Der ewige Frauenschwarm
Porträt Warum der Schlagersänger Roy Black auch 30 Jahre nach seinem Tod bei seinen Fans noch immer so beliebt ist
Augsburg Der Ruhm von Stars hat heutzutage oft nur mehr eine relativ kurze Halbwertszeit. Es gilt das Motto: Gestern noch berühmt, heute schon wieder vergessen. An viele Prominente erinnert man sich schon wenige Jahre nach ihrem Tod nicht mehr. Doch es gibt auch Gegenbeispiele von Fanliebe. So eine Ausnahme ist der Schlagersänger und Schauspieler Roy Black.
Vor inzwischen 30 Jahren ist der Schwabe mit den schwarzen Haaren und dem charismatischen Lächeln gestorben, der mit Liedern wie „Ganz in Weiß“vor allem die Frauenwelt verzauberte. In den 1960er Jahren wurde er zu einem der beliebtesten Schlagerstars der Republik. Später hatte er persönliche, künstlerische und private Krisen. Erst in den Jahren vor seinem Tod machte Black im Fernsehen in der Serie „Ein Schloss am Wörthersee“noch einmal als Schauspieler, der einen Hoteldirektor darstellte, eine späte zweite Karriere.
Sein Grab in seinem Geburtsort Straßberg im Landkreis Augsburg werden zahlreiche Fans auch in dieJahr zum „Todesjubiläum“wieder mit Blumen und kleinen Geschenken schmücken. Denn immer noch treffen sich Blacks Anhänger zu solchen Terminen, um ihres Idols, das inzwischen 75 Jahre alt wäre, zu gedenken.
Am Samstag beispielsweise findet in der Bobinger Singoldhalle eine Gala zu Ehren Roy Blacks statt. Mit dabei ist auch Anita Hegerland. Die Norwegerin sang vor 50 Jahren als zehnjähriges Mädel mit Black zusammen den Evergreen „Schön ist es auf der Welt zu sein“. Auch sie gestand jüngst: „Ich vermisse Roy noch immer.“
Klar, irgendwie muss sie das ja fast sagen, wenn sie zu ihrem früheren Duettpartner interviewt wird. Die Frage ist angesichts des RoyBlack-Phänomens aber trotzdem: Woher kommt diese große, selbst über diesen langen Zeitraum nur langsam schwindende Zuneigung zu seinem Künstler, wie sie ansonsten bestenfalls großen Weltstars der Rockmusik wie Doors-Sänger Jim Morrison oder Nirvana-Sänger Kurt Cobain zuteil wird?
Gertrud Münstermann ist so ein echter Roy-Black-Fan. Seit 1970 schwört sie auf den smarten Sänger. Zweimal hat sie Black, der bürgerlich Gerd Höllerich hieß, auch persönlich getroffen. „Mich faszinieren seine Ausstrahlung und die Lieder, die er gefühlvoll interpretierte, sowie seine unverwechselbare Stimme“, sagt sie.
Ähnliche Antworten hat man in den vergangenen Jahren bei den regelmäßig stattfindenden Gedenktreffen bereits von anderen, nach wie vor meist weiblichen Verehrerinnen gehört. Roy Black hatte wohl eine spezielle Aura und war für seine Fans zeitlebens sehr nahbar. Für die Lieder zum Träumen sei er der perfekte Interpret gewesen, sagt Münstermann. Als Rock ‘n’ Roller hätte er ihrer Meinung nach nur schwer den Durchbruch geschafft. Dabei wäre Höllerich wohl gerne ein Rockstar geworden. Aber die Musikindustrie sah in ihm den Musterknaben des Schlagers. Bestätigt hat diese These Blacks Schauspielkollegin Uschi Glas: Er habe „es nie verkraftet, ein ,Schlagerfuzzi’ sein zu müssen“, erinnert sich Glas.
Dieses Dilemma gilt auch als ein Grund, warum der Schwabe mit sich und seiner Musik zeitlebens versem mutlich nie wirklich im Reinen war. Und das hatte Folgen. Immer wieder war von Alkoholproblemen Blacks zu lesen. Aber auch diese festigten eher seinen Ruf als tragischer Held als seinen Schlagerruhm zu zerstören.
Am 9. Oktober 1991 starb Roy Black dann für die Öffentlichkeit völlig überraschend in seiner Fischerhütte in Heldenstein im Landkreis Mühldorf am Inn. Dorthin hatte sich der Künstler gerne zum Entspannen zurückgezogen.
Einer der an der Obduktion beteiligten Gerichtsmediziner sagte damals, die Todesursache sei eine schwere natürliche Erkrankung des Herzens, wobei sicher der Alkohol eine Mitursache gewesen sei. Die Bild-Zeitung berichtete, es seien drei Promille im Blut festgestellt worden. Bestätigt sind diese Zahlen nicht.
Letztendlich ist dies aber auch egal. Für seine Fans wird er immer der geliebte Roy bleiben. Darum wird auch über ein Roy-Black-Museum in Bobingen diskutiert. Zwar gibt es offenbar noch keine konkreten Pläne, seine Fans würde es aber wohl ziemlich beglücken.