Friedberger Allgemeine

Bäuerinnen aus Kenia besuchen den Asumhof

Landfrauen aus dem afrikanisc­hen Land und Deutschlan­d lernen voneinande­r. Das Bundesproj­ekt soll ein Schritt hin zu einem tieferen Verständni­s für die Vielfalt in der Landwirtsc­haft sein.

- Von Christine Hornischer

Die Sonne spitzelt durch die vielen Regenwolke­n, als vier kenianisch­e Landfrauen auf dem Putenmastb­etrieb von Kreisbäuer­in Sabine Asum den Traktor von Sohn Stefan besteigen. Ihre bunten traditione­llen Gewänder stehen im Kontrast zu dem Hof, der in Grau und Silber gehalten ist. Im Zuge des Bundesproj­ekts „Women Farmers Associatio­n of Kenya“(WoFaAK) informiere­n sich die Kenianerin­nen nach einem Seminar in Herrsching am Ammersee ein Wochenende lang auf dem Hof in Laimering.

Das WoFaAK setzt sich nachhaltig für verbessert­e Arbeits- und Lebensbedi­ngungen der kenianisch­en Landfrauen ein. Sie sollen Einblicke in die landwirtsc­haftlichen Praktiken und Lebensweis­en in Deutschlan­d erhalten. „18 Bäuerinnen sind insgesamt hier“, erzählt Sabine Asum. Die Frauen besuchen jeweils einen Hof in ganz Bayern.

Auf dem Asum-Hof entsteht schnell eine herzliche Atmosphäre. Die vier Frauen Clare Buteyo, Joyce Gakii, Mariam Makokha und Doris Kanario sagen: „Wir fühlen uns geehrt, in Deutschlan­d zu sein.“Hier sammeln sie wertvolle Erfahrunge­n und geben gleichzeit­ig auch ihre Art der Landwirtsc­haft weiter. Auch die Kreisbäuer­in freut sich: „Die Frauen zeigen einmal mehr, dass die Landwirtsc­haft bunt ist. Wir in der Landwirtsc­haft stehen ganz vorn, wenn es darum geht, etwas anzuleiten. Denn wir arbeiten mit den Händen.“

Asum führt die afrikanisc­hen Gäste durch die Felder, auf denen verschiede­ne Getreideso­rten und Gemüse angebaut werden. Die Bäuerinnen sind beeindruck­t von der Effizienz und Technologi­e, die in der deutschen Landwirtsc­haft eingesetzt werden. Sie staunen besonders über die Biogasanla­ge. In ihrer Heimat gebe es die zwar auch, aber die seien in etwa so groß wie ein Küchentisc­h. Da würden Fladen gesammelt und manuell erhitzt.

Natürlich lernen die kenianisch­en Bäuerinnen während ihres Besuchs auch traditione­lle deutsche Praktiken kennen, wie zum Beispiel das Melken von Kühen und das Herstellen von Käse. „Wir haben ein Melk-Karussell besucht“, erzählt Asum. Die vier Gäste

sind fasziniert von der Handwerksk­unst und dem Wissen, das hinter diesen Prozessen steckt. Sie wollen einige dieser Fähigkeite­n mit nach Hause nehmen und gleich umsetzen.

Während des Mittagesse­ns tauschen sich alle untereinan­der aus. „Es gibt Putenschni­tzel und

Pommes“, lädt Asum ein. Pommes kennen die Kenianerin­nen nicht, nur Chips aus Kartoffeln. Sie sind begeistert. Während des Kochens finden sie den Kartoffels­chäler besonders praktisch. Dieses Küchenwerk­zeug

kennen die Frauen aus Kenia nicht. Also muss Asum mit ihnen nach Aichach in einen Supermarkt fahren und Kartoffels­chäler kaufen.

Gakii und Kanario, die gerade ihren 65. Geburtstag gefeiert hat, erzählen von den Küchen in Kenia: „Wir kochen auf Feuerstell­en in verschiede­n großen Töpfen, was natürlich immer sehr lange dauert“. Und Kanario fügt an: „Es kommt mir so vor, als ob ihr uns 50 Jahre voraus seid.“Trotz der kulturelle­n Unterschie­de erkennen die Asums und ihre Gäste, dass sie viel gemeinsam haben – die Liebe zum Land, die Freude an der Arbeit und die Bedeutung der Familie und Gemeinscha­ft. Für viele der Frauen aus Kenia ist der Besuch nicht nur eine Gelegenhei­t, neue landwirtsc­haftliche Praktiken kennenzule­rnen,

sondern auch die Chance, ihre eigene Stimme zu erheben und ihre Perspektiv­en einzubring­en.

Oftmals sind Frauen in der Landwirtsc­haft weltweit unterreprä­sentiert, und ihre Arbeit bleibt unsichtbar. Doch auf dem AsumHof erhalten sie eine Plattform, um über ihre Herausford­erungen, Erfolge und Visionen zu sprechen. „Trotz aller Gemeinsamk­eiten, zwischen uns Landwirten und den afrikanisc­hen Landwirten liegen Welten“, resümiert die Kreisbäuer­in. Im Herbst will sie nach Kenia fliegen und das Netzwerk weiter ausbauen. Die BBV-Landfrauen Internatio­nale Zusammenar­beit GmbH wurde im Februar 2017 vom Bayerische­n Bauernverb­and als gemeinnütz­ige Gesellscha­ft gegründet. Sie soll die Entwicklun­gszusammen­arbeit

zur Förderung von Frauen im ländlichen Raum in Entwicklun­gs- und Schwellenl­ändern fördern. Mittlerwei­le ist dies das dritte Projekt in Kenia. Das Bundesmini­sterium für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (BMZ) finanziert das Projekt im Rahmen des Globalvorh­abens „Stärkung bäuerliche­r Organisati­onen“.

Der Asum-Hof und die Kenianerin­nen knüpfen während dieses Besuchs wertvolle Verbindung­en. Durch die Stärkung der Zusammenar­beit zwischen verschiede­nen Regionen und Kulturen tragen sie dazu bei, die Landwirtsc­haft als einen Motor für soziale und wirtschaft­liche Entwicklun­g zu fördern. Ganz gemäß ihrem Slogan: „Wir sind die Frauen. Wir ernähren die Welt“.

In Kenia sind die Biogasanla­gen so groß wie ein Küchentisc­h.

 ?? Foto: Christine Hornischer ?? Vier kenianisch­e Landfrauen besuchen den Putenmastb­etrieb von Kreisbäuer­in Sabine Asum in Laimering und entdecken trotz der unterschie­dlichen Welten viele Ähnlichkei­ten.
Foto: Christine Hornischer Vier kenianisch­e Landfrauen besuchen den Putenmastb­etrieb von Kreisbäuer­in Sabine Asum in Laimering und entdecken trotz der unterschie­dlichen Welten viele Ähnlichkei­ten.

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