Ein 200 Jahre altes Cottage mit Traumgarten unter dem weiten Himmel von East Anglia.
Im Sommer verwandelt sich dieser Garten in East Anglia in ein unvergleichlich schönes Rosenparadies.
Die Charaktere von Gärtnern können ganz verschieden sein, so ziehen sich die einen hinter blickdichte Hecken in ihren privaten Bereich zurück und flüchten von der Außenwelt, die anderen sind weitaus offener, lassen die Umgebung teilhaben und beziehen sie sogar mit ein. „Als ich damit begann, diesen Garten zu gestalten, haben mich die weiten Himmel von Norfolk sehr stark beeinflusst, vor allem auch die Art und Weise, wie die auf- oder untergehende Sonne je nach Jahreszeit bestimmte Pflanzen ins Licht rückt“, erzählt Claudia Starr, die mit ihrem Mann Malcolm in Holme-next-Sea zu Hause ist. Der Ort liegt ganz im Nordwesten von Norfolk, wo die Flüsse Witham, Welland, Nene und Great Ouse in die Nordsee münden. Die weiten Himmel von East Anglia sind be-
rühmt-berüchtigt, Tagesanbruch und Dämmerung besitzen eine einzigartige Strahlkraft, die verschiedenen Gartenbereiche wirken wie mit Scheinwerfern beleuchtet. Mal sind es die violetten Salbeiblüten, mal die blau blühende Katzenminze oder die üppigen, von Buchs umrahmten Rosen. Im Schatten tun sich weiße Fingerhüte und hellblauer Strochschnabel hervor, während die Holzapfel-Bäume im Frühling weiße Blüten, im Herbst feuriges Laub hervorbringen. „Wir haben den Holzapfel gewählt, weil er immer schön anzusehen ist. Im Winter freuen sich die Vögel über die herbsauren Früchte an den kahlen Ästen.“Je nach Jahreszeit bevölkern unterschiedliche Vögel den Garten. Wendehals, Grasmücke und Steinschmätzer gehören jedes Frühjahr zu den sehnlich erwarteten Gästen im nahegelegenen Schwemmland des Holmes Dunes Naturreservats.
Louise Odier
Ihre ballförmigen, stark gefüllten Blüten machen diese historische Rose zu einem echten Blickfang.
Cherub
In Tropfen plätschert das Wasser aus der Schale dieser hübschen Brunnenfigur.
Sterndolde
Das zarte Altrosa von Astrantia major ‘Roma’ lockt Bienen und Hummeln an. Erfreulich ist die späte Nachblüte im September und Oktober.
Wandschmuck
Ein gigantisches Zifferblatt schmückt die Wand eines Nebengebäudes. Allium wurde mit niedrigen, horstbildenden Ziergräsern unterpflanzt.
We are family
In Harmonie: Schwarzer Holunder, Rosen, Buchs, Lupinen, Bibernelle und Schwarznessel.
Es ist leicht zu verstehen, was Claudia und Malcolm 2011 ins Vine Cottage gezogen hat. Das Cottage mit den dazugehörigen Nebengebäuden wurde vor rund 200 Jahren erbaut. „Der 1,5 Hektar große Garten lag vor uns wie eine weiße Leinwand, und wir haben mit Freude zu Farbe und Pinsel gegriffen“, schmunzelt Claudia. Pink-, Purpur- und Fliedertöne gehören ab dem Frühsommer zu den vorherrschenden Farben, eindrucksvoll präsentiert unter anderem von Lavendel Lavandula x
intermedia ‘Grappenhall’, Zistrose Cistus x argenteus ‘Peggy Sammons’, Salbei Salvia nemorosa ‘Caradonna’, Storchschnabel Geranium collinum ‘Nimbus’ und EisenkrautVerbena of
ficinalis var. grandiflora ‘Bampton’. Schaut man sich im Garten der Starrs um, wird schnell deutlich, welche Blume hier die Nummer eins ist: Es ist ohne Zweifel die Rose. „Eine meiner Lieblingsrosen gedeiht im Schutz der Backsteinmauer am Haus. Rosa x odorata ‘Mutabilis’ ist eine mehrfachblühende Teerose, die ursprünglich aus China stammt. Die einfachen Blüten sind am Anfang kupferfarben, wechseln dann zu rosa und werden schließlich purpurrot. Ihre Blühzeit ist extrem lang.“Eine Augen-
weide ist auch die historische Rose ‘Louise Odier’, deren rosarote Farbe durch die blau blühende Katzenminze Nepeta x faassenii noch betont wird. Nicht weniger prachtvoll ist die alte Strauchrose ‘Reine des Violettes’. Das samtige Purpurviolett hellt im Verblühen auf. Moderne Strauchrosen in der Sammlung sind ‘Anna Pavlova’ und ‘Jacqueline du Pre’. Beide blühen zartosa, doch nur ‘Anna Pavlova’ duftet sehr stark. „Ich stamme aus einer Familie von Rosenzüchtern“, erklärt Claudia, die in den Niederlanden geboren wude, aber bereits im Alter von fünf Jahren nach England zog. „Mein grüner Daumen muss mit meinen holländischen Genen zu tun haben. Mein Urgroßvater hatte eine Baumschule und züchtete Azaleen, die er nach seinen Töchtern benannte. Mein Großvater war ein bedeutender Rosenzüchter und mein Vater leitete ein Gartencenter.“
Sukkulenten
In der alten Kupferschale fühlen sich Echeverien und Sempervivum wohl.
Agapanthus
Auf der Terrasse hat Claudia mehrere Holzkübel mit pflegeleichten Schmucklilien bepflanzt.
Sonnenstauden
Im Vordergrund ein Beet mit japanischem Ziergras Hakonechloa macra ‘Aureola’ und Neuseeland-Iris ‘Libertia grandiflora’
Der Cherry Walk ist ein weiteres Highlight im Garten der Starrs. Er wurde 2012 angelegt und misst 26 auf 16 Meter, eingerahmt wird er von Buchenhecken. „Mir schwebte eine Anlage zum Promenieren vor. Wir haben rechts und links des Wegs acht Zierkirschen gepflanzt, Prunus ‘Shirofugen’. Am Anfang machten uns die Tauben Probleme, sie pickten die Blüten und jungen Triebe kaputt. Doch ich habe dann alte CDs in den Ästen aufgehängt, was die Tauben erfolgreich vertrieben hat. Die Bäume sind rasant gewachsen, innerhalb von vier Jahren hat sich die Größe verdreifacht.“Im Bereich des „Cherry Walk“wachsen außerdem Prärielilien, Zierlauch und das attraktive Silberschopfgras Sesleria nitida. Im Frühling und Sommer hält sich das Paar so oft es geht in seinem Garten auf. „Malcolm mäht gerne den Rasen, ich liebe es, neue Ideen in die Tat umzusetzen. Ich lasse mich dabei von den Gartendesignern Arne Maynard und Tom Stuart Smith inspirieren. Das Einpflanzen und Warten ist sehr spannend. Wenn sich die Pflanzen dann entwickeln und größer werden, stehen wir staunend da und alle anstrengende Gartenarbeit ist vergessen.“