Stätzlinger Kindergarten sucht Baumeister von morgen
In einer Aktion mit Unterstützung der Firma Lindermayr lernen Kindergartenkinder in Stätzling den Umgang mit Hammer und Säge.
Fabian sägt fleißig. Hannah haut präzise Nägel in ein Brett. Matthias und Ella raspeln mit aller Kraft Buntstiftfarbe von Holzklötzen. Durch das Getümmel tönt die Pfeife von Harry Hammer – Schichtwechsel in der Stätzlinger Kita St. Georg. Bei einem Aktionstag sammelten die Kinder einen Vormittag lang erste Erfahrungen im Umgang mit echtem Werkzeug. Das Bauunternehmen Lindermayr aus Derching sponserte dafür eine Werkbank mitsamt Werkzeugkiste. Obendrauf gab es noch eine Überraschung.
Die Aktion „Baumeister gesucht!“wurde 2014 vom Verband der Bayerischen Bauwirtschaft, dem Verein Spiellandschaft Stadt und der Eventagentur MPA ins Leben gerufen. Seitdem touren die Sozialpädagogen Harry Hammer und Nicki Nagel als Maskottchen der Kampagne durch Kindergärten in ganz Bayern. Unterstützt werden sie dabei immer von einer lokalen Firma aus der Branche. Ihr Ziel ist es, Kleinkindern handwerkliche Aktivitäten
zu ermöglichen und praktische Arbeit fest in ihren Alltag zu integrieren. Vor allem der Fachkräftemangel veranlasst die Branche zu dieser kreativen Aktion.
Für handwerkliche Aufgaben seien die Kinder Feuer und Flamme, sagt Harry Hammer. Der Sozialpädagoge aus München heißt eigentlich Anselm Sichart und führt die Aktionstage seit vier Jahren durch. Auch die Kinder in Stätzling arbeiteten mit viel Freude und seien hoch motiviert. „Das ganze Projekt soll ein Start sein“, erläutert Sichert seine Aufgabe. Bevor er mit den Kindern hämmert und sägt, schult er deshalb auch das Personal der Kitas. Die Hoffnung ist, dass langfristig mit dem neuen Material gearbeitet wird. Dem kann Marisa Abbrancati nur zustimmen. Die Leiterin der Kita St. Georg freut sich besonders über die neue Werkbank. Für viele ihrer Kolleginnen und Kollegen seien Projekte zum Anfassen wichtig.
Vor allem die richtige Ausstattung habe aber bisher gefehlt. In Stätzling gebe es außerdem besonders viele Eltern, die im Handwerk arbeiteten. „Die sind ein großes Vorbild für die Kinder“, sagt Abbrancati. Das wolle sie aufgreifen und habe zur Schulung vor dem Aktionstag deshalb auch Eltern eingeladen. Für die Zukunft plane sie, gemeinsame Werkel-Vormittage mit Kindern und Eltern gestalten zu können. Auch Josef Kirmair ist überzeugt. Er unterstützt die Kita ehrenamtlich und findet den Aktionstag fantastisch. Besonders wichtig sei ihm, bei den Kindern Begeisterung für praktische Arbeit zu wecken. In Stätzling hätten sie auch schon Insektenhotels und Nistkästen selbst bauen können, erzählt Kirmair.
Während der Aktion „Baumeister gesucht!“durften die Kinder an mehreren Stationen verschiedene Werkzeuge kennenlernen und ausprobieren. Alexandra Heinzel freute sich vor allem über die positive Resonanz am Maurertisch. „Die einen bauen Mauern, die anderen hohe Türme. Die Kreativität der Kinder wird geweckt“, sagt die Erzieherin. Lisbeth gefällt die Station mit der
Säge besser. Von dort konnte die Sechsjährige ihren eigenen Holzklotz mit nach Hause nehmen. Im Hort hatte sie vorher schon einmal mit Werkzeug gearbeitet. Enna mag die Nagelstation am liebsten. „Ich mache den Nagel da rein und wenn er schief ist, muss ich den mit der Zange da rausholen,“berichtet die Fünfjährige professionell. Sie hat zu Hause bisher noch kein Werkzeug benutzt.
Dass viele Kinder wenig werkeln, ist Ausdruck einer problematischen Entwicklung – vor allem für das Handwerk. „Wir suchen seit Jahren Fachkräfte“, sagt Tobias Fischer. Der Geschäftsführer des Unternehmens Lindermayr unterstützt den Aktionstag in Stätzling deshalb gerne. „Man muss heutzutage gucken, dass das Handwerk wieder mehr Stellenwert bekommt“, erläutert Fischer. Zusätzlich zu der neuen Werkbank lädt seine Firma die jungen Baumeisterinnen und Baumeister deshalb auch zu Besuch auf eine ihrer Baustellen ein. Sobald das Wetter besser ist, dürfen sich die Kindergartenkinder auch einmal die großen Bagger und Baumaschinen aus der Nähe anschauen.