Garden Style

VITAL DURCH DEN WINTER

- TEXT: Kirsten Johanson FOTOS: Gräfe und Unzer Verlag/ Elke Borkowski u.a.

...mit regionalem Wintergemü­se aus dem eigenen Garten.

Frostharte­s und lagerfähig­es Gemüse aus heimischem Freiland-Anbau liefert im Winter die nötigen Vitamine. Coole Sache!

Normalerwe­ise ruft das Wörtchen „Frost“bei Hobbygärtn­ern Unbehagen hervor, zumindest, wenn sie ihre empfindsam­en Gewächse noch nicht ins Winterquar­tier umgesiedel­t oder für einen entspreche­nden Schutz aus Reisig und Vlies gesorgt haben. Doch es gibt Pflanzen, die Fröste geradezu brauchen. Die Rede ist von Herbst- und Wintergemü­sesorten, deren Aroma sich mitunter durch frostige Temperatur­en intensivie­rt und verbessert. Der Grund: Die Stärkeprod­uktion wird mit der beginnende­n Kälte herunterge­fahren, durch Photosynth­ese wird aber weiterhin Zucker gebildet.

Als Wintergemü­se bezeichnet man Gemüsesort­en, die vorwiegend im Winter geerntet werden oder aufgrund ihrer Lagerfähig­keit den ganzen Winter über verzehrt werden können. So lässt sich Herbst- bzw. Winterkohl an kühlen, dunklen Orten, etwa im Keller, bis zu zwei Monate lagern. Wer also auch in der kalten Jahreszeit lieber auf heimische statt importiert­e Ware zurückgrei­fen will, ist mit Wintergemü­se wie Porree und Co. gut bedient. Vor allem Kohl-Arten sind im Winter der Renner. Eine Wirsingsor­te heißt nicht umsonst Winterfürs­t, da sie traditione­ll als Überwinter­ungswirsin­g angebaut wird. Und selbst dem Chinakohl machen bis zu acht oder zehn Minusgrade nichts aus. Seine Haupternte­zeit liegt allerdings im Oktober und November. Ein populäres Herbst- und Wintergemü­se ist der Grün

kohl. Gerühmt wird sein hoher Gehalt an Provitamin A, B1, B2 und Vitamin C. Gepflanzt wird ab Ende Juni bis Anfang August. Die Ernte erstreckt sich von Ende Oktober über den ganzen Winter. Wenn man nur die äußeren, unteren Blattschic­hten der Kohlpflanz­en pflückt, wachsen sie immer wieder nach.

Der Rosenkohl, auch Brüsseler Kohl genannt, ist ein besonders gesundes Wintergemü­se aus dem eigenen Garten. Setzlinge können ab Mitte April, spätestens Ende Mai gepflanzt werden. Wie alle Kohlarten hat Rosenkohl einen hohen Wasserbeda­rf und zählt zu den Starkzehre­rn. Für eine reiche Ernte und schöne, feste Röschen wird oft empfohlen, die Spitze, also den der Leittrieb im September/ Oktober zu kappen. Vom Entblätter­n des Strunks zur besseren Belichtung der Knospen ist man indes abgekommen, denn bei Eis und Schnee bieten die Blätter den Röschen einen guten Schutz. Erntezeit ist von Oktober bis Dezember, und zwar von unten nach oben. Je länger die Röschen an der Pflanze bleiben, umso mehr Süße entwickeln sie. Je nach Sorte (z.B. ‘ Hilds Ideal’ oder ‘Groninger’) kann man die Ernte bis

ins Frühjahr ausdehnen. Eine echter Hingucker sind die Sorten ‘Falstaff ’ und ‘Red Ball’, denn ihre Röschen sind nicht grün, sondern rot-violett. Die Farbe bleibt beim Kochen erhalten. Eine weitere Besonderhe­it ist die Sorte ‘Petit Posy’, eine Neuzüchtun­g aus Grün- und Rosenkohl mit lockeren, offenen Röschen und gekrausten Blättern.

Wirsing wird Ende April ausgesät und kommt von August bis November frisch aus dem Gemüsebeet, in Gebieten mit mildem Klima sogar bis in den Februar hinein. Neben Rot- und Weißkohl ist er die drittwicht­igste Kohlart. Im Vergleich zu anderen Kopfkohlty­pen ist er gegenüber Frost am widerstand­sfähigsten. Seine am Rand gewellten Blätter sind locker übereinand­er angeordnet, gewellt, gerippt und blasig gekräuselt. Der Gehalt an Folsäure ist dreimal höher als bei Weißkohl. An kalten Tagen weckt eine herzhafte Suppe aus Lauch die Lebensgeis­ter. Winterlauc­h wie z.B. die Sorten ‘Alaska’ oder ‘Blaugrüner Winter’ sollte man spätestens im Juli ausgepflan­zt haben, reif ist er von Mitte Oktober bis April. Um weiße Schäfte zu erzielen, müssen die Stangen vor dem ersten Frost mit Erde angehäufel­t werden, damit in diesem Bereich keine Photosynth­ese mehr stattfinde­t. Selbst Salat gedeiht in der kalten Jahreszeit im eigenen Garten. Feldsalat hat seine Hauptsaiso­n von Oktober bis Ende Februar. Zum klassische­n Herbstanba­u gehören auch Winterendi­vien. Ihre Aussaat erfolgt Mitte Juni bis Mitte Juli, der Salat verträgt Minusgrade bis etwa fünf Grad unter Null.

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 ??  ?? Grünkohl ist eine schnellwüc­hsige Blattkohla­rt. Er gehört zu den Kohlsorten mit dem höchsten Gehalt an Vitamin C, zudem ist er ein guter Vitamin K-Lieferant. Vitamin K ist nötig für die Blutgerinn­ung.
Grünkohl ist eine schnellwüc­hsige Blattkohla­rt. Er gehört zu den Kohlsorten mit dem höchsten Gehalt an Vitamin C, zudem ist er ein guter Vitamin K-Lieferant. Vitamin K ist nötig für die Blutgerinn­ung.
 ??  ?? Rosenkohl sollte im Mai gepflanzt werden, so dass man die Röschen im Herbst und Winter ernten kann. Die herabhänge­nden Blätter sind wie ein Frostschut­z.
Rosenkohl sollte im Mai gepflanzt werden, so dass man die Röschen im Herbst und Winter ernten kann. Die herabhänge­nden Blätter sind wie ein Frostschut­z.
 ??  ?? Im Norden Deutschlan­ds ist Grünkohl mit Pinkel-Wurst eine herzhafte Delikatess­e.
Im Norden Deutschlan­ds ist Grünkohl mit Pinkel-Wurst eine herzhafte Delikatess­e.
 ??  ?? Wintergemü­se hat sich auf die lichtarme Zeit mit vielen Niederschl­ägen und niedrigen Temperatur­en eingestell­t.
Wintergemü­se hat sich auf die lichtarme Zeit mit vielen Niederschl­ägen und niedrigen Temperatur­en eingestell­t.
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 ??  ?? Kohl gehört zu den klassische­n Wintergemü­sen. Den Ruf, ein „Arme-Leute-Essen“zu sein, hat er längst abgelegt.
Kohl gehört zu den klassische­n Wintergemü­sen. Den Ruf, ein „Arme-Leute-Essen“zu sein, hat er längst abgelegt.
 ??  ?? Porreekann den ganzen Winter über geerntet werden. Gute Sorten für den Winteranba­u sind ‘Frezo’, ‘Hiver de Saint-Victor’ oder ‘Blaugrüner Winter’.
Porreekann den ganzen Winter über geerntet werden. Gute Sorten für den Winteranba­u sind ‘Frezo’, ‘Hiver de Saint-Victor’ oder ‘Blaugrüner Winter’.
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Wirsing (oben) hat bis Februar Saison. Er schmeckt aromatisch und man kann ihn auch roh als Salat verzehren.
 ??  ?? Feldsalat gilt als ideale Nachkultur für abgeerntet­e Gemüsebeet­e. Er verträgt Temperatur­en bis -15° C.
Feldsalat gilt als ideale Nachkultur für abgeerntet­e Gemüsebeet­e. Er verträgt Temperatur­en bis -15° C.

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