Der FCA steht unter Druck
Bundesliga Nach schwachem Saisonstart fokussiert sich Trainer Markus Weinzierl auf die Begegnung mit Arminia Bielefeld. Warum die Partie für den FC Augsburg so bedeutend ist
Augsburg Freitagmittag und kein Bundesliga-Wochenende. Doch von einer wahren Pause, gar von Untätigkeit, ist beim FC Augsburg nichts zu spüren. Wie auch. Schließlich hat Stefan Reuter, 54, nach der Partie in Dortmund (1:2) nochmals darauf hingewiesen, welche Energie und Kraft von dieser Länderspielpause ausgehen soll. Und wie bedeutend die kommenden Partien doch wären. Das hört sich nach Arbeit, nicht nach Beine hochlegen an.
Wer dem Geschäftsführer Sport zuhörte, konnte den Eindruck gewinnen, dass es eigentlich erst jetzt richtig losgeht mit dieser Spielzeit. Dass erst jetzt die FCA-Mannschaft in einer Verfassung sein wird, auf der Erfolge und Punkte in der Bundesliga basieren. In den vergangenen Wochen war oft die Rede von einer schwierigen Vorbereitung, einer jungen Mannschaft, fehlenden Nationalspielern und Verletzungen. Doch jetzt, Anfang Oktober, wird der FC Augsburg Beweise seiner Schaffenskraft liefern. So die sinngemäße Ankündigung. Garniert mit Reuters dezentem Hinweis: „Wir brauchen Punkte.“
Wer sich im Profisport durchsetzen will, wird bereits als Grundschüler mit Erfolgsdruck konfrontiert. Ohne Leistung erstickt eine Karriere im Ansatz. Markus Weinzierl, 46, kennt das, als ehemaliger Profi des FC Bayern München und als Trainer in Augsburg, auf Schalke und in Stuttgart stand er mit Druck morgens auf. Und ging mit Druck abends ins Bett. Da scheint es kaum einen Unterschied zu machen, auf welchen Gegner man trifft. Tenor: Druck ist immer da.
Vor dem Heimspiel gegen Arminia Bielefeld ist der Druck dann aber doch um einiges höher als üblich. Mehr als eine Woche wird ins Land ziehen, ehe die Partie in der Augsburger Arena angepfiffen wird (Sonntag, 17.30 Uhr/DAZN). Längst jedoch bestimmt dieses schicksalsträchtige Spiel Denken und Handeln beim FCA. Weinzierl formuliert deutlich wie noch nie in dieser Spielzeit: „Wir müssen gegen
Bielefeld gewinnen.“Warum Weinzierl von „müssen“spricht, lässt sich auf verschiedenen Wegen erklären. Einerseits natürlich mit der Ausgangslage. Fünf Punkte nach sieben Spieltagen reichen derzeit gerade noch zu einem Nichtabstiegsplatz. Und Bielefeld ist nicht München, Dortmund oder Leipzig. Sondern ein Gegner auf Augenhöhe, mit Tendenz darunter. Weinzierl selbst liefert einen weiteren Grund für den erklärten Siegzwang: „Wenn du diese Heimspiele nicht gewinnst, kommt automatisch Druck.“Da ist er wieder, der Druck. Äußerlich lässt ihn sich Weinzierl nicht anmerken, als er im Stuhl der FCA-Loge im Stadion sitzt. Innerlich dürfte er ihn spüren. Die Begegnung mit Bielefeld werde entscheiden, wie gut die Länderspielpause gewesen sei, merkt der Trainer noch an.
Optimal läuft die Vorbereitung auf die Wochen der Wahrheit, auf die Begegnungen mit Bielefeld, Mainz, Bochum (DFB-Pokal) und Stuttgart bislang keineswegs. Ein kurzfristig anberaumtes Testspiel gegen Zweitligist Jahn Regensburg (1:0) entschied der FCA für sich, doch einmal mehr muss Weinzierl improvisieren. Nationalspieler fehlen – inzwischen weilt auch der Schweizer Ruben Vargas bei seiner Landesauswahl. Sergio Cordova etwa wird erst am Samstagabend vor dem Spiel gegen Bielefeld zurückerwartet. Nicht zum ersten Mal üben die Augsburger Kritik an der ausgedehnten Abstellungspflicht, die der Weltverband vorschreibt. „Es ist eine Katastrophe, was die Fifa da macht“, betont Weinzierl.
Dem nicht genug, schwappte eine Erkältungswelle durch die Mannschaft, die zwischenzeitlich Dorsch, Vargas, Hahn und Oxford erfasste. Weil die Verletzungen von Finnbogason (Achillessehne), Niederlechner (Adduktoren-OP) und Uduokhai (Sehnenanriss im Oberschenkel) schwerwiegender als zunächst angenommen sind, reduziert sich der Kader weiter.
Doch vor dem achten Spieltag Ausreden zu formulieren, wirkt zunehmend unglaubwürdig. Reuter und Weinzierl wissen das.