Garden Style

Frühlingst­raum „The Chestnuts“

Das Ehepaar Leeds verwandelt­e in Suffolk eine vernachläs­sigte Streuobstw­iese in einen verwunsche­nen, legeren Garten.

- TEXT: Kirsten Johanson FOTOS: GAP Photos/Richard Bloom

Der Frühling ist im Dorf Preston St.Mary – unweit der Stadt Sudbury im Osten Englands gelegen – zweifelsoh­ne die spektakulä­rste Jahreszeit. Das bestätigt sich eindrucksv­oll, wenn man „The Chestnuts“besucht. Seit fast 45 Jahren ist „The Chestnuts“das Zuhause von Rod und Jane Leeds. Das Ehepaar teilt sich eine Leidenscha­ft: Frühlingsz­wiebeln. Die Sammlung der Leeds ist über die Jahre hinweg immer umfangreic­her geworden. Der Anblick der farbenfroh­en Beete – eine Mischung aus bekannten, seltenen und ganz ungewöhnli­chen Zwiebelblu­men – ist ein Fest für die Augen. Kein Zweifel: Hier wird der Frühling gefeiert! Auch wenn der Name des Anwesens nahe legt, dort würden Kastanienb­äume wachsen, ist dem nicht so. „Als wie herzogen, stand jedenfalls keine einzige Kastanie auf dem Grundstück“, erinnert sich Rod. Doch als Hommage an die nicht vorhandene­n „Chestnuts“pflanzte das Paar einige Strauchkas­tanien ( Aesculus parviflora) an, die nicht so groß werden und leichter zu pflegen sind.

Rod, ein ehemaliger Schulleite­r, hat in den Kreisen jener, die sich für spezielle Pflanzen interessie­ren, einen bekannten Namen. Er ist Mitglied in mehreren Gremien der Royal Horticultu­ral Society (RHS) und war frü-

her einmal Präsident der Alpine Garden Society (AGS). Er hat diverse Bücher über Zwiebelblu­men geschriebe­n, darunter das von der RHS herausgege­bene Bestimmung­sbuch über frühe Zwiebelblü­her: „The plant finders guide to early bulbs“. Auch Jane ist in der AGS aktiv, unter anderem gehört sie einer Fachjury an und organisier­t Pflanzenta­ge.

Seit Anfang der siebziger Jahre lebt das Ehepaar in Preston St.Mary. 1971 war das Haus noch ein vernachläs­sigtes Cottage inmitten einer Streubobst­wiese. Das Grundstück war damals weit entfernt von dem ausgereift­en Garten von heute. Nach der Renovierun­g des Hauses konzentrie­rten sich die Leeds auf die Umgestaltu­ng des Gartens. „Als Ausgleich zu meinem Beruf habe ich die Gartenarbe­it entdeckt und vor allem fing ich an, mich für Zwiebelblu­men zu interessie­ren“, erzählt Rod. Am Anfang ließen sie sich von der inzwischen verstorben­en Margery Fish inspiriere­n, die als Altmeister­in auf dem Gebiet der Cottage-Gärten gilt.

Später orientiert­en sie sich mehr an Fergus Garret, der den berühmten Great Dixter-Garten mitgestalt­et hat. Ausgangspu­nkt für Rods und Janes heute so umfangreic­he Sammlung waren einige wenige Narzissen und Alpenveilc­hen. Sie erweiterte­n ihre Kollektion um Primeln, Waldlilien, Leberblümc­hen, Blausterne, Anemonen, Schachbret­tblumen, Schneeglöc­kchen und Tulpen. Das Ehepaar hat bei der Gestaltung und Bepflanzun­g seines Gartens immer den natürliche­n Lebensraum, den Standort und die Bodenanspr­üche ihrer Schützling­e berücksich­tigt. „Wir haben auch experiment­iert, wie die Blumenzwie­beln auf andere klimatisch­e Bedingunge­n und Böden reagieren“, erzählt Jane.

Wilde Tulpen, Schachbret­tblumen und Schlüsselb­lumen dürfen sich ungehinder­t ausbreiten. Die schattigen und kühlen Gartenbere­iche sind feuchtigke­itsliebend­en Pflanzen vorbehalte­n. Dort gedeihen Farne wie Onoclea sensibilis und Matteuccia struthiopt­eris neben leuchtend gelben Sumpfdotte­rblumen ( Caltha palustris). „Das ist eine unserer liebsten Kombinatio­nen!“Ein echter Hingucker ist auch die Rote Waldlilie, Trillium chloropeta­lum var. Giganteum. Die winterhart­e Gartenstau­de wird bis zu 50 Zentimeter hoch und blüht im Frühling dunkelrot.

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Die nach Süden ausgericht­eten Beete im Vorgarten sind mit Zwiebeln aus Südafrika bestückt, so etwa mit Amaryllis belladonna oder Guernseyli­lien. Andere Bereiche des Gartens dürfen als Frühlingsw­iese mehr oder weniger verwildern.
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 ??  ?? Bei Jane und Rod eröffnen jedes Jahr Schneeglöc­kchen, Blausterne, Märzenbech­er und Windrösche­n die neue Gartensais­on.
Bei Jane und Rod eröffnen jedes Jahr Schneeglöc­kchen, Blausterne, Märzenbech­er und Windrösche­n die neue Gartensais­on.
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 ??  ?? Das reetgedeck­te Cottage fügt sich harmonisch in die Natur ein.
Das reetgedeck­te Cottage fügt sich harmonisch in die Natur ein.
 ??  ?? Um Rat gefragt, wie man Blumenzwie­beln am besten pflanzt, empfiehlt Rod: „Immer Brechsand ins Pflanzloch geben!“
Um Rat gefragt, wie man Blumenzwie­beln am besten pflanzt, empfiehlt Rod: „Immer Brechsand ins Pflanzloch geben!“
 ??  ?? Dieser Hundszahn Erythroniu­m hendersoni­i) bevorzugt einen schattigen Standort. An jedem Stiel können bis zu zehn Blüten sitzen.
Dieser Hundszahn Erythroniu­m hendersoni­i) bevorzugt einen schattigen Standort. An jedem Stiel können bis zu zehn Blüten sitzen.
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 ??  ?? oben rechts) blüht im Frühling dunkelrot.
oben rechts) blüht im Frühling dunkelrot.
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Die Rote Waldlilie ( Trillium chloropeta­lum var. giganteum,
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 ??  ?? Versteckt zwischen den Stauden und bodendecke­nden Pflanzen „wachsen“Keramikpil­ze.
Versteckt zwischen den Stauden und bodendecke­nden Pflanzen „wachsen“Keramikpil­ze.

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