Frühlingstraum „The Chestnuts“
Das Ehepaar Leeds verwandelte in Suffolk eine vernachlässigte Streuobstwiese in einen verwunschenen, legeren Garten.
Der Frühling ist im Dorf Preston St.Mary – unweit der Stadt Sudbury im Osten Englands gelegen – zweifelsohne die spektakulärste Jahreszeit. Das bestätigt sich eindrucksvoll, wenn man „The Chestnuts“besucht. Seit fast 45 Jahren ist „The Chestnuts“das Zuhause von Rod und Jane Leeds. Das Ehepaar teilt sich eine Leidenschaft: Frühlingszwiebeln. Die Sammlung der Leeds ist über die Jahre hinweg immer umfangreicher geworden. Der Anblick der farbenfrohen Beete – eine Mischung aus bekannten, seltenen und ganz ungewöhnlichen Zwiebelblumen – ist ein Fest für die Augen. Kein Zweifel: Hier wird der Frühling gefeiert! Auch wenn der Name des Anwesens nahe legt, dort würden Kastanienbäume wachsen, ist dem nicht so. „Als wie herzogen, stand jedenfalls keine einzige Kastanie auf dem Grundstück“, erinnert sich Rod. Doch als Hommage an die nicht vorhandenen „Chestnuts“pflanzte das Paar einige Strauchkastanien ( Aesculus parviflora) an, die nicht so groß werden und leichter zu pflegen sind.
Rod, ein ehemaliger Schulleiter, hat in den Kreisen jener, die sich für spezielle Pflanzen interessieren, einen bekannten Namen. Er ist Mitglied in mehreren Gremien der Royal Horticultural Society (RHS) und war frü-
her einmal Präsident der Alpine Garden Society (AGS). Er hat diverse Bücher über Zwiebelblumen geschrieben, darunter das von der RHS herausgegebene Bestimmungsbuch über frühe Zwiebelblüher: „The plant finders guide to early bulbs“. Auch Jane ist in der AGS aktiv, unter anderem gehört sie einer Fachjury an und organisiert Pflanzentage.
Seit Anfang der siebziger Jahre lebt das Ehepaar in Preston St.Mary. 1971 war das Haus noch ein vernachlässigtes Cottage inmitten einer Streubobstwiese. Das Grundstück war damals weit entfernt von dem ausgereiften Garten von heute. Nach der Renovierung des Hauses konzentrierten sich die Leeds auf die Umgestaltung des Gartens. „Als Ausgleich zu meinem Beruf habe ich die Gartenarbeit entdeckt und vor allem fing ich an, mich für Zwiebelblumen zu interessieren“, erzählt Rod. Am Anfang ließen sie sich von der inzwischen verstorbenen Margery Fish inspirieren, die als Altmeisterin auf dem Gebiet der Cottage-Gärten gilt.
Später orientierten sie sich mehr an Fergus Garret, der den berühmten Great Dixter-Garten mitgestaltet hat. Ausgangspunkt für Rods und Janes heute so umfangreiche Sammlung waren einige wenige Narzissen und Alpenveilchen. Sie erweiterten ihre Kollektion um Primeln, Waldlilien, Leberblümchen, Blausterne, Anemonen, Schachbrettblumen, Schneeglöckchen und Tulpen. Das Ehepaar hat bei der Gestaltung und Bepflanzung seines Gartens immer den natürlichen Lebensraum, den Standort und die Bodenansprüche ihrer Schützlinge berücksichtigt. „Wir haben auch experimentiert, wie die Blumenzwiebeln auf andere klimatische Bedingungen und Böden reagieren“, erzählt Jane.
Wilde Tulpen, Schachbrettblumen und Schlüsselblumen dürfen sich ungehindert ausbreiten. Die schattigen und kühlen Gartenbereiche sind feuchtigkeitsliebenden Pflanzen vorbehalten. Dort gedeihen Farne wie Onoclea sensibilis und Matteuccia struthiopteris neben leuchtend gelben Sumpfdotterblumen ( Caltha palustris). „Das ist eine unserer liebsten Kombinationen!“Ein echter Hingucker ist auch die Rote Waldlilie, Trillium chloropetalum var. Giganteum. Die winterharte Gartenstaude wird bis zu 50 Zentimeter hoch und blüht im Frühling dunkelrot.