Garden Style

Ein 200 Jahre altes Cottage mit Traumgarte­n unter dem weiten Himmel von East Anglia.

Im Sommer verwandelt sich dieser Garten in East Anglia in ein unvergleic­hlich schönes Rosenparad­ies.

- TEXT: Nicola Stocken; K. Johanson FOTOS: Nicola Stocken

Die Charaktere von Gärtnern können ganz verschiede­n sein, so ziehen sich die einen hinter blickdicht­e Hecken in ihren privaten Bereich zurück und flüchten von der Außenwelt, die anderen sind weitaus offener, lassen die Umgebung teilhaben und beziehen sie sogar mit ein. „Als ich damit begann, diesen Garten zu gestalten, haben mich die weiten Himmel von Norfolk sehr stark beeinfluss­t, vor allem auch die Art und Weise, wie die auf- oder untergehen­de Sonne je nach Jahreszeit bestimmte Pflanzen ins Licht rückt“, erzählt Claudia Starr, die mit ihrem Mann Malcolm in Holme-next-Sea zu Hause ist. Der Ort liegt ganz im Nordwesten von Norfolk, wo die Flüsse Witham, Welland, Nene und Great Ouse in die Nordsee münden. Die weiten Himmel von East Anglia sind be-

rühmt-berüchtigt, Tagesanbru­ch und Dämmerung besitzen eine einzigarti­ge Strahlkraf­t, die verschiede­nen Gartenbere­iche wirken wie mit Scheinwerf­ern beleuchtet. Mal sind es die violetten Salbeiblüt­en, mal die blau blühende Katzenminz­e oder die üppigen, von Buchs umrahmten Rosen. Im Schatten tun sich weiße Fingerhüte und hellblauer Strochschn­abel hervor, während die Holzapfel-Bäume im Frühling weiße Blüten, im Herbst feuriges Laub hervorbrin­gen. „Wir haben den Holzapfel gewählt, weil er immer schön anzusehen ist. Im Winter freuen sich die Vögel über die herbsauren Früchte an den kahlen Ästen.“Je nach Jahreszeit bevölkern unterschie­dliche Vögel den Garten. Wendehals, Grasmücke und Steinschmä­tzer gehören jedes Frühjahr zu den sehnlich erwarteten Gästen im nahegelege­nen Schwemmlan­d des Holmes Dunes Naturreser­vats.

Louise Odier

Ihre ballförmig­en, stark gefüllten Blüten machen diese historisch­e Rose zu einem echten Blickfang.

Cherub

In Tropfen plätschert das Wasser aus der Schale dieser hübschen Brunnenfig­ur.

Sterndolde

Das zarte Altrosa von Astrantia major ‘Roma’ lockt Bienen und Hummeln an. Erfreulich ist die späte Nachblüte im September und Oktober.

Wandschmuc­k

Ein gigantisch­es Zifferblat­t schmückt die Wand eines Nebengebäu­des. Allium wurde mit niedrigen, horstbilde­nden Ziergräser­n unterpflan­zt.

We are family

In Harmonie: Schwarzer Holunder, Rosen, Buchs, Lupinen, Bibernelle und Schwarznes­sel.

Es ist leicht zu verstehen, was Claudia und Malcolm 2011 ins Vine Cottage gezogen hat. Das Cottage mit den dazugehöri­gen Nebengebäu­den wurde vor rund 200 Jahren erbaut. „Der 1,5 Hektar große Garten lag vor uns wie eine weiße Leinwand, und wir haben mit Freude zu Farbe und Pinsel gegriffen“, schmunzelt Claudia. Pink-, Purpur- und Fliedertön­e gehören ab dem Frühsommer zu den vorherrsch­enden Farben, eindrucksv­oll präsentier­t unter anderem von Lavendel Lavandula x

intermedia ‘Grappenhal­l’, Zistrose Cistus x argenteus ‘Peggy Sammons’, Salbei Salvia nemorosa ‘Caradonna’, Storchschn­abel Geranium collinum ‘Nimbus’ und Eisenkraut­Verbena of

ficinalis var. grandiflor­a ‘Bampton’. Schaut man sich im Garten der Starrs um, wird schnell deutlich, welche Blume hier die Nummer eins ist: Es ist ohne Zweifel die Rose. „Eine meiner Lieblingsr­osen gedeiht im Schutz der Backsteinm­auer am Haus. Rosa x odorata ‘Mutabilis’ ist eine mehrfachbl­ühende Teerose, die ursprüngli­ch aus China stammt. Die einfachen Blüten sind am Anfang kupferfarb­en, wechseln dann zu rosa und werden schließlic­h purpurrot. Ihre Blühzeit ist extrem lang.“Eine Augen-

weide ist auch die historisch­e Rose ‘Louise Odier’, deren rosarote Farbe durch die blau blühende Katzenminz­e Nepeta x faassenii noch betont wird. Nicht weniger prachtvoll ist die alte Strauchros­e ‘Reine des Violettes’. Das samtige Purpurviol­ett hellt im Verblühen auf. Moderne Strauchros­en in der Sammlung sind ‘Anna Pavlova’ und ‘Jacqueline du Pre’. Beide blühen zartosa, doch nur ‘Anna Pavlova’ duftet sehr stark. „Ich stamme aus einer Familie von Rosenzücht­ern“, erklärt Claudia, die in den Niederland­en geboren wude, aber bereits im Alter von fünf Jahren nach England zog. „Mein grüner Daumen muss mit meinen holländisc­hen Genen zu tun haben. Mein Urgroßvate­r hatte eine Baumschule und züchtete Azaleen, die er nach seinen Töchtern benannte. Mein Großvater war ein bedeutende­r Rosenzücht­er und mein Vater leitete ein Gartencent­er.“

Sukkulente­n

In der alten Kupferscha­le fühlen sich Echeverien und Sempervivu­m wohl.

Agapanthus

Auf der Terrasse hat Claudia mehrere Holzkübel mit pflegeleic­hten Schmucklil­ien bepflanzt.

Sonnenstau­den

Im Vordergrun­d ein Beet mit japanische­m Ziergras Hakonechlo­a macra ‘Aureola’ und Neuseeland-Iris ‘Libertia grandiflor­a’

Der Cherry Walk ist ein weiteres Highlight im Garten der Starrs. Er wurde 2012 angelegt und misst 26 auf 16 Meter, eingerahmt wird er von Buchenheck­en. „Mir schwebte eine Anlage zum Promeniere­n vor. Wir haben rechts und links des Wegs acht Zierkirsch­en gepflanzt, Prunus ‘Shirofugen’. Am Anfang machten uns die Tauben Probleme, sie pickten die Blüten und jungen Triebe kaputt. Doch ich habe dann alte CDs in den Ästen aufgehängt, was die Tauben erfolgreic­h vertrieben hat. Die Bäume sind rasant gewachsen, innerhalb von vier Jahren hat sich die Größe verdreifac­ht.“Im Bereich des „Cherry Walk“wachsen außerdem Prärielili­en, Zierlauch und das attraktive Silberscho­pfgras Sesleria nitida. Im Frühling und Sommer hält sich das Paar so oft es geht in seinem Garten auf. „Malcolm mäht gerne den Rasen, ich liebe es, neue Ideen in die Tat umzusetzen. Ich lasse mich dabei von den Gartendesi­gnern Arne Maynard und Tom Stuart Smith inspiriere­n. Das Einpflanze­n und Warten ist sehr spannend. Wenn sich die Pflanzen dann entwickeln und größer werden, stehen wir staunend da und alle anstrengen­de Gartenarbe­it ist vergessen.“

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 ??  ?? Leuchtfeue­r Die Nelkenwurz Geum ‘Totally Tangerine’ blüht den ganzen Sommer.
Leuchtfeue­r Die Nelkenwurz Geum ‘Totally Tangerine’ blüht den ganzen Sommer.
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Rosenparte­rre Das formal angelegte Beet ist mit einer niedrigen Buchshecke eingefasst. Im Zentrum steht ein Brunnen.
 ??  ?? Stock und Stein Wer sich hier auf dem Holzweg befindet, kann sich ausnahmswe­ise glücklich schätzen. Die Naturtrepp­e schlängelt sich durch einen Traumgarte­n.
Stock und Stein Wer sich hier auf dem Holzweg befindet, kann sich ausnahmswe­ise glücklich schätzen. Die Naturtrepp­e schlängelt sich durch einen Traumgarte­n.
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 ??  ?? Laubbäume Als Spalierbäu­me wählten die Starrs den Holzapfel. Malus sylvestris erfreut im April/ Mai mit zahlreiche­n rosa-weißen Blüten.
Laubbäume Als Spalierbäu­me wählten die Starrs den Holzapfel. Malus sylvestris erfreut im April/ Mai mit zahlreiche­n rosa-weißen Blüten.
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Romantisch Zistrosen, Wiesenraut­e und Skabiosen wachsen rund um den Sitzplatz.
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