Garden Style

Schöne Gartenbere­iche auch dort, wo die Sonne nicht scheint.

Schatten im Garten muss kein Manko sein. Gartengest­alterin Andrea Lüdemann weiß, wie aus Schattenre­ichen echte Paradiese werden können.

- FOTOS: BLV-Buchverlag; Gärtner von Eden

Auch wenn viele Gartenbesi­tzer überzeugt sind, dass in den „dunklen Ecken“nichts wächst: Der Schatten bietet die Chance, das Gesicht des Gartens um eine gestalteri­sche Facette zu erweitern. Eine Rose in einer feuchten, dunklen Gartenecke? Ein eher trauriges Bild, genauso wie der Rasen, der dort eher aus Moos als aus grünen Halmen besteht. Daraus zu schließen, dass man diese Stelle getrost vernachläs­sigen kann, weil dort ohnehin nichts wächst, wäre allerdings grundverke­hrt. Nicht der Schatten ist Schuld an dem tristen Anblick, sondern eine falsche Pflanzenau­swahl. „Dabei ist die Zahl der Pflanzen, die mit vergleichs­weise wenig Licht auskommt, groß“, weiß Andrea Lüdemann. Die Gartengest­alterin aus Eberdingen ist Mitglied der Gärtner von Eden, eines genossensc­haftlichen Zusammensc­hlusses von Garten- und Landschaft­sbaubetrie­ben, die sich auf die Anlage hochwertig­er Privatgärt­en spezialisi­ert haben. Schatten ist allerdings nicht gleich Schatten und das mangelnde Licht nicht der einzige Faktor, den es für die Pflanzenau­swahl zu berücksich­tigen gilt. „Neben der Schattenti­efe sind das Wurzeldruc­k, Laubeinfal­l oder auch die natürliche Beregnung“, zählt Andrea Lüdemann auf. Anhand dieser Faktoren lässt sich dann eine standortge­rechte Pflanzenau­swahl treffen, denn jede Pflanzenar­t und -sorte stellt spezifisch­e Ansprüche an ihren Standort. „Nur wenn die sich erfüllen lassen, ist eine optimale Pflanzenen­twicklung möglich“, erklärt die Fachfrau.

Licht ins Dunkel

Doch gibt es noch weitere Faktoren bei der Pflanzenwa­hl zu berücksich­tigen: „In eher schattigen Gartenteil­en sollte man dunkle Farben vermeiden und auf Arten mit hellem, gelblichem oder geflecktem Laub setzen“, lautet eine Empfehlung der Expertin. Für die Pflanzung eignet sich zum Beispiel die Forellenli­lie der Sorte ‘Pagoda’, die ihre gelben Blüten ab April zeigt. Die Zwiebelpfl­anze ist nicht nur der perfekte Begleiter für das gelbgrün leuchtende Goldbandgr­as der Sorte ‘Aureola’, sondern passt ebenso gut zu verschiede­nen Funkien, die in zahlreiche­n Grüntönen und mit unterschie­dlich gezeichnet­en Blättern zu haben sind. Besonders auffällige Lichtrefle­xe zaubern weiß gezeichnet­e Sorten, wie ‘Fire and Ice’ in die Beete. Helle Töne sind nicht nur bei Blättern, sondern auch bei Blüten von Vorteil: Das Tränende Herz zaubert mit der weiß blühenden Sorte ‘Alba’ Licht in den Schatten. Die Frühlingsu­nd Sommerblüh­er Lerchenspo­rn und das Kaukasus-Vergissmei­nnicht bestechen durch ihre leuchtend himmelblau­en Blüten. Spät austreiben­de Funkien und Farne bleiben bis zum Ende der Gartensais­on erhalten und bieten einen idealen Hintergrun­d für Spätzünder wie Herbst-Anemonen. Die bekanntest­e weiße Sorte ‘Honorine Jobert’ wirkt durch ihre gelben Staubgefäß­e und ist ein wahrer Hingucker in jedem Schattenbe­et. Das gilt auch für die Wachsglock­e, die zu einer buschigen, rund 70 Zentimeter hohen Staude heranwächs­t und ihre gelben Blüten ab August entfaltet.

Gut platziert

In einem Schattenga­rten unterhalb hoher Laubbäume lässt sich der natürliche Charakter der Anlage durch die Auswahl typischer Waldpflanz­en unterstütz­en. „Hierfür eignen sich beispielsw­eise Wurmfarn, aber auch Waldmeiste­r und Buschwindr­öschen, die im Frühling kleine weiße Blüten entwickeln“, erklärt Andrea Lüdemann. Vermeintli­che Defizite, wie Lichtmange­l oder Abgeschied­enheit können auch zu Pluspunkte­n werden, wenn diese Teile des Gartens nutzbar gemacht werden – zum Beispiel mit einem Sitzplatz. Dass man sich hier im Sommer lieber als in der prallen Sonne aufhält, versteht sich von selbst, aber auch die Atmosphäre kann anziehend wirken, ebenfalls zu anderen Jahreszeit­en. So kann mit dem richtigen Know-how ein perfekt inszeniert­er Ort geschaffen werden, an dem man wunderbar abschalten und träumen kann.

 ??  ?? Immergrüne Mit den unterschie­dlichen Blattfarbe­n und -zeichnunge­n der Funkie kann man reizvolle Kontraste aufbauen. Buchs ist ein Allrounder und gedeiht sowohl im Schatten als auch in der Sonne.
Immergrüne Mit den unterschie­dlichen Blattfarbe­n und -zeichnunge­n der Funkie kann man reizvolle Kontraste aufbauen. Buchs ist ein Allrounder und gedeiht sowohl im Schatten als auch in der Sonne.
 ??  ?? Schattenpf­lanzen wie Bergenien oder Schaublatt haben oftmals große Blätter, um möglichst viel Licht einzufange­n. Trickreich Alter Baumbestan­d und Gehölzpfla­nzungen sind wunderschö­n, bedeuten aber auch Verschattu­ng im Garten.
Schattenpf­lanzen wie Bergenien oder Schaublatt haben oftmals große Blätter, um möglichst viel Licht einzufange­n. Trickreich Alter Baumbestan­d und Gehölzpfla­nzungen sind wunderschö­n, bedeuten aber auch Verschattu­ng im Garten.
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 ??  ?? Die Gestaltung von Schattenpl­ätzen ist nicht ganz einfach. Doch mit etwas Geschick lassen sich sogar attraktive Sitzplätze inszeniere­n. Naturschat­ten
Die Gestaltung von Schattenpl­ätzen ist nicht ganz einfach. Doch mit etwas Geschick lassen sich sogar attraktive Sitzplätze inszeniere­n. Naturschat­ten
 ??  ?? Hortensien Die meisten Sorten kommen mit einem schattigen Standort, zum Beispiel unter Bäumen, gut zurecht.
Hortensien Die meisten Sorten kommen mit einem schattigen Standort, zum Beispiel unter Bäumen, gut zurecht.
 ??  ?? Die Kastanienb­lättrige Rodgersie, auch Schaublatt genannt, schätzt den Schatten.
Die Kastanienb­lättrige Rodgersie, auch Schaublatt genannt, schätzt den Schatten.
 ??  ?? Blausternc­hen, Blauer Lerchenspo­rn (oben) und Ligularie (unten) setzen Farbakzent­e.
Blausternc­hen, Blauer Lerchenspo­rn (oben) und Ligularie (unten) setzen Farbakzent­e.
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