreis Dillingen. Haus oder Wohnung sind dort durchschnittlich schon für 2582 Euro pro Quadratmeter zu haben – Tiefstwert in der Region.