Emotionen schlagen hoch
An der Eppaner Straße soll gebaut werden. Dafür wurden Bäume im Rothenberg-Viertel gefällt. Nachbarn sind traurig über den Verlust, machen sich Sorgen um die Natur und um ihre Häuser.
Nachdem Anfang Februar Bäume des „Wäldchens“am Rand des Rothenberg-Viertels gefällt wurden, schlagen in der Nachbarschaft die Emotionen hoch. Der Stadtentwicklungsausschuss hatte mit hohen Auflagen dem Bebauungsplan zugestimmt; das 7000 Quadratmeter große Areal darf bebaut werden. Mittlerweile hat auch das Landratsamt die Änderung des Flächennutzungsplans genehmigt. Anwohnerinnen und Anwohner hatten in letzter Minute eine Online-Petition ins Leben gerufen, konnten aber an der Entwicklung nichts ändern. Die Angelegenheit lässt einige Nachbarn nicht los. Wie die Stimmung ist, erzählen sie vor Ort.
So verbindet etwa Simone Gebert mit dem Gelände an der Eppaner Straße schöne Erlebnisse in ihrer Kindheit. „Ich habe hier immer gespielt, kenne jeden Quadratmeter“, so die Lehrerin, welche diese Erinnerungen auch den jüngeren Generationen gewünscht hätte. Dass nach 2001 nun erneut viele Bäume in dem Areal abgeholzt wurden, sei für sie sehr hart. Vögel, Fledermäuse und Amphibien hätten einen idealen Ort für ihren Fortbestand verloren. Selbst dass bei einer Bebauung mehr als die Hälfte des Grunds zwingend als öffentlicher Park gestaltet werden muss, ein Teil der Bäume stehen blieb und auch der kleine Teich erhalten bleibt, könne sie über die Verluste für den Arten- und Naturschutz nicht hinwegtrösten.
Auch ihr Mann Christian schildert, wie nahe ihm das geht. „Nach vielen aus den Bäumen geretteten Katzen und unzähligen abendlichen Frosch- und Vogelkonzerten ist doch eingetreten, wovor wir uns immer gefürchtet haben.“Die Inhaber wollen, wie berichtet, das Areal seit Anfang der 2000er-Jahre bebauen. Es sei „unendlich traurig gewesen, die Kettensägen zu hören, dicht gefolgt von dem lauten Krachen und Splittern, als die stolzen Bäume einer um den anderen vernichtet wurden“.
Ein anderer Anwohner erzählt,
dass Amseln oder Spatzen unter dem Verlust dieses Reviers leiden und sich in den angrenzenden Gärten seitdem aggressiv verhalten würden. Wenn es windig sei, fehle der Schutzschild. Das Wäldchen habe auch für Kühlung und Sauerstoff gesorgt, während sich der Boden nach der Fällung unangenehm aufheize.
Wie andere Menschen im Rothenberg-Viertel befürchtet Simone Gebert, dass massive Folgen drohen, wenn auf dem Gebiet die Bagger anrücken. Unter Nachbarinnen und Nachbarn herrschen viele Befürchtungen: hohe Stützmauern wegen des abfallenden Geländes, starke Erdbewegungen und massive Fundamente. Anwohner haben Angst, dass ihre Häuser statisch leiden, und fordern vor Baubeginn – wann dieser sein wird, ist noch nicht bekannt – ein Gutachten, um später etwaige
Schäden abgleichen zu können. Einige Friedberger mit Wohnsitz unterhalb der gerodeten Fläche befürchten im Fall einer Bebauung sogar Beeinträchtigungen durch Erdrutsch. Und Nachbarn oberhalb des Areals argumentieren, dass für dann bis zu zwölf Mülltonnen nicht genügend Platz vorhanden sei. Der Zustand der Eppaner Straße sei schlecht und könne durch Baumaßnahmen weiter leiden. Auch würde der Verkehr in den engen Straßen zunehmen. Die Nachbarschaft ist der Meinung, dass die Stadt anders hätte entscheiden können. Der direkte Anwohner Christian Drexl glaubt etwa, dass die Stadt mehrere Möglichkeiten gehabt habe, dem Eigentümer alternative Flächen anzubieten – was nicht geschehen sei. Ähnlich betroffen zeigen sich Karl und Edith Vaith.
Die Stadtverwaltung hatte gegenüber
unserer Redaktion im Februar betont, im Laufe des Verfahrens seien Probleme wie die Hanglage und die kostspielige Erschließung mithilfe von Experten aufgearbeitet worden. Das sei auch der
Grund dafür, warum das Verfahren sich ungewöhnlich lange hingezogen hatte. Mit dem Eigentümer wurde ein städtebaulicher Vertrag mit hohen Auflagen abgeschlossen.