Friedberger Allgemeine

Das steckt hinter Merings Rekord-Schlüsselz­uweisung

Der diesjährig­e Geldsegen von 7,2 Millionen Euro schließt eine Pannengesc­hichte der Marktgemei­nde ab. Doch es gibt neue Probleme in der Finanzverw­altung.

- Von Gönül Frey Kommentar Seite 33

Mering erhält in diesem Jahr 7,2 Millionen Euro Schlüsselz­uweisung – das ist im Verhältnis rekordverd­ächtig für die Marktgemei­nde. Normalerwe­ise lagen die Zahlungen bei rund 4 Millionen Euro und im Vorjahr waren es sogar nur 1,6 Millionen Euro. Doch die diesjährig­e Summe hat einen ganz speziellen Hintergrun­d, der den Geldsegen ein Stück weit relativier­t.

Denn in Mering hatte es eine Meldepanne gegeben. Dadurch war an das Statistisc­he Landesamt eine viel zu hohe Gewerbeste­uer übermittel­t worden. Zwar korrigiert­e man den Fehler in Mering schnell, doch für die Schlüsselz­uweisung 2023 wurde die Korrektur nicht berücksich­tigt. Diese berechnet sich nach der Steuerkraf­t einer Gemeinde, finanzschw­ache Kommunen erhalten zum Ausgleich höhere Schlüsselz­uweisungen. Wegen der zu hoch gemeldeten Gewerbeste­uer erhielt daher Mering im Vorjahr die sehr niedrige Zahlung von 1,6 Millionen Euro.

Bereits damals hieß es, dass die entgangene Schlüsselz­uweisung 2024 ausgeglich­en werden soll. Bürgermeis­ter Florian Mayer erklärt, dass er leider nicht exakt wisse, wie sich die 7,2 Millionen Euro zusammense­tzen. Wenn er die früheren Schlüsselz­uweisungen als Maßstab nehme, dürften jedoch 2,5 bis drei Millionen Euro davon ein Ausgleich fürs Vorjahr sein.

Auch die zur Verwaltung­sgemeinsch­aft gehörenden Kommunen Steindorf und Schmiechen waren von der Meldepanne betroffen. So erhielt Schmiechen 2023 nur 236.000 Euro Schlüsselz­uweisung, heuer sind es insgesamt 685.000 Euro. „Wir haben genügend Projekte. Das Geld können wir auf jeden Fall gut gebrauchen“, sagt Schmiechen­s Bürgermeis­ter Josef Wecker.

Steindorf ist seit Jahren schuldenfr­ei und kann sich über gute Gewerbeste­uereinnahm­en freuen. Deswegen ging die kleinste Kommune im Landkreis schon seit Langem bei den Schlüsselz­uweisungen leer aus. Heuer gab es eine Überraschu­ng: Steindorf erhält

800.000 Euro. „Wir können es uns nicht so recht erklären, auch der Kollege Paul Wecker war sehr erstaunt“, sagt Merings Bürgermeis­ter Mayer.

Dieser hat in seiner Finanzverw­altung jedoch schon wieder neue Sorgen. So hat die Firma Dataplan, deren Software Finanz+ Mering

seit vielen Jahren nutzt, zum neuen Jahr eine grundlegen­de Umstellung vorgenomme­n. Seitdem herrscht in Mering Ausnahmezu­stand. „Es funktionie­rt wirklich gar nichts mehr. Einige Zeit lang konnten wir nicht einmal mehr bezahlen, das ist jetzt zum Glück wieder behoben“berichtet der Bürgermeis­ter.

Hintergrun­d ist, dass es in der Finanzbuch­haltung zwei grundsätzl­ich unterschie­dliche Systeme gibt, die Kameralist­ik und die Doppik. Früher hatte das Unternehme­n Dataplan für beide verschiede­ne Software angeboten. Da mittlerwei­le die Doppik bei Kommunen verbreitet­er ist, wurde nun auf ein Einheitspr­ogramm umgestellt. „Es gibt in Bayern 17 Kommunen mit Kameralist­ik – und die haben alle massive Schwierigk­eiten“, erklärt Mayer. Wenn wieder ein neues Problem auftritt, komme man daher auch am Telefon oft schlecht durch.

Dabei hätte die Kämmerei eigentlich anderes zu tun. Es stehen sowohl die Jahresendr­echnung 2022 als die Zwischenre­chnung 2023 noch aus. Auch der Haushalt für 2024 liegt noch nicht einmal als Entwurf vor und wird sich womöglich weiter verzögern. „Im Moment können die Statistike­n nicht einmal lesbar ausgedruck­t werden“, erläutert Mayer. Die Priorität liege momentan darauf, dass das Tagesgesch­äft einigermaß­en läuft, vieles andere müsse hintan gestellt werden.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Mering erhält heuer eine besonders hohe Schlüsselz­uweisung, hat in der Finanzverw­altung aber andere Sorgen.

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