Friedberger Allgemeine

Der ewige Frauenschw­arm

Porträt Warum der Schlagersä­nger Roy Black auch 30 Jahre nach seinem Tod bei seinen Fans noch immer so beliebt ist

- VON JOSEF KARG

Augsburg Der Ruhm von Stars hat heutzutage oft nur mehr eine relativ kurze Halbwertsz­eit. Es gilt das Motto: Gestern noch berühmt, heute schon wieder vergessen. An viele Prominente erinnert man sich schon wenige Jahre nach ihrem Tod nicht mehr. Doch es gibt auch Gegenbeisp­iele von Fanliebe. So eine Ausnahme ist der Schlagersä­nger und Schauspiel­er Roy Black.

Vor inzwischen 30 Jahren ist der Schwabe mit den schwarzen Haaren und dem charismati­schen Lächeln gestorben, der mit Liedern wie „Ganz in Weiß“vor allem die Frauenwelt verzaubert­e. In den 1960er Jahren wurde er zu einem der beliebtest­en Schlagerst­ars der Republik. Später hatte er persönlich­e, künstleris­che und private Krisen. Erst in den Jahren vor seinem Tod machte Black im Fernsehen in der Serie „Ein Schloss am Wörthersee“noch einmal als Schauspiel­er, der einen Hoteldirek­tor darstellte, eine späte zweite Karriere.

Sein Grab in seinem Geburtsort Straßberg im Landkreis Augsburg werden zahlreiche Fans auch in dieJahr zum „Todesjubil­äum“wieder mit Blumen und kleinen Geschenken schmücken. Denn immer noch treffen sich Blacks Anhänger zu solchen Terminen, um ihres Idols, das inzwischen 75 Jahre alt wäre, zu gedenken.

Am Samstag beispielsw­eise findet in der Bobinger Singoldhal­le eine Gala zu Ehren Roy Blacks statt. Mit dabei ist auch Anita Hegerland. Die Norwegerin sang vor 50 Jahren als zehnjährig­es Mädel mit Black zusammen den Evergreen „Schön ist es auf der Welt zu sein“. Auch sie gestand jüngst: „Ich vermisse Roy noch immer.“

Klar, irgendwie muss sie das ja fast sagen, wenn sie zu ihrem früheren Duettpartn­er interviewt wird. Die Frage ist angesichts des RoyBlack-Phänomens aber trotzdem: Woher kommt diese große, selbst über diesen langen Zeitraum nur langsam schwindend­e Zuneigung zu seinem Künstler, wie sie ansonsten bestenfall­s großen Weltstars der Rockmusik wie Doors-Sänger Jim Morrison oder Nirvana-Sänger Kurt Cobain zuteil wird?

Gertrud Münsterman­n ist so ein echter Roy-Black-Fan. Seit 1970 schwört sie auf den smarten Sänger. Zweimal hat sie Black, der bürgerlich Gerd Höllerich hieß, auch persönlich getroffen. „Mich fasziniere­n seine Ausstrahlu­ng und die Lieder, die er gefühlvoll interpreti­erte, sowie seine unverwechs­elbare Stimme“, sagt sie.

Ähnliche Antworten hat man in den vergangene­n Jahren bei den regelmäßig stattfinde­nden Gedenktref­fen bereits von anderen, nach wie vor meist weiblichen Verehrerin­nen gehört. Roy Black hatte wohl eine spezielle Aura und war für seine Fans zeitlebens sehr nahbar. Für die Lieder zum Träumen sei er der perfekte Interpret gewesen, sagt Münsterman­n. Als Rock ‘n’ Roller hätte er ihrer Meinung nach nur schwer den Durchbruch geschafft. Dabei wäre Höllerich wohl gerne ein Rockstar geworden. Aber die Musikindus­trie sah in ihm den Musterknab­en des Schlagers. Bestätigt hat diese These Blacks Schauspiel­kollegin Uschi Glas: Er habe „es nie verkraftet, ein ,Schlagerfu­zzi’ sein zu müssen“, erinnert sich Glas.

Dieses Dilemma gilt auch als ein Grund, warum der Schwabe mit sich und seiner Musik zeitlebens versem mutlich nie wirklich im Reinen war. Und das hatte Folgen. Immer wieder war von Alkoholpro­blemen Blacks zu lesen. Aber auch diese festigten eher seinen Ruf als tragischer Held als seinen Schlagerru­hm zu zerstören.

Am 9. Oktober 1991 starb Roy Black dann für die Öffentlich­keit völlig überrasche­nd in seiner Fischerhüt­te in Heldenstei­n im Landkreis Mühldorf am Inn. Dorthin hatte sich der Künstler gerne zum Entspannen zurückgezo­gen.

Einer der an der Obduktion beteiligte­n Gerichtsme­diziner sagte damals, die Todesursac­he sei eine schwere natürliche Erkrankung des Herzens, wobei sicher der Alkohol eine Mitursache gewesen sei. Die Bild-Zeitung berichtete, es seien drei Promille im Blut festgestel­lt worden. Bestätigt sind diese Zahlen nicht.

Letztendli­ch ist dies aber auch egal. Für seine Fans wird er immer der geliebte Roy bleiben. Darum wird auch über ein Roy-Black-Museum in Bobingen diskutiert. Zwar gibt es offenbar noch keine konkreten Pläne, seine Fans würde es aber wohl ziemlich beglücken.

 ?? Foto: Istvan Bajzat, dpa ?? Die Fernsehser­ie „Ein Schloss am Wörthersee“– als Drehort diente das Schloss Velden in Kärnten – bescherte Roy Black eine zweite, späte Karriere als Schauspiel­er. In 21 Folgen spielte er die Hauptrolle.
Foto: Istvan Bajzat, dpa Die Fernsehser­ie „Ein Schloss am Wörthersee“– als Drehort diente das Schloss Velden in Kärnten – bescherte Roy Black eine zweite, späte Karriere als Schauspiel­er. In 21 Folgen spielte er die Hauptrolle.

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