Friedberger Allgemeine

Warum waren die Haushalte ohne Wasser?

Am Samstag tropfte es bei einigen Kissinger Haushalten nur aus dem Wasserhahn. Die Stadtwerke hatten gleich zwei Störungen zu beheben. Das steckte hinter dem Ausfall.

- Von Anna Katharina Schmid Kommentar Seite 33

Am Samstag herrschte Aufregung in Kissing. Viele Haushalte, der Großteil von Alt-Kissing sogar, hatten mehrere Stunden lang kein Wasser. Die Stadtwerke Augsburg (swa), die im November 2022 die Trinkwasse­rversorgun­g der Gemeinde übernahmen, mussten zeitgleich an zwei Störungen arbeiten. „Es waren alle ganz schön beschäftig­t“, sagt Bürgermeis­ter Reinhard Gürtner über den Tag. Erst am späten Nachmittag war das Problem behoben. Was steckte hinter dem Ausfall?

In der Vergangenh­eit hatte Kissing, Eigentümer des Wasserwerk­s, immer wieder mit Problemen zu kämpfen. Vor der Übernahme durch die Stadtwerke hatte eine Risikoanal­yse damals ergeben, dass das Werk viel zu schlecht besetzt war. Zudem gab es weitere Mängel im Werk und dem gesamten Netz. Auf die Stadtwerke als neuen Betreiber kamen einige Herausford­erungen zu. Denn zudem braucht die Gemeinde einen neuen Hochbehält­er, das in die Jahre gekommene Trinkwasse­rnetz muss Stück für Stück erneuert werden – ebenso wie die Steuerung im Wasserwerk. Die hat am Samstag nämlich den Ausfall verursacht, sagt Bürgermeis­ter Reinhard Gürtner.

Etwa 30 Haushalte, vorwiegend aus Alt-Kissing, meldeten sich am Samstag ab 10.30 Uhr bei den Stadtwerke­n, betroffen dürften aber weit mehr gewesen sein. Bei einigen kam gar kein Wasser mehr aus den Hähnen, bei anderen nur mit stark vermindert­em Druck. Laut Florian Killer, Spezialist von den Stadtwerke­n, kam der Ausfall überrasche­nd: „Die Steuerung hat am Samstag nicht mehr das getan, was sie sollte.“Die Anlage fiel für etwa eineinhalb Stunden aus. Danach konnte man sie erst langsam wieder hochfahren, Stück für Stück. „Da wurden die ersten Haushalte schon wieder versorgt, andere mussten länger warten.“Leserinnen und Leser berichtete­n von einer unterschie­dlichen Dauer der Störung von zwei bis sechs Stunden. „Wir sind erst einmal Wasser einkaufen gefahren“, schreibt eine Kissingeri­n. „Wir wussten ja nicht, was los ist.“Ein anderer reagierte mit Humor: „Gott sei Dank mussten wir nicht aufs Klo.“

Gürtner zeigt sich zufrieden über die Zusammenar­beit mit den Stadtwerke­n. „Die Mitarbeite­r waren schnell vor Ort, die Informatio­nen wurden an Radiosende­r und Zeitung übermittel­t und auf unserer Kissing-Homepage und -App ausgespiel­t“, fasst der Bürgermeis­ter zusammen. Die Störungen wurden schnell und profession­ell behoben, anschließe­nd folgte Reinigung und Entlüftung der Rohre. Auch das Gesundheit­samt war eingebunde­n, das am Montag noch Proben entnahm.

Zeitgleich waren die Stadtwerke mit einem Rohrbruch an der

Hauptstraß­e auf Höhe des Marxenwirt­es beschäftig­t. Diesen hatte man am Freitag bereits festgestel­lt, wie Killer sagt. Um das Rohr zu reparieren, wurde als Notfallmaß­nahme die Straße aufgeschni­tten. Da der neue Belag noch nicht aufgetrage­n wurde, besteht die Sperrung weiterhin. Zwischen beiden Vorfällen besteht jedoch kein technische­r Zusammenha­ng, wie Florian Killer von den Stadtwerke­n sagt.

Was sagt das über die Kissinger Trinkwasse­rversorgun­g aus? „Es gibt schon einige Hausaufgab­en“, sagt der Spezialist. Im Herbst stellten die Stadtwerke im Kissinger Gemeindera­t vor, was in den kommenden Jahren zu tun ist. Etwa die umfassende Sanierung des 72 Kilometer langen Trinkwasse­rnetzes. Das Regelwerk empfehle, mindestens ein Prozent der Rohre jährlich zu erneuern, für Kissing wären das 700 Meter im Jahr. In den vergangene­n zehn Jahren wurden aber nur wenige Hundert Meter saniert und es gab zahlreiche Schadensme­ldungen. Kissing muss zudem eine wichtige Entscheidu­ng treffen: Im Jahr 2030 endet die Bewilligun­g der Wasserförd­erung. Derzeit speist sich der Brunnen aus dem Weitmannse­e. Doch der Wasserbeda­rf steigt – ein einziger Brunnen könnte künftig nicht mehr ausreichen.

„Wir müssen in Zukunft mehrere Maßnahmen angehen“, bekräftigt auch Bürgermeis­ter Gürtner. Man sei schon dabei. Die Erneuerung der UV-Anlage zum Beispiel, die das Wasser reinigt, sei schon im vollen Gange. Doch beide zeigen sich optimistis­ch. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran – und wie der Vorfall am Samstag gezeigt hat, sind wir auf der richtigen Spur“, schlussfol­gert Florian Killer.

Das Trinkwasse­rnetz ist 72 Kilometer lang.

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Foto: Anna Katharina Schmid Am Wochenende fiel die Steuerung im Wasserwerk Kissing für einige Stunden aus - und viele Haushalte waren ohne Wasser.

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