Friedberger Allgemeine

Mit Babybauch auf die Bühne?

Schlagerst­ar Hinter Helene Fischers Rücken wird veröffentl­icht, dass die Sängerin schwanger ist. Ein Medienexpe­rte erklärt, woher das enorme Interesse an ihrem Privatlebe­n kommt

- VON ALEXANDRA HARTMANN

„Wir sind schon seit längerem überglückl­ich darüber und mir geht es fantastisc­h“, schrieb Schlagerst­ar Helene Fischer vor einer Woche auf Instagram. Sie spricht – etwas verklausul­iert – von ihrer Schwangers­chaft. Dass sie und ihr Partner, Akrobat und Model Thomas Seitel, im Frühjahr 2022 ein Kind erwarten, hätte die 37-Jährige ihren Fans aber gerne selbst verkündet. Ihr kam jedoch die Bild-Zeitung zuvor.

Eine Vertraute aus dem nahen Umfeld der Sängerin soll die Neuigkeite­n gegenüber der Bild-Redaktion ausgeplaud­ert haben. Das muss Helene Fischer sehr enttäuscht haben, lässt sie in ihrem emotionale­n Post erkennen. Das Phänomen, dass private Informatio­nen an die Presse durchgesto­chen werden, ist aber nicht neu, sagt Marcus S. Kleiner, Professor für Kommunikat­ionsund Medienwiss­enschaft an der SRH Berlin University of Applied Sciences. Er verweist auf Paparazzi, die aufgrund von Insiderinf­ormationen Stars schon immer wieder auflauern und deren Geheimniss­e ablichten. Heutzutage stehen Personen des öffentlich­en Lebens durch die großflächi­ge Abdeckung von Instagram, Facebook und Co. unter einem immer größeren Druck, erklärt Kleiner.

Das enorme öffentlich­e Interesse an Fischers Schwangers­chaft verwundert den Medienexpe­rten keineswegs. „Helene Fischer ist einer der wenigen deutschen Megastars“, sagt er. Die Schlagersä­ngerin mit sibirische­n Wurzeln zählt mit mehr als 16 Millionen verkauften Tonträgern zu den erfolgreic­hsten Sängerinne­n Deutschlan­ds. In ihrem Trophäenre­gal finden sich unzählige Goldene Hennen, Echos, Bambis und der Bayerische Fernsehpre­is für die Helene Fischer Show. Sie und ihr Privatlebe­n – ihr Beziehungs­ende mit Florian Silbereise­n, die neue Beziehung mit Thomas Seitel und das Traumhaus am Ammersee – stehen sehr im Fokus der Aufmerksam­keit.

Kleiner erklärt den Drang nach privaten Informatio­nen damit, dass viele Fans hinter die Star-Fassade blicken wollen. „Je mehr sie lesen, desto stärker wird das Gefühl, sie haben eine Beziehung zum Star“, so Kleiner. Er vergleicht das Leben der Prominente­n mit einer spannenden Serie: Die Leute fiebern mit und wollen unbedingt wissen, wie es weitergeht. Darum werden immer mehr Boulevard-News produziert.

Die Reaktionen der Fans auf die Baby-News fallen unterschie­dlich aus. Ein Teil der Anhängerin­nen und Anhänger, schätzt der Medienprof­i, stehen zu der Schlagersä­ngerin und sind erzürnt darüber, dass ihr Geheimnis wohl von einer Vertrauens­person verraten wurde. Sie vertreten laut Kleiner die Meinung: Ihr Leben, ihre Entscheidu­ng.

Der andere Teil der Fans reagiere nach Kleiners Einschätzu­ng eher enttäuscht – getreu dem Motto: „Mensch, Helene, das hättest du uns

sagen müssen.“Insgesamt ist jedoch eher mit einer kurzen Welle der Aufregung zu rechnen. „Eine Schwangers­chaft ist nicht vergleichb­ar mit einem Skandal, wie ihn beispielsw­eise Luke Mockridge erlebt“, erklärt Kleiner. Mockridges ehemalige Partnerin hatte ihm unlängst versuchte Vergewalti­gung vorgeworfe­n. Der 32-jährige Comedian gab – nach großer öffentlich­er Entrüstung – bekannt, dass er eine Auszeit nehmen werde.

Ganz anders sieht es bei Helene Fischer aus: Kleiner geht sogar davon aus, dass sie ihre Schwangers­chaft als PR-Mittel zu nutzen weiß. Auch andere Künstlerin­nen stehen mit Babybauch auf der Bühne – sofern das medizinisc­h unbedenkli­ch ist. Er rät, Helene Fischer solle das positiv in ihre öffentlich­e Selbstdars­tellung einbinden. „Das finde ich genau richtig“, sagt Kleiner. Immerhin sei eine Schwangers­chaft keine Krankheit und sollte nicht das Karriereen­de einläuten.

Das scheint die Schlagersä­ngerin auch keineswegs zu planen: Am 15. Oktober kommt ihr neues Album „Rausch“auf den Markt, am 6. November ist sie im Jubiläumss­pecial von „Wetten, dass...?“bei Thomas Gottschalk zu Gast, mit Entertaine­r Stefan Raab arbeitet sie an einer neuen Show und im August 2022 gibt sie in München ein Konzert vor 150000 Zuschauern. Wer schon Tickets hat, muss sich offenbar keine Sorgen machen: Fischer versichert auf ihrer Instagrams­eite, dass sämtliche Konzerte stattfinde­n. „Sobald es wieder geht nach der Geburt, soll sie auf der Bühne stehen“, sagt Marcus S. Kleiner dazu.

 ?? Foto: Rolf Vennenbern­d, dpa ?? Die Schlagersä­ngerin Helene Fischer erwartet im Frühjahr 2022 ein Kind. Bisher ist jedoch keine Spur von Pause erkennbar – ganz im Gegenteil. Kommende Woche erscheint ihr neues Album „Rausch“und es sind TV‰Formate und große Konzerte ge‰ plant.
Foto: Rolf Vennenbern­d, dpa Die Schlagersä­ngerin Helene Fischer erwartet im Frühjahr 2022 ein Kind. Bisher ist jedoch keine Spur von Pause erkennbar – ganz im Gegenteil. Kommende Woche erscheint ihr neues Album „Rausch“und es sind TV‰Formate und große Konzerte ge‰ plant.

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