Strom für 7000 Haushalte
Die Firma Südwerk Energie plant zwei große Freiflächen-PV-Anlagen. Sie sollen nördlich und südwestlich von Unterperlmühle entstehen. Bürger können sich beteiligen.
In der Gemeinde Baar sollen zwei große Freiflächen-Fotovoltaikanlagen entstehen. Der Gemeinderat ebnete in seiner jüngsten Sitzung den Weg für die Pläne der Firma Südwerk Energie. Jetzt werden Bebauungspläne für zwei Sondergebiete aufgestellt und der Flächennutzungsplan entsprechend geändert. Über die Details der beiden Anlagen informierte Fabian Gratzke, Projektleiter der Firma Südwerk Energie. Die Wertschöpfung soll dabei in der Region bleiben.
Zum einen soll ein Bürgerpark auf der Gemarkung Oberbaar entstehen. Dafür hat die Firma eine landwirtschaftliche Fläche nördlich des Weilers Unterperlmühle im Blick. Dort sollen auf einer Fläche von 4,73 Hektar jährlich rund 6,3 Millionen Kilowattstunden produziert werden. Gedeckt werden könnte so der Jahresenergiebedarf von etwa 2000 Haushalten. Pro Jahr werden rund 3800 Tonnen CO2 eingespart.
Die zweite Anlage solle südwestlich von Unterperlmühle errichtet werden. Dabei handelt es sich nicht um eine einzige Fläche. Die Planskizze zeigt eher einen Flickenteppich. Denn nicht alle Besitzer möchten ihre Äcker mit einer Freiflächen-Fotovoltaikanlage bestücken lassen. Insgesamt könnte Südwerk Energie hier auf knapp zwölf Hektar eine Anlage planen. Sie soll jährlich über 15 Millionen Kilowattstunden produzieren. Das decke den Jahresenergiebedarf von 4800 Haushalten
und ergibt eine CO2-Einsparung von jährlich 9300 Tonnen.
Projektleiter Gratzke betonte, dass die Firma ein eigenes Umspannwerk plant, über das der Strom der Anlagen in Münster (Landkreis Donau-Ries), Pöttmes und Baar ins Netz gelangen wird. Ein Speicher soll dafür sorgen, dass der Strom, der zur Mittagszeit produziert wird, auch morgens und abends nutzbar wird. Zudem soll die Wertschöpfung in der Region bleiben. Das bedeutet: Die Bürgerschaft kann sich über ein „grünes Sparbuch“oder via Crowdfunding beteiligen und so eine Rendite erlangen. Die Gemeinde
Baar erhält die Gewerbe- steuer, die sich über die Laufzeit hinweg auf 460.000 Euro belaufen könnte. Gratzke betonte, dass diese Einnahmen nach etwa zehn Jahren zu erwarten seien. Aus dem Bonusmodell könne die Gemeinde weitere 435.000 Euro in 20 Jahren erwarten.
Christian Hell sorgte sich als Landwirtschaftsbeauftragter um die Feldwege, die in diesem Bereich erst kürzlich saniert wurden. Gratzke versprach, dass diese wiederhergestellt würden. Dieter Zach fragte nach der Laufzeit, die auf 20 Jahre angesetzt ist und zweimal um jeweils fünf Jahre verlängert werden könnte. Ob der Rückbau nach 20 oder 30 Jahren das Ziel der Firma sei, kann Gratzke aktuell nicht abschätzen. Vertraglich geregelt sei jedoch genau diese Laufzeit. Anschließend sollen die Flächen wieder landwirtschaftlich nutzbar sein. Über die Pachtpreise schwieg Gratzke. Er versicherte aber, es würden keine „Mondpreise“ausgerufen.
Das geplante Umspannwerk, das voraussichtlich in einer Nachbargemeinde errichtet wird, sei nicht Teil der Kosten- und Renditeberechnung. Dieses finanziere die Firma Südwerk Energie, erklärte Gratzke. Die Firma rechnet mit einem Baubeginn im Jahr 2026. Allein für die Bauleitplanung, die mit den Beschlüssen des Gemeinderats begann, könnten eineinhalb Jahre ins Land gehen. Die Sorge von Josef Reiter, dass die Firma die Anlage einmal verkauft und die Gemeinde Baar dann keine Gewerbesteuern mehr einnimmt, versuchte Gratzke zu entkräften: „Wir bleiben Partner der Gemeinde.“
Die Gemeinde erhält die Gewerbesteuer aus den Solarparks.