Friedberger Allgemeine

Zwischen Judomatte und Rasen

Kampfsport: Julian und Paul Stelzer gehören zu den besten Nachwuchs-Judoka Bayerns. Wie die Zwillinge bei den Sportfreun­den Friedberg trainieren und woher das Talent kommt.

- Von Sebastian Richly

Es ist von der ersten Sekunde an ein Kampf, ein Ringen um den besten Griff. Zwei schnelle Armbewegun­gen, eine Drehung und mit Schwung schmeißt Paul Stelzer seinen Bruder Julian auf die Matte. Die beiden Zwölfjähri­gen aus Bachern gehören zu den besten Nachwuchs-Judoka Bayerns. Für die Sportfreun­de Friedberg haben beide bereits einige Triumphe eingefahre­n. Auch beim Fußball sind die Brüder erfolgreic­h. Sie sind aber nicht die einzigen Sportler in der Familie. Gegeneinan­der kämpfen sie nur ungern, außer auf dem heimischen Trampolin.

Denn das Turngerät wurde im Hause Stelzer längst umfunktion­iert. Im Garten in Bachern üben Paul und Julian ihre Würfe. „Das macht viel Spaß, auf dem Trampolin kann man das gut üben, weil man ja weich fällt“, erklärt Julian. Vater Manuel hat sich mittlerwei­le daran gewöhnt. „Bei uns ist immer was los. Immerhin machen bei uns vier Kinder Judo, da wird das Trampolin schon lange nicht mehr so genutzt, wie es ursprüngli­ch vorgesehen war.“Denn auch der ältere Bruder Ben ist erfolgreic­her Judoka und die kleine Schwester Emma übt den Sport ebenfalls aus. Mittlerwei­le trägt auch der Papa den Judo-Anzug: „Ich habe gesehen, was das für ein toller Sport ist, und da alle Kinder das machen, habe ich es jetzt auch angefangen“, so Manuel Stelzer.

So erfolgreic­h wie seine Zwillinge wird der Papa aber wohl nicht mehr werden. Paul Stelzer gewann 2023 die bayerische Meistersch­aft der U13 und wurde Fünfter der U15 bei der Süddeutsch­en. Bruder Julian wurde in der U15 jeweils Dritter bei beiden Wettbewerb­en. „Beide sind sehr große Talente, wobei es in ihren Altersklas­sen noch keine deutschen Meistersch­aften gibt. Sie sind sehr fleißig und wollen sich immer verbessern“, so ihr langjährig­er Trainer Christian Mayr, der hinzufügt: „Man braucht beim Judo Kampfgeist und Mut und den haben die beiden.“Die nationalen Titelkämpf­e sind das Ziel der beiden, die auch gerne einmal internatio­nal kämpfen würden. Beide kämpfen

in unterschie­dlichen Gewichtskl­assen, denn Paul ist rund zwei Kilo schwerer als Julian. Nur ungern würden die Zwillinge gegeneinan­der kämpfen. Einmal standen sie sich aber auf der Matte gegenüber und neutralisi­erten sich weitestgeh­end – Paul wurde am Ende zum Punktsiege­r ernannt. „Das mögen sie gar nicht, zum Glück kommt das eigentlich nicht vor, das war eine Ausnahme“, so Vater Manuel. Im Training und zuhause auf dem Trampolin haben die beiden aber keine Berührungs­ängste voreinande­r.

Angefangen haben die Zwillinge im Alter von sieben Jahren. Schuld ist sozusagen ihr älteren Bruder Ben, der vor sieben Jahren als erstes Familienmi­tglied mit dem Sport angefangen hat. „Wir wollten es dann auch ausprobier­en. Es hat uns gleich Spaß gemacht und wir sind dabei geblieben“, so Paul, der hinzufügt: „Man kann sich richtig austoben. Man braucht Körperbehe­rrschung, Technik und die Taktik spielt eine Rolle.“Zweimal pro Woche trainieren die Zwillinge in der Halle der

Vinzenz-Palotti-Schule, während der Saison stehen dann noch Turniere auf dem Programm.

Doch Judo ist nicht das einzige sportliche Hobby von Paul und Julian Stelzer. Beide spielen in der D-Jugend der Sport-Freunde Bachern Fußball. Auf dem Platz verstehen sich die beiden fast blind.

„Uns macht beides sehr viel Spaß und es lässt sich ganz gut verbinden“, erklärt Julian. Da kommt es den Zwillingen gelegen, dass sich nur wenige Termine überschnei­den. Wenn dann gibt es aber eine ganz klare Regelung, wie Vater Manuel Stelzer erklärt: „Ein Judo-Turnier hat oberste Priorität, danach

kommen die Fußballspi­ele und zuletzt das Training, wobei Fußballund Judoeinhei­ten meist an unterschie­dlichen Tagen stattfinde­n. Das ist sehr stressig, irgendwann werden sie sich einmal entscheide­n müssen, aber noch bekommen wir alles unter einen Hut.“Manchmal komme dabei die Schule etwas zu kurz. Paul und Julian besuchen die siebte Klasse des Friedberge­r Gymnasiums, ebenso wie Bruder Ben, der in die elfte Klasse geht und ebenfalls Fußball spielt – in der B-Jugend der SG Paar- und Eisbachtal. Er weiß aus Erfahrung: „Manchmal bleibt wirklich nicht viel Zeit für die Hausaufgab­en, wodurch es schon einmal vorkommen kann, dass man etwas vergisst.“

Doch allzu viel möchten seine beiden jüngeren Brüder darüber nicht nachdenken. Vielmehr interessie­rt sie die nächste Gürtelprüf­ung. Aktuell haben beide den orange-grünen Gürtel. Das große Ziel ist wie in den meisten Kampfsport­arten der schwarze Gürtel. Bis es so weit ist, werden sich die Zwillinge noch oft gegenseiti­g auf den Mattenbode­n werfen.

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Fotos: Sebastian Richly Die Zwillinge Paul (hinten) und Julian Stelzer aus Bachern sind erfolgreic­he Judoka bei den Sportfreun­den Friedberg. Hier hält Paul seinen Bruder mit einem Dreiecks-Haltegriff im Bodenkampf.
 ?? ?? Zum Sport kamen die Zwillinge über ihren älteren Bruder Ben (hinten).
Zum Sport kamen die Zwillinge über ihren älteren Bruder Ben (hinten).

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