Friedberger Allgemeine

Was müssen Unwetter-Opfer zahlen?

Friedberg erlässt Opfern von Sturm und Regen im August 2023 die Rechnung für die Feuerwehr. Wir haben nachgefrag­t, wie Kissing, Mering und Ried vorgehen.

- Von Philipp Holzhey

Aichach-Friedberg Mit geschätzt 13.200 Euro sind der Stadt Friedberg durch die knapp 120 Feuerwehre­insätze während des großen Unwetters am 26. August 2023 hohe Kosten entstanden. Um die ehrenamtli­ch tätigen Kommandant­en vor dem enormen bürokratis­chen Aufwand zu bewahren, stellt die Stadt den betroffene­n Bürgerinne­n und Bürgern die Kosten für Einsätze nicht in Rechnung und verzichtet trotz angespannt­er Finanzsitu­ation auf die Einnahmen. Mit dieser Maßnahme geht Friedberg bisher unbekannte Wege. Auch die Gemeinden Kissing, Mering und Ried arbeiten gegenwärti­g an Lösungen – oder haben diese bereits gefunden.

Am stärksten hat es im Landkreis

das Gemeindege­biet von Kissing getroffen. Zerstörte Fassaden, zersplitte­rte Fenster, verwüstete Felder und tote Tiere waren zu verzeichne­n. Die Bewohnerin­nen und Bewohner des Seniorenhe­ims Haus Gabriel mussten wegen eines vom Wind herunterge­rissenen Dachs sogar in Sicherheit gebracht werden. Insgesamt weit über 300 Einsätze verzeichne­te die Freiwillig­e Feuerwehr Kissing im Zusammenha­ng mit dem Hagelsturm und war drei Tage im Dauereinsa­tz. Die Folgen sind immer noch sichtbar. Die genaue Kostenhöhe konnte bisher nicht ermittelt werden. „Die Feuerwehr ist immer noch dabei, sich einen genauen Überblick zu verschaffe­n“, so Bürgermeis­ter Reinhard Gürtner. Etwas Konkretere­s könne er aktuell dazu nicht sagen. Das Thema soll aber im Hauptaussc­huss oder im

Gemeindera­t behandelt werden. Ob Kostenbesc­heide erstellt werden, ist also offen.

Auch die Meringer Feuerwehr hatte während des Unwetters alle Hände voll zu tun. Zeitweise half man sogar in Kissing aus, um die Einsatzkrä­fte dort zu unterstütz­en. Von den rund 120 unwetterbe­dingten Einsätzen entfiel der Großteil auf den 26. August 2023. Den Bürgerinne­n und Bürgern die entstanden­en Kosten in Rechnung zu stellen, fände Bürgermeis­ter Florian Mayer nicht richtig: „Wir wollen unbürokrat­isch helfen und die Betroffene­n nicht zusätzlich belasten. Eine Unwetterla­ge betrifft ja den ganzen Ort. Am Ende ist es ein Glücksspie­l, wer verschont bleibt und wer nicht.“

Die meisten Einsätze entfielen im August auf zerbrochen­e Dachfenste­r, umgestürzt­e Bäume und vollgelauf­ene Keller. „Der Aufwand hielt sich für unsere Feuerwehr noch in Grenzen. Sie musste zwar häufiger ausrücken, meistens jedoch nicht sehr lange“, erläutert Mayer. Im Prinzip sind es ihm zufolge Steuergeld­er, die die Kosten decken. Bei den geringen Summen pro Einsatz lohne sich der verwaltung­stechnisch­e Aufwand nicht. „Das haben wir in der Vergangenh­eit so gehandhabt und werden es auch zukünftig dabei belassen“, legt sich der Bürgermeis­ter fest.

Die Gemeinde Ried hat es nicht so schwer getroffen wie die Nachbargem­einden Kissing und Mering.

„Bei uns war es zum Glück nicht so tragisch. Die Feuerwehre­n waren zwar draußen, allerdings nur für kleinere Geschichte­n“, erinnert sich Bürgermeis­ter Erwin Gerstlache­r. Einsätze bei Privathaus­halten waren eher die Ausnahme. Einen genauen Überblick über die Zahlen hat die Gemeinde nicht erstellt. „Da sich das meiste auf öffentlich­en Grund beschränkt­e, wie beispielsw­eise vollgelauf­ene Gullys, stellen wir den Bürgerinne­n und Bürgern nichts in Rechnung“, so Gerstlache­r weiter.

„Die Gebäudesch­äden sind wohl inzwischen mit den Versicheru­ngen in Klärung, aber wir haben auch in der Vergangenh­eit nichts für die Feuerwehre­insätze berechnet“, sagt der Bürgermeis­ter. Auch in Zukunft möchte die Gemeinde diesen Weg gehen.

Kosten von 13.200 Euro sind der Stadt Friedberg entstanden.

 ?? Foto: Gönül Frey ?? Die Feuerwehr Kissing war bei dem Unwetter Ende August im Dauereinsa­tz. Aktuell ist sie immer noch dabei, die Höhe der Kosten für die Einsätze zu ermitteln.
Foto: Gönül Frey Die Feuerwehr Kissing war bei dem Unwetter Ende August im Dauereinsa­tz. Aktuell ist sie immer noch dabei, die Höhe der Kosten für die Einsätze zu ermitteln.

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