MVV-Beitritt: Das ändert sich für Pendler
Der Landkreis Landsberg wird ab Januar 2025 Mitglied im MVV. Zudem wird auch Schmiechen Teil des Gebiets. Das bedeutet einen einheitlichen und günstigeren Tarif.
Aichach-Friedberg Es ist ein Angebot, auf das die Entscheider im Landkreis Landsberg lange gewartet haben. Zudem ist es auch darüber hinaus, unter anderem für die Gemeinde Schmiechen, von Bedeutung. Der Beitritt zum Münchner Verkehrs- und Tarifverbund, kurz MVV, wird im Landkreis Landsberg bereits seit den 1990erJahren angestrebt, doch die Konditionen, sprich die Kosten, sprachen zuletzt immer dagegen. Jetzt engagiert sich der Freistaat finanziell, und der Landkreis greift zu. Segnet auch der Kreistag den Beitritt ab, dann ist die Region zwischen Ammersee und Lech ab 2025 Teil des MVV. Zudem sollen Buchloe, Klosterlechfeld und Schmiechen Teil des Gebiets werden. Für Pendler und andere Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs bringt das einen einfacheren und günstigeren Tarif.
Geltendorf, als Start- und Endpunkt der S-Bahn-Linie 4 gehört bereits zum Tarifgebiet des MVV, Eching, Egling und Greifenberg sind Teil des Regionalbusnetzes des Verbunds. Nun soll ab 1. Januar 2025 der gesamte Landkreis Landsberg hinzukommen, mit einer Vereinheitlichung des Tarifs, der Fahrplanauskunft, des Vertriebs, des Fahrplans und der Beförderungsbedingungen. Seit 2019 beteiligt sich der Landkreis Landsberg mit sieben weiteren Landkreisen und zwei kreisfreien Städten an einer mehrjährigen Studie zur Erweiterung des MVV. Zwischen Dezember 2021 und Dezember 2022 wurden Erhebungen im Schienenverkehr und in den Bussen durchgeführt, darunter rund 40.000 Interviews geführt. Das Ergebnis: Es ist verkehrlich und wirtschaftlich sinnvoll, den Landkreis in den MVV aufzunehmen. Nur eine Zahl: Schon jetzt pendeln rund 14.000 Menschen regelmäßig in den MVV-Raum, insbesondere in die Landkreise Fürstenfeldbruck und Starnberg.
Landrat Thomas Eichinger (CSU) sprach in der gemeinsamen Sitzung des Umwelt- und Mobilitätsausschusses sowie des Kreisausschusses von einer Weichenstellung. „Wir sollten die Gelegenheit nutzen. Der Freistaat kommt uns finanziell entgegen.“Zuletzt war der Beitritt immer wieder an den prognostizierten Kosten für den Landkreis gescheitert. In den vergangenen Jahren wurden Summen von bis zu sechs Millionen Euro im Jahr genannt. Sie wären in erster Linie entstanden, weil den Verkehrsunternehmen (vorrangig auf der Schiene) Mindesterlöse ersetzt werden müssen, weil es im MVV einen einheitlichen und günstigeren Tarif gibt.
Wie Bernd Rosenbusch, der Geschäftsführer
des MVV, in der Sitzung sagte, engagiert sich der Freistaat mittlerweile und übernehme einen wesentlichen Anteil an diesen Kosten. Den Landkreis Landsberg wird der Beitritt zum 1. Januar 2025 heuer rund 300.000 Euro (Initialkosten) und danach jährlich etwa 945.000 Euro kosten. Als Risiko bezeichnete Rosenbusch das Deutschland-Ticket. Sollte es nicht mehr angeboten werden, könne ein Großteil der Verluste zwar durch Mehrverkäufe ausgeglichen werden, im schlimmsten Fall müsste der Landkreis aber mit zusätzlichen Kosten in Höhe von rund 500.000 Euro rechnen.
Beide Ausschüsse stimmten dem Beitritt ohne Gegenstimme
zu. Dass der Kreistag eine andere Entscheidung treffen wird, gilt als ausgeschlossen. Und so wird der Landkreis Landsberg aller Voraussicht nach zum 1. Januar 2025 Gesellschafter der MVV GmbH. Was das konkret für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet, skizzierte Bernd Rosenbusch in der Sitzung.
Der Preis für Fahrscheine richtet sich immer nach der Anzahl der befahrenen Zonen. Die Gemeinden im Landkreis liegen künftig zwischen den Zonen 4/5 (Geltendorf, Eching, Greifenberg) und 9 (Fuchstal, Denklingen). Für Busfahrten innerhalb der Gemeindegrenzen gilt immer der Kurzstreckentarif, unabhängig von der Anzahl der Bushaltestellen und befahrenen Zonen. Wer also mit dem
Stadtbus in Landsberg in eine Richtung unterwegs ist, bezahlt wie bisher 1,90 Euro pro Fahrt beziehungsweise einen Streifen auf der Streifenkarte.
In anderen Bereichen wird die Fahrt günstiger, wie Rosenbusch anhand von Beispielen aufzeigte. So müsse für die Einzelfahrt im Bus vom Rathausplatz in Denklingen zum Bahnhof in Landsberg künftig 5,80 Euro bezahlt werden, aktuell kostet sie 6,70 Euro. Wer von Landsberg zum Marienplatz in München und zurück möchte, der bezahlt für Busfahrt und Bayernticket derzeit 32,80 Euro, künftig ist das mit der Tageskarte für 18,50 Euro möglich.
Damit die MVV-Fahrscheine überall gleichmäßig angewendet werden können, insbesondere die laut Rosenbusch beliebte Streifenkarte, werden auch im Landkreis Landsberg entsprechende Entwerter eingeführt. Das 365-Euro-Ticket für Schülerinnen und Schüler behält auch nach dem MVV-Beitritt seine Gültigkeit. „Was sich vorerst nicht ändert, ist das Angebot auf der Schiene“, sagte Bernd Rosenbusch in der Sitzung. Die S4 werde nicht bis Kaufering fahren. Das sei, wenn überhaupt, erst nach der Fertigstellung der zweiten Stammstrecke im Jahr 2035 möglich. Allerdings sei ein S-Bahnähnlicher Verkehr zwischen Buchloe und München vorgesehen.