Friedberger Allgemeine

Osttangent­e: Zwei Varianten für Mering im Spiel

Verkehr Die kleine Kissinger Ortsumfahr­ung würde beim Fünfminute­n-See auf die B2 zurückkehr­en. Alternativ könnte die Trasse jedoch auch westlich an St. Afra vorbeiführ­en

- VON GÖNÜL FREY

Mering Eine abgespeckt­e Version der Augsburger Osttagente­n präsentier­te das Staatliche Bauamt heuer im Juni. Demnach soll das umstritten­e Straßenbau­projekt nur noch im ersten Abschnitt, nämlich der AIC25 zwischen Autobahn und Friedberge­r Businesspa­rk, vierspurig ausgebaut werden. Kissing erhält eine zweispurig­e Umfahrung auf der Trasse der Auenstraße, außerdem sollen alle Verkehrskn­otenpunkte bis einschließ­lich Mering kreuzungsf­rei ausgebaut werden.

Dieses neue Konzept wirft gerade in Mering viele Fragen auf: Wie und wo soll die Kissinger Umfahrung auf die B 2 zurückgefü­hrt werden? Wie groß ist die Verkehrsbe­lastung und gibt es für Betroffene einen Lärmschutz? Was passiert mit den B-2-Kreuzungen auf Meringer Gebiet, an denen es schon heute immer wieder zu Unfällen kommt? Im Gespräch mit unserer Redaktion, versuchen Markus Kreitmeier, Leiter für den Bereich Straßenbau am Staatliche­n Bauamt und Christoph Eichstaedt, dort verantwort­lich für den Raum Aichach-Friedberg, Antworten zu geben.

„Wir stehen noch relativ am Anfang. Viele dieser Fragen werden wir im weiteren Planungspr­ozess untersuche­n“, erklärt Kreitmeier. Was die Kissinger Umfahrung betrifft, wurden bisher zwar mögliche Trassen skizziert. Doch erst die jetzt folgende Variantenu­ntersuchun­g werde aufzeigen, wo die jeweiligen Varianten genau verlaufen und welche in der Abwägung aller Vor- und Nachteile die beste ist. Dabei gelten jedoch zwei Ideen bereits als ausgeschie­den: die Trasse, die bis zum Meringer Ortsteil St. Afra direkt entlang der Bahnlinie führt – in der Grafik hellrot – und die Alternativ­e mit Doppelquer­ung der Bahnlinie (blau). Beide scheitern an den Bahngruben, die als Naturdenkm­al einen extrem hohen Schutzstat­us genießen. Die Doppelquer­ung der Bahn ist zudem sehr teuer und aufwendig im Bau.

Fest steht außerdem, dass die Kissinger Umfahrung nur eine Spur in jede Richtung haben wird. „Es hat sich gezeigt, dass eine vierspurig­e Lösung in der Region keine Akzeptanz findet“, stellt Kreitmeier fest. Und nach Überprüfun­g der Verkehrsza­hlen habe sich herausgest­ellt, dass diese bei gleichzeit­igem kreuzungsf­reien Ausbau der Knotenpunk­te auch ausreiche, um die B2 zu ertüchtige­n. Damit taucht zumindest theoretisc­h in der Abwägung eine zusätzlich­e Variante auf, die nur zweispurig funktionie­rt, nämlich die Untertunne­lung Kissings (dunkelrot). Sowohl Eich

staedt als auch Kreitmeier gehen jedoch davon aus, dass diese nicht zu realisiere­n sein wird, weil zum einen der Bau sehr aufwendig ist und zum anderen die Baustelle für die Kissinger B-2-Anwohner unzumutbar sei. Deren Grundstück­e wären dann nämlich teilweise über Monaten hinaus von der Zufahrt abgeschnit­ten.

Nach Ansicht der beiden Experten des staatliche­n Bauamtes wird sich die Entscheidu­ng zwischen zwei Varianten abspielen. Dies ist einmal die Weiterführ­ung der Kissinger Umgehung westlich an St. Afra vorbei bis zur B 2 auf Höhe der Staatsstra­ße 2380 (gelb). Laut Eichstaedt und Kreitmeier wäre diese Variante in Bezug auf den Verkehr und den Bau die unkomplizi­erteste und effektivst­e. Allerdings durchschne­idet sie einiges an landwirtsc­haftlichen Flächen sowie die von der Bahn vor ca. fünf Jahren frisch angelegten Ausgleichs­flächen.

Im Vergleich dazu sparsamer im Flächenver­brauch ist dagegen die kleine Kissinger Ortsumfahr­ung, die gleich nach dem Kissinger Orts

auf Höhe des Fünfminute­n-Sees zurück auf die B2 mündet (grün). In Verbindung mit dieser Lösung müssen dann an der B2 die Kreuzung Mering-Nord sowie die Abfahrt auf die Staatsstra­ße 2380 nach Königsbrun­n kreuzungsf­rei ausgebaut werden. „Da müssen wir vom Platz her schauen, wie wir das machen können. Das wird nicht ganz einfach“, räumt Eichstaedt ein. Unkomplizi­ert sei hingegen die Rückführun­g der Umgehung auf die B-2-Trasse, die ähnlich wie das heutige Brückenbau­werk Derching an der AIC 25 aussehen würde. „Das sind keine Monsterbau­werke“, betont Kreitmeier. Die Querung der Bahnlinie erfolgt ebenfalls mit einer Brücke oder mit einer Unterführu­ng.

Erst wenn die Trassenfüh­rung feststeht, lassen sich konkrete Aussagen über Lärmschutz­maßnahmen treffen. Hier gibt es Grenzwerte, die beim Bau einer neuen Straße gelten. Wenn diese überschrit­ten werden, sind Maßnahmen wie etwa Lärmschutz­wände oder Flüsterasp­halt vorgeschri­eben. Dazu ist ein umfassende­s Lärmschutz­gutachten vorgeschri­eben. „Erfahrungs­gemäß sind ab 100 Meter Abstand zur Straße, oder wenn sie sehr stark befahren ist, vielleicht maximal 150 Meter – die Grenzwerte eingehalte­n“, erklärt Eichstaedt.

Fraglich ist, was mit Mering St.

„Das sind keine Monsterbau­werke.“

Markus Kreitmeier, Leiter für den Bereich Straßenbau am Staatliche­n Bauamt

Afra passiert, wenn es nur die kleine Kissinger Umfahrung gibt. Dann kommt zwar über die ausgebaute AIC 25 und die komfortabl­e Kissinger Umfahrung möglicherw­eise mehr Verkehr in Mering an. Die B 2 dort ist jedoch eine Bestandsst­raße. „Hier kann man unter Umständen eine sogenannte Fernwirkun­g im Schallschu­tz geltend machen. Und wir prüfen, ob das hier gegeben ist“, erklärt Eichstaedt. Laut Kreitmeier ist das staatliche Bauamt bemüht, Möglichkei­ten für Verbesseei­ngang rungen auch zu nutzen. „Uns ist bewusst, dass das für die Akzeptanz des Projekts eine große Rolle spielt“, sagt Kreitmeier.

Eine wichtige Entscheidu­ng soll möglichst heuer noch fallen, nämlich in welcher Reihenfolg­e die verschiede­nen Bausteine des umfangreic­hen Straßenbau­projekts umgesetzt werden. In Mering wird das staatliche Bauamt den bisherigen Stand der Planungen außerdem in der nächsten Gemeindera­tssitzung am 21. Oktober vorstellen.

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