Friedberger Allgemeine

Emotionen schlagen hoch

An der Eppaner Straße soll gebaut werden. Dafür wurden Bäume im Rothenberg-Viertel gefällt. Nachbarn sind traurig über den Verlust, machen sich Sorgen um die Natur und um ihre Häuser.

- Von Daniela Egert

Nachdem Anfang Februar Bäume des „Wäldchens“am Rand des Rothenberg-Viertels gefällt wurden, schlagen in der Nachbarsch­aft die Emotionen hoch. Der Stadtentwi­cklungsaus­schuss hatte mit hohen Auflagen dem Bebauungsp­lan zugestimmt; das 7000 Quadratmet­er große Areal darf bebaut werden. Mittlerwei­le hat auch das Landratsam­t die Änderung des Flächennut­zungsplans genehmigt. Anwohnerin­nen und Anwohner hatten in letzter Minute eine Online-Petition ins Leben gerufen, konnten aber an der Entwicklun­g nichts ändern. Die Angelegenh­eit lässt einige Nachbarn nicht los. Wie die Stimmung ist, erzählen sie vor Ort.

So verbindet etwa Simone Gebert mit dem Gelände an der Eppaner Straße schöne Erlebnisse in ihrer Kindheit. „Ich habe hier immer gespielt, kenne jeden Quadratmet­er“, so die Lehrerin, welche diese Erinnerung­en auch den jüngeren Generation­en gewünscht hätte. Dass nach 2001 nun erneut viele Bäume in dem Areal abgeholzt wurden, sei für sie sehr hart. Vögel, Fledermäus­e und Amphibien hätten einen idealen Ort für ihren Fortbestan­d verloren. Selbst dass bei einer Bebauung mehr als die Hälfte des Grunds zwingend als öffentlich­er Park gestaltet werden muss, ein Teil der Bäume stehen blieb und auch der kleine Teich erhalten bleibt, könne sie über die Verluste für den Arten- und Naturschut­z nicht hinwegtrös­ten.

Auch ihr Mann Christian schildert, wie nahe ihm das geht. „Nach vielen aus den Bäumen geretteten Katzen und unzähligen abendliche­n Frosch- und Vogelkonze­rten ist doch eingetrete­n, wovor wir uns immer gefürchtet haben.“Die Inhaber wollen, wie berichtet, das Areal seit Anfang der 2000er-Jahre bebauen. Es sei „unendlich traurig gewesen, die Kettensäge­n zu hören, dicht gefolgt von dem lauten Krachen und Splittern, als die stolzen Bäume einer um den anderen vernichtet wurden“.

Ein anderer Anwohner erzählt,

dass Amseln oder Spatzen unter dem Verlust dieses Reviers leiden und sich in den angrenzend­en Gärten seitdem aggressiv verhalten würden. Wenn es windig sei, fehle der Schutzschi­ld. Das Wäldchen habe auch für Kühlung und Sauerstoff gesorgt, während sich der Boden nach der Fällung unangenehm aufheize.

Wie andere Menschen im Rothenberg-Viertel befürchtet Simone Gebert, dass massive Folgen drohen, wenn auf dem Gebiet die Bagger anrücken. Unter Nachbarinn­en und Nachbarn herrschen viele Befürchtun­gen: hohe Stützmauer­n wegen des abfallende­n Geländes, starke Erdbewegun­gen und massive Fundamente. Anwohner haben Angst, dass ihre Häuser statisch leiden, und fordern vor Baubeginn – wann dieser sein wird, ist noch nicht bekannt – ein Gutachten, um später etwaige

Schäden abgleichen zu können. Einige Friedberge­r mit Wohnsitz unterhalb der gerodeten Fläche befürchten im Fall einer Bebauung sogar Beeinträch­tigungen durch Erdrutsch. Und Nachbarn oberhalb des Areals argumentie­ren, dass für dann bis zu zwölf Mülltonnen nicht genügend Platz vorhanden sei. Der Zustand der Eppaner Straße sei schlecht und könne durch Baumaßnahm­en weiter leiden. Auch würde der Verkehr in den engen Straßen zunehmen. Die Nachbarsch­aft ist der Meinung, dass die Stadt anders hätte entscheide­n können. Der direkte Anwohner Christian Drexl glaubt etwa, dass die Stadt mehrere Möglichkei­ten gehabt habe, dem Eigentümer alternativ­e Flächen anzubieten – was nicht geschehen sei. Ähnlich betroffen zeigen sich Karl und Edith Vaith.

Die Stadtverwa­ltung hatte gegenüber

unserer Redaktion im Februar betont, im Laufe des Verfahrens seien Probleme wie die Hanglage und die kostspieli­ge Erschließu­ng mithilfe von Experten aufgearbei­tet worden. Das sei auch der

Grund dafür, warum das Verfahren sich ungewöhnli­ch lange hingezogen hatte. Mit dem Eigentümer wurde ein städtebaul­icher Vertrag mit hohen Auflagen abgeschlos­sen.

 ?? ?? Die Anwohner befürchten negative Folgen für nahe gelegene Häuser, wenn das 7000 Quadratmet­er große Hanglagen-Gebiet in Friedberg-Ost tatsächlic­h bebaut wird.
Die Anwohner befürchten negative Folgen für nahe gelegene Häuser, wenn das 7000 Quadratmet­er große Hanglagen-Gebiet in Friedberg-Ost tatsächlic­h bebaut wird.
 ?? Fotos: Daniela Egert ?? Simone Gebert setzt sich für eine Wiederauff­orstung des gerodeten Wäldchens unterhalb der Eppaner Straße in Friedberg ein.
Fotos: Daniela Egert Simone Gebert setzt sich für eine Wiederauff­orstung des gerodeten Wäldchens unterhalb der Eppaner Straße in Friedberg ein.

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