Im Kniffel-Fieber: Full House in Dasing
Das Würfelspiel ist 70 Jahre alt, aber immer noch beliebt: 40 Glücksjäger hoffen auf den großen Wurf beim Turnier im Feuerwehrhaus. Sogar der Bürgermeister kniffelt.
„Kniffel!“Dieser begeisterte Ausruf ist am Samstagabend im Feuerwehrhaus Dasing oft zu hören. Zum bereits achten Mal veranstaltet die Feuerwehr das KniffelTurnier – und viele sind der Einladung gefolgt. „Gerade jetzt in der dunklen Winterzeit wissen die Leute zu schätzen, dass etwas geboten wird“, berichtet der Vorsitzende Michael Kohler. Und wer vorbeischaut, wird gleich vom Kniffel-Fieber gepackt.
„Der Januar ist bezüglich des Gemeinschaftslebens ein toter Monat gewesen“, erinnert sich die Feuerwehrfrau Andrea Huber an die Idee zum Kniffel-Turnier vor zehn Jahren. „Bei Kartenspielen muss man so viel erklären“, sagt sie. „Daher haben wir uns beim Brainstorming für das leichtverständliche Kniffel entschieden“, ergänzt ihr Mann, FeuerwehrKommandant Michael Huber.
Full House heißt eine der gewinnbringenden Würfelkonstellationen. Und voll ist auch das Feuerwehrhaus an diesem Abend. Nicht nur Bürger und Bürgerinnen aus Dasing wollen ihr Glück versuchen – über Plakate, die Internetseite der Feuerwehr und Mundpropaganda hat sich die Veranstaltung bis nach Augsburg und Aichach herumgesprochen. Die vielleicht weiteste Anfahrt unter den knapp 40 Teilnehmenden hatte Annette Schöpf: Die 29-Jährige ist leidenschaftlicher Würfel-Fan und extra aus München angereist. „Einmal im Monat spiele ich mit Freunden und Verwandten Kniffel“, sagt sie. Wichtiger als das Gewinnen ist ihr, „mit den Leuten in Austausch zu kommen“. Damit das Turnier überhaupt unter diesem Namen stattfinden kann, brauchte man die Zustimmung der Firma Schmidt Spiele. Die Kniffel-Rechteinhaber gaben nicht nur ihr Okay, sondern unterstützten die Veranstaltung mit Utensilien wie Würfelbechern und Schreibblöcken. Für kulinarische „Utensilien“wie Leberkässemmeln, Getränke und Knabberzeug hingegen sorgt die Feuerwehr.
Gespielt werden vier Runden mit jeweils zwei Spielregel-Varianten pro Runde – beispielsweise den Kniffelblock von oben nach unten oder andersherum. Wichtig ist den Veranstaltern: Nach jeder
Runde sitzen die Spielerinnen und Spieler an einem anderen Tisch, ausgelost nach dem Zufallsprinzip. „Es ist schön zu sehen, wie sich die Vierergruppen gegenseitig helfen und bei der Taktik beraten“, sagt Feuerwehrfrau Andrea Huber. „Unsere Tätigkeit bleibt oft unsichtbar, beispielsweise bei Einsätzen auf der Autobahn“, sagt sie. Als Werbung für die Feuerwehr wollen die Veranstalter den Event zwar nicht verstanden wissen, doch freuen sie sich über den Nebeneffekt, dass die Gäste an einem Abend wie diesem auch die Feuerwehr im Blick haben, so Kommandant Michael Huber.
Bunt zusammengewürfelt sind die Gruppen, auch was das Alter angeht. Der zehnjährige Milo aus Augsburg ist mit seinem Vater Michael Albl dabei. Die Initiative zum Mitmachen ging vom Junior aus. „Seitdem haben wir viel geübt, Kniffel ist ein Trainingssport“, sagt sein Papa. Auch bei Stefan Bayr und seiner Frau war es der Sohn, der die Eltern zum Mitmachen
animiert hat. „Er war letztes Jahr dabei und hat uns mit seiner Begeisterung angesteckt“, sagt der Familienvater aus Tattenhausen über den 13-Jährigen.
Ebenfalls ambitioniert ist Robert Wagner: „Wenn man mitmacht, will man auch gewinnen“findet er, schiebt aber nach: „Aber ohne Erwartungsdruck.“Im Turnier 2023 belegte er den dritten Platz. Tom R. aus Aichach hat über Freunde von dem Event erfahren. Üblicherweise spielt er andere Brett- und Gesellschaftsspiele. Sein Urteil über Kniffel: „Es macht Freude, aber es ist auch frustrierend, weil es ein Glücksspiel ist.“
Maria Wiesner dagegen spielt auch Zuhause regelmäßig Kniffel. In den Augen der 15-Jährigen ist es nicht nur der Zufall, der spielentscheidend sein kann: „Mit etwas Routine merkt man, welche Zahlen günstig liegen.“Ihr Vater Andreas Wiesner ist der Bürgermeister von Dasing und seit 34 Jahren bei der Feuerwehr. „Man lernt neue Leute kennen, die nicht bei der Feuerwehr
sind und teils auch nicht aus Dasing kommen“, so Wiesner. Er weiß: „Es gibt nicht oft vergleichbare Veranstaltungen für KniffelFans.“
Die Gemeinschaft macht den Charme dieses Events aus, findet Diana Jung, die bei der Feuerwehr Dasing aktiv ist. „Viele vermissen die Gemeinschaft, weil es immer
weniger öffentliche Veranstaltungen gibt und vieles nur noch im Internet stattfindet“, sagt sie. 2014 gewann sie das Turnier. An diesem Samstag hat sie weniger Glück. Die ersten drei Plätze gehen an Valentino Fendt (1.), Robert Wagner (2.) und Milo Albl (3.) Der Wanderpokal bleibt in Dasing – und in den Händen von Valentino Fendt.