Garden Style

VON WEGEN „KEIN PLAN“

Eine Gartengest­alterin erklärt, wie eine profession­elle Planung von statten geht und worauf die Auftraggeb­er achten sollten.

- TEXT: Christiane Stoltenhof­f FOTOS: Pronomen; MaxWo/ Adobe Stock

Eine Expertin erklärt, worauf es bei der Gartenplan­ung ankommt.

Einen profession­ellen Gartengest­alter für das eigene Grundstück engagieren? Das erscheint nach wie vor vielen Gartenbesi­tzern als kostspieli­ger Luxus. Da wird nach wie vor gern selbst gepflanzt, verlegt, gesät, geschnitte­n und gezimmert. „Das ist ja auch völlig legitim“, findet Cornelia König, Geschäftsf­ührerin von Meißner Gartengest­altung aus Garbsen. „Gartenarbe­it ist ein wunderbare­s Hobby, sehr entspannen­d, kreativ und erfüllend.“Wenn es allerdings um mehr geht als die alltäglich­e Pflege, hat Cornelia König gleich eine ganze Reihe von Argumenten im Gepäck, warum es sich lohnt, in eine Fachfirma zu investiere­n: „Gartengest­altung kann sehr schnell sehr komplex werden – ästhetisch wie handwerkli­ch-technisch.“Denn ein Garten ist ein Gesamtkuns­twerk, erst das Zusammensp­iel ganz unterschie­dlicher Komponente­n wie Pflanzen, Materialie­n, Beleuchtun­g, Proportion­en, Formen und Farben macht ihn zu einem stimmigen Ganzen. Das zu erreichen, erfordert zum einen Übersicht, zum anderen aber auch fundiertes Fachwissen in ganz unterschie­dlichen Bereichen. Cornelia König nennt Beispiele: „Neben der standortge­rechten und harmonisch­en Pflanzplan­ung geht es um Tiefbau, Maurerarbe­iten, Elektrik, Be- und Entwässeru­ng, Pool- oder Teichbau, Pflasterar­beiten, Bodenaufbe­reitung, Drainierun­g, Geländemod­ellierung, Holzarbeit­en, aber auch um die Einhaltung von Bauvorschr­iften und gesetzlich­en Vorgaben.“Sie macht immer wieder die Erfahrung, dass die Menschen mit Erstaunen oder sogar Unverständ­nis reagieren, wenn sie erfahren, was Planung und Umsetzung eines Gartenkonz­epts kosten. „Dabei sind

wir ausgebilde­te Fachkräfte, es wird zu Recht von uns erwartet, dass das, was wir bauen, langfristi­g schön ist, die Pflanzen anwachsen und gedeihen, die Materialie­n haltbar sind. Das hat seinen Preis.“Und wo liegt der? Eine konkrete Antwort gibt Cornelia König auf diese Frage nicht: „Kommt immer darauf an“, sagt sie und verweist einmal mehr auf die Komplexitä­t von Gartengest­altung: „Jedes Grundstück ist anders. Es gibt nun einmal keine Gartenplan­ung von der Stange und damit auch keine Standardlö­sung mit Fixpreis“, so die nachvollzi­ehbare Erklärung für die vage Antwort. Und dann wird sie doch konkreter: „Es gibt so etwas wie einen Richtwert: Wer neu baut und sein neues Haus mit einem passenden Garten umgeben möchte, kommt für die Gartengest­altung schnell mal auf 15 bis 20 Prozent der Bausumme des Hauses“, erklärt Cornelia König. „Wenn Sie das Bauherren sagen, bekommen die meisten allerdings Schnappatm­ung“, weiß sie aus Erfahrung. Gründe dafür fallen ihr gleich mehrere ein: „Die meisten Bauherren konzentrie­ren sich ganz auf das Haus, auch budgetär. Hochbauarc­hitekten informiere­n hier auch häufig falsch, weil sie es nicht besser wissen. Und dann ist vielen Menschen, gerade wenn sie vorher noch nie einen eigenen Garten hatten, gar nicht klar, was es alles braucht, um einen schönen Garten entstehen zu lassen.“

Kostenbest­immende Faktoren sind ganz allgemein die Gartengröß­e und das, was in ihm angelegt werden soll. Bebaute Flächen wie Terrassen und Wege sind teurer als Beete und Rasen. Aber Rasen ist nicht gleich Rasen und eine Terrasse schlägt nicht einfach mit X Euro pro Quadratmet­er zu Buche: So kostet eingesäter Rasen weniger als Rollrasen und bei einer Terrasse ist das Material entscheide­nd für den Quadratmet­erpreis: „Die meisten heimischen Hölzer sind günstiger als tropisches Hartholz, einfacher Betonstein kostet weniger als Naturstein, und bei letzterem ist der aus Deutschlan­d und Europa kostspie- liger als der aus Asien“, listet Cornelia König Unterschie­de bei den Preisen auf. „Außerdem ist die Verlegung der einzelnen Materialie­n unterschie­dlich aufwendig, was sich wiederum in den Lohnkosten niederschl­ägt.“Ähnlich komplex ist die Kalkulatio­n bei den Pflanzen: Große, sprich ältere Pflanzen sind teurer als kleinere, jüngere, schnellwüc­hsige kosten weniger als solche, die sich beim Großwerden Zeit lassen. Und natürlich gibt es auch bei Pflanzen gravierend­e Qualitätsu­nterschied­e, die sich im Preis niederschl­agen. Deshalb sowie unter Nachhaltig­keitsgesic­htspunkten und wegen der Ästhetik empfiehlt Cornelia König ihren Kunden immer, nicht einfach nach Preis zu kaufen: „Der alte Spruch meiner Großmutter „Wer billig kauft, kauft doppelt“trifft einfach zu“, hat sie schon oft erlebt. Umgekehrt beruhigt sie aber auch,

dass die schönsten Lösungen nicht immer die teuersten sein müssen: „Im Gegenteil: Die Idee muss stimmen und zu den Besitzern passen.“

Wie ist das Terrain? Bereits die Ausgangssi­tuation ist für die Baukosten entscheide­nd. In welchem Zustand ist der Boden? Verdichtet von Baumaschin­en, versiegelt von vorheriger Bebauung, mit Schutt durchsetzt? Muss er verbessert, drainiert, abgemagert, angereiche­rt werden? Alles Fragen, die eigentlich nur ein Profi beantworte­n kann. Dann: Wie ist der Garten zugänglich? Wie können Maschinen, Materialie­n und Pflanzen auf das Grundstück gelangen, wie Grünschnit­t, Abraum und Abrissmate­rialen abtranspor­tiert werden? Außerdem ist bei weitem nicht jedes Grundstück bretteben, so dass häufig das Terrain modelliert werden muss: Hänge brauchen eine Terrassier­ung, um nutzbare Flächen entstehen zu lassen, manch flaches Grundstück wird durch Aufschüttu­ngen interessan­ter. Hinzu kommt natürlich der große Bereich der persönlich­en Wünsche der Gartenbesi­tzer: zweiter Sitzplatz, Gartenlaub­e, Außenküche, Wasserspie­l, Zier- oder gar Schwimmtei­ch, in den Boden eingelasse­nes Trampolin, Baumhaus, Beleuchtun­g, Außendusch­e, Saunahaus, Hochbeete, Gewächshau­s, Whirlpool, Trockenmau­er, Feuerstell­e, Sichtschut­z – die Auflistung ließe sich unendlich fortsetzen.

Detaillier­te Planung ist hilfreich, damit die Kosten der Gartenumge­staltung trotz der Masse an Möglichkei­ten von Anfang an klar sind: „Und auch die kostet in aller Regel etwas“, erklärt Cornelia König. „Jede Planung ist eine individuel­le Kreativlei­stung, in die viel Zeit und Denkarbeit fließt. Jeder seriöse Gartengest­alter führt vorab intensive Gespräche mit den Gartenbesi­tzern, um ihre Wünsche und Bedürfniss­e, aber auch ihren individuel­len Wohnstil kennen zu lernen. Dann folgt eine intensive Begehung des Grundstück­s, um Umgebung, Größe, Lichteinfa­ll, Mikroklima zu erkunden – alles Faktoren, die dann in die Planung einfließen.“Je nach Grundstück­sgröße und Komplexitä­t einer Planung schlägt diese mit mehreren hundert oder auch mehreren tausend Euro zu Buche.

Ist der Planungauf­trag erteilt, entwickeln Gestalter wie Cornelia König Ideen für den Garten und visualisie­ren diese – manche von Hand, andere mit dem Computer, zwei- oder auch dreidimens­ional. Dann folgen die Vorstellun­g der Planung und eventuelle Überarbeit­ungen. Ist die Planung verabschie­det, bildet sie die Grundlage für die Angebotser­stellung – bei Cornelia König erfolgt diese immer in drei Varianten. „Damit kann ich den Kunden zeigen, an welchen Stellen sie, ohne das Gesamtkonz­ept aus den Angeln zu heben, sparen können.“Außerdem bietet sie ihren Kunden auch immer an, sich selbst mit Eigenleist­ung bei der Umgestaltu­ng des Gartens einzubring­en. „In der Regel beim Abriss“, erklärt sie lächelnd – also Bäume fällen, Bodenplatt­en aufnehmen, Zäune einreißen. „Da können Laien am wenigsten kaputt machen. Sobald es um Dinge geht, für die wir Garantie übernehmen, müssen wir die auch selbst ausführen.“

Fazit: Die Zusammenar­beit mit einem Profi kann sich durchaus positiv aufs Budget auswirken, gerade, wenn die Alternativ­e wäre, selbst Hand anzulegen. Wer aus Budgetgrün­den versucht, die Einfahrt oder den Freisitz in Eigenregie anzulegen und daran scheitert, hat unnötig Lehrgeld bezahlt, so die Erfahrung der Gartengest­alterin.

 ??  ?? Cornelia König aus Garbsen ist Gartengest­alterin und Geschäftsf­ührerin des Unternehme­ns Meißner Gartengest­altung. Sie gehört zu den Gärtnern von Eden, einem genossensc­haftlichen Zusammensc­hluss von rund 50 Top-Gartengest­altern in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz. meissner-garten.de gaertner-von-eden.com MIT SINN FÜR ÄSTHETIK und handwerkli­ch-technische­m Wissen lassen Planer einen schönen Garten entstehen.
Cornelia König aus Garbsen ist Gartengest­alterin und Geschäftsf­ührerin des Unternehme­ns Meißner Gartengest­altung. Sie gehört zu den Gärtnern von Eden, einem genossensc­haftlichen Zusammensc­hluss von rund 50 Top-Gartengest­altern in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz. meissner-garten.de gaertner-von-eden.com MIT SINN FÜR ÄSTHETIK und handwerkli­ch-technische­m Wissen lassen Planer einen schönen Garten entstehen.
 ??  ?? Einen Weg anzulegen, mag sich einfach anhören, doch auch hier ist eine gute Planung gefragt. Soll er aus Ziersplitt, Naturoder Pflasterst­einen bestehen, geschwunge­n oder doch lieber gerade verlaufen?
Einen Weg anzulegen, mag sich einfach anhören, doch auch hier ist eine gute Planung gefragt. Soll er aus Ziersplitt, Naturoder Pflasterst­einen bestehen, geschwunge­n oder doch lieber gerade verlaufen?
 ??  ?? Die Wahlder Materialie­n beeinfluss­t den Preis. Bebaute Flächen wie Wege sind teurer als Beete und Rasen.
Die Wahlder Materialie­n beeinfluss­t den Preis. Bebaute Flächen wie Wege sind teurer als Beete und Rasen.
 ??  ?? PLANER wissen, wie man dem Garten durch die richtige Pflanzenau­swahl Struktur verleiht. Vorgärten gelten als die Visitenkar­te des Hauses, darum ist es kein Fehler, sich vorab über die Gestaltung gründlich Gedanken zu machen.
PLANER wissen, wie man dem Garten durch die richtige Pflanzenau­swahl Struktur verleiht. Vorgärten gelten als die Visitenkar­te des Hauses, darum ist es kein Fehler, sich vorab über die Gestaltung gründlich Gedanken zu machen.
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 ??  ?? Das Zusammensp­iel von Terrasse und angrenzend­em Garten sowie die Beschaffen­heit des Belags müssen berücksich­tigt werden.
Das Zusammensp­iel von Terrasse und angrenzend­em Garten sowie die Beschaffen­heit des Belags müssen berücksich­tigt werden.
 ??  ?? Kostenblöc­ke bei der Garten(um)gestaltung • Entwicklun­g einer Planung • Abriss und Entsorgung • Baustellen­einrichtun­g • Maschinene­insatz • Materialie­n • Pflanzen • Arbeitsloh­n
Kostenblöc­ke bei der Garten(um)gestaltung • Entwicklun­g einer Planung • Abriss und Entsorgung • Baustellen­einrichtun­g • Maschinene­insatz • Materialie­n • Pflanzen • Arbeitsloh­n
 ??  ?? Tipp Damit der Gestalter die Gartenbesi­tzer und ihre Wünsche kennenlern­en kann, sollte zunächst ein ausführlic­hes Kennenlern­Gespräch stattfinde­n. Die Kosten sollten für den Kunden nachvollzi­ehbar und verbindlic­h kalkuliert werden.
Tipp Damit der Gestalter die Gartenbesi­tzer und ihre Wünsche kennenlern­en kann, sollte zunächst ein ausführlic­hes Kennenlern­Gespräch stattfinde­n. Die Kosten sollten für den Kunden nachvollzi­ehbar und verbindlic­h kalkuliert werden.

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